[ Thomas ]

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Für: @Stern_schimmer

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"Du musst stillhalten Thomas, sonst kann ich die Wunde nicht verbinden!", herrsche ich den Läufer an, welcher ständig unter meinen Berührungen wegzuckt. Was kann ich dafür, wenn sich dieser Neppdepp aufschürft? Eine Wunde muss halt verbunden werden, da kann ich nichts machen.

Der Braunhaarige seufzt und als ich diesmal das Stofftuch um seinen Arm wickle, zischt er auf, hält aber tapfer weiter seinen Ellbogen hin. Nach der Prozedur klopfe ich dem Patienten auf die Schulter und schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln.
"Braver Junge", necke ich ihn und er verdreht übertrieben weit die Augen.
"Nur weil du ein Sani bist heißt das noch lange nicht, dass du dich aufspielen darfst, Sofie!", mault er, doch seine Mundwinkel zucken dabei verräterisch. Ich kichere nur, stupse ihn spielerisch an und hüpfe dann schnell außer Reichweite, damit er nicht dasselbe zu kann. Doch Thomas ist schneller: Flink springt er vom Behandlungstisch und kommt auf mich zugelaufen, die Hände weit ausgestreckt, sodass ich nicht entkommen kann. Ich kreische leise auf, als er seine muskulösen Arme um mich legt und somit jede Fluchtmöglichkeit abschneidet. So sehr ich mich auch gegen ihn stemme, er ist einfach zu stark und so muss ich mich hilflos durchkitzeln lassen. Schon bekomme ich kaum noch Luft, da geht endlich die Tür auf und Jeff steckt seinen Kopf in den Raum.
"Da seid ihr!", lacht der dunkelhäutige Hüter, macht aber keinerlei Anstalt, mir zur Hilfe zu eilen. Während meiner Kicheranfälle versuche ich den Jungen mit todbringenden Blicken zu durchbohren, was mir aber nicht so ganz gelingen will, sodass Jeff schließlich wieder verschwindet. Dieser Verräter!

Thomas lässt endlich von mir ab und so kann ich keuchend nach hinten stolpern, bis meine Schultern gegen die raue Wand der Sanihütte stößt. Verzweifelt versuche ich nach Luft zu schnappen, während der Läufer mich nur mit einem fetten Grinsen im Gesicht mustert. Da stößt er sich plötzlich vom Tisch ab, an den er sich gelehnt hatte, und kommt langsam auf mich zugeschlendert. Zuerst glaube ich noch, er will mich wieder kitzeln, doch er macht keinerlei Anstalt mich festzuhalten. Stattdessen bleibt er ganz knapp vor mir stehen, sein Blick wandert über mein Gesicht, als suche er etwas.
"Sofie?", flüstert er leise und aus irgendeinem Grund bleibt mir der Atem weg. Was wird das? Was passiert hier?

Als Thomas meinen verwirrten Ausdruck bemerkt, lächelt er; ein weiches, ein liebes Lächeln. Seine Augen bohren sich in meine.
Er hat wahnsinnig schöne Augen, fällt mir gerade auf. Dunkel wie das Weltall, sodass man sich darin verlieren könnte, wie in einem bodenlosen Traum. Ein Heliumluftballon scheint sich in meiner Brust aufzublasen, so leicht fühle ich mich auf einmal, als würde mich etwas hochzerren, höher und höher. Ohne es wirklich zu realisiere gebe ich dem Drang nach und stelle mich auf die Zehenspitzen, während Thomas sich zu mir herunterbeugt. Was passiert hier?

Es kommt mir vor wie in einem Traum, als unsere Lippen aufeinandertreffen. Man sagt doch, tausend Gedanken würden einem bei einem unbewusst lang ersehnten Kuss durch den Kopf jagen, doch bei mir... Leere. Nichts als Leere.

Alles was ich wahrnehme sind seine Hände, die sich auf meine Hüfte legen, sein Körper, der mich fest gegen die Wand presst, sodass diese protestierend aufquietscht. Sein Haar ist weich und samtig wie das feinfasrige Moos im Wald, es hat die perfekte Länge, um hindurchzufahren. Das merke ich, als meine Finger wie von selbst zu seinem Hinterkopf wandern, dort halt finden, als der Kuss immer intensiever wird.

Wie lange habe ich mich schon nach solch einer Nähe gesehnt, ohne es zu wissen? Wie lange warte ich schon auf Zuneigung? Und vor allem: Wie lange empfinde ich schon etwas für Thomas, die die Grenzen der Freundschaft übertreten? Noch nie habe ich eine dermaßiges Feuer in mir gespürt, das nun in mir tobt, noch nie war mir die Liebe einer anderen Person so sehr bewusst.

Thomas ist außer Atem, als wir uns voneinander lösen, so auch ich. Wir sehen uns einfach nur an und ringen nach Luft, keiner wagt es, den Moment mit Worten zu zerstören. Wir brauchen keine Worte. Wie verstehen uns auch so.

Nach einer Weile grinst er, süße Lachfältchen bilden sich an seinen Mundwinkeln.
"Ich liebe dich, Sofie", raunt er mit heiserer Stimme und ein angenehmer Schauer läuft mir über den Rücken.
Ich dich auch, will ich sagen, doch dazu komme ich nicht mehr. Denn da beugt er sich schon wieder vor und macht mich mit einem weiteren Kuss sprachlos.

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