[ Thomas ]

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Für: Merve

× × ×

Ich binde mir gerade meine braune Mähne zu einem straffen Zopf zurück, als es an meiner Tür klopft.
Als einziges Mädchen auf der Lichtung habe ich ein eigenes Zimmer zugesprochen bekommen, um der unmittelbaren Nähe von gaffenden Lichtern zu entgehen, dafür bin ich Alby echt dankbar.
Mit einem Ruck ziehe ich die Tür auf und ein perplex dreinsehender Minho steht davor, die Hand noch halb erhoben. Dann fängt er sich wieder und grinst sein typisches Minho-Grinsen.

"Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute mit Ben laufen werde und du mit Thomas. Du hast doch sicher nichts dagegen, oder?", spöttelt er und zwinkert mir zu.
Als Antwort verdrehe ich nur seufzend die Augen und drängel mich an ihm vorbei. Deutlich kann ich seinen vieldeutigen Blick in meinem Rücken spüren, aber ich drehe mich nicht mehr nach ihm um. Soll er doch denken, was er will; Thomas und ich sind beste Freunde, wie Geschwister, und werden es auch immer bleiben.
Für Thomas wird es immer so bleiben; ich dagegen werde den Schein nur weiter trügen. Denn ich kann und will unsere Verbindung nicht zerstören, indem ich in meiner Naivität meine Freundschaft-Plus-Gefühle zu ihm gestehe. Niemals!

Am Tor sehe ich schon meinen Laufpartner für heute stehen, der sich mit lockeren Dehnungsübungen aufwärmt. Als ich näher komme hebt er den Kopf und lächelt mich an.

"Guten Morgen, Merve", flötet er mir gut gelaunt entgegen und ich beginne ebenfalls, meine Waden zu dehnen.
"Dir auch Strunk", antworte ich schelmisch und strecke ihm frech die Zunge heraus. Er lacht und strubbelt mir durchs Haar.
"Kleine freche Biene", grinst er, dann öffnen sich knirschend die Tore und wir rennen los.

Eine Zeit lang sagt niemand etwas, jeder macht sich nur Notizen, schneidet Eufeuranken ab oder hängt seinen eignenen Gedanken nach. Wie schon so oft frage ich mich, wer wohl hinter diesem ganzen Labyrinth steckt. Dient es nur zur Unterhaltung anderer Menschen? Haben wir etwas in unserem früheren Leben verbrochen, dass wir nun hier gefangen gehalten werden?
Eine weiche Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und lässt mich zusammenzucken. Erschrocken sehe ich mich um und blicke genau in Thomas' warme, belustigt funkelnde Augen.

"Nana, nicht so schreckhaft.
Wir machen eine Pause hier, okay?", fragt er und lässt sich, ohne eine Antwort meinerseits, auf den Boden sinken. Ich tue es ihm gleich und setze mich im Schneidersitz neben ihn, mein Knie berührt dabei sacht seinen Oberschenkel. Stumm essen wir unseren Proviant und starren ins Leere.

Ich sehe ihn als Erstes.

Den schleimigen Körper und die Spinnenbeine, die ungelenk auf uns zugedackelt kommen. Panisch schreie ich auf und deute auf das Vieh, welches zielgerade auf uns zuschleicht, grüner Geifer rinnt aus seinem kreisrundem Maul. Thomas packt mich am Arm und zerrt mich eilig hoch.

"Renn!", brüllt er und sprintet los, ich hefte mich dicht an seine Fersen. Als der Griewer sieht, dass wir flüchten, knurrt er auf und greift uns an. Sein Skorpionarm saust durch die Luft, trifft aber weder mich noch Thomas.

Wie zwei Irre rennen wir um die Ecken, schlittern über den Boden und versuchen krampfhaft das Monster abzuhängen. Ein paar Male hätte es mich fast gepackt, doch immer wieder hat mich Thomas nach vorne gerissen und somit außer Rsichweite gebracht. Da schnell auf einmal der Greifarm an mir vorbei und umgreift Thomas' Arm. Ruckartig wird er zurückgerissen und schlägt hart am Boden auf, er stöhnt schmerzerfüllt und versucht die Hand freizubekommen. Auch ich bleibe stehen, aber er winkt mich hektisch weiter, die Augen geweitet vor Angst.

"Lauf schon!", schreit er und tritt um sich, als der Griewer versucht ihn näher zu sich zu schleifen. Zittrig greife ich zu meiner Brusttasche, wo ich ein kleines Messer ziehe und dann auf den Griewer zurenne. Mit einem lauten Aufschrei hole ich aus und ramme die Klinge in den eisernen Arm, der daraufhin zuckt, aber sich nicht zurückzieht. Erneut hole ich aus, treffe das Gelenk. Doch ehe ich ein drittes Mal zustechen kann, trifft mit ein Spinnenbein am Rücken und ich werde gegen die nächste Wand geschleudert. Ich höre Thomas schreien, meinen Namen rufen, aber das alles verhallt wie in einem großen Saal und mir wird schwarz vor Augen.

Oneshots +Where stories live. Discover now