Kapitel 28

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Keine zehn Minuten später bekam Ciel die Antwort auf seine Frage. Mit einem entspannten Seufzen lehnte er sich zurück, wo ihm Sebastians muskulöse Brust eine angenehme Stütze bot, während seine Finger mir hypnotischer Trägheit Kreise auf der Wasseroberfläche der gefüllten Badewanne zogen.

Er war wirklich tief gesunken. War er nicht vor ein paar Jahren noch das eiskalte Wunderkind gewesen, das ohne zu zögern seine Seele verkauft hatte, nur um sich an seinen Peinigern zu rächen?

Und was tat er jetzt? Er lag in den Armen des Dämonen, den er damals gerufen hatte - in den Armen seines eigenen Butlers, wohlgemerkt - und versuchte, zu vergessen, dass er Ciel Phantomhive war, das ach so bemitleidenswerte Waisenkind mit der traumatischen Vergangenheit, der frustrierenden Gegenwart und der verdammt düsteren Zukunft.

Doch obwohl sein Stolz beharrlich protestierte, ließ er einfach zu, dass all sein Frust und seine verbitterten Gedanken in der Wärme des Bades und des fremden Körpers schmolzen und fortgespült wurden wie Schnee vom ersten Frühlingsregen.

Nein, Protest war vollkommen unangebracht in dieser Situation. Dafür war es viel zu herrlich, jeden Atemzug des Anderen zu spüren, während er entspannt im warmen Wasser lag und seine Gedanken schweifen ließ, die so ruhig vor sich hintrieben wie die Wellen, die Ciels Finger in die Wasseroberfläche hineinmalte. Es war ein Gefühl, das er zuletzt empfunden hatte, als er noch ein naives, aber glückliches kleines Kind gewesen war.

Zuzugeben, dass er sich diese Zeit manchmal zurücksehnte, wäre nun wirklich zu viel für seinen Stolz gewesen, aber ein Teil von ihm wusste, dass er genau das tat.

"Du kannst anfangen, mich zu waschen", forderte er nach einer Weile schläfrig. Er fühlte sich gerade nicht danach, sich in irgendeiner Weise zu bewegen, aber umso mehr wollte er in diesem Moment berührt werden.

"Wie du wünschst", erwiderte Sebastian gehorsam, zögerte jedoch.

"Ich habe gesagt, dass du anfangen kannst. Was ist los?"

"Ich würde sehr gern eine ... neue Methode ausprobieren, wenn ich darf. Ich bin mir sicher, dass sie dir gefallen wird."

"Bitte, bitte. Mach, was du willst ..."

"Das ist die falsche Aufforderung, die man einem Dämonen geben sollte, aber wenn es dein Wunsch ist ..."

Sebastian beugte sich provokant ein wenig vor und musterte Ciels nackten Körper gründlich von oben bis unten.

"Hmm, ich glaube, ich fange oben an und arbeite mich dann langsam nach unten vor", überlegte er laut, bevor sein Lächeln verriet, dass er eine viel bessere Idee hatte.

Sein Grinsen verschwand wieder aus dem Sichtfeld Ciels, der sich fragte, was sein manchmal überraschend einfallsreicher Butler jetzt schon wieder vorhatte.

Er hatte noch keine Antwort gefunden, als sich plötzlich ein breiter Streifen Stoff - ein besonders feines, zusammengefaltetes Handtuch vielleicht? - über die Augen gelegt wurde.

"Was soll das, Sebastian?", beschwerte er sich halbherzig.

"Ich will nicht, dass Seifenwasser in deine Augen gerät", antwortete der Angesprochene, als wäre es völlig selbstverständlich und verknotete das Stück Stoff fest hinter Ciels Kopf.

Ja, sicher, das war der einzige Grund. Und Lau verkaufte Opium aus rein medizinischen Zwecken.

Trotzdem fügte sich Ciel ausnahmsweise. Was machte es schon für einen Unterschied, ob er seine Umgebung sah oder nicht?

Und wie er feststellte, benötigte er seine Augen auch gar nicht, um ganz genau zu wissen, was mit ihm passiert. Seine anderen Sinne übernahmen diese Aufgabe einfach und funktionierten mit ungewohnter Genauigkeit, um das fehlende Augenlicht auszugleichen.

Eine Teuflische Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt