56. Horror tales

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Ich schlurte in die Kantine und grüßte wie immer mit einem "Hey, Kell." und erntete das gewohnte "Hey, Shell." Dennoch war an diesem Tag nichts wie gewohnt. Alles fühlte sich verdreht an. So wie es nicht sein sollte. Hinter mir her trotten Madlin und Franzi. Wir hatten Madlin erzählt, was passiert war und beschlossen, in der Kantine auf die Polizisten zu warten. "Ich glaub es nicht, ich bin wirklich schockiert." sagte Madlin. Franzi hatte meine Hand genommen und hielt mich fest. Wir setzten uns an einen Tisch und rätselten, wer dahinter stechen konnte. "Es muss jemand sein, der offenbar hier problemlos rein gekommen ist." sagte Franzi. "Vielleicht ein Bote, der die Blumen gebracht hat." Madlin schüttelte beinahe ernergisch den Kopf. "Ich war den ganzen Morgen da, die sind nicht abgegeben worden. Ich war in Franzis Büro und hab schon in aller Frühe das alles her gerichtet. Die muss jemand unbemerkt da hin gestellt haben." erklärte Madlin und bei uns dreien schnürrte sich die Kehle zu. "Dann könnte es einer aus der Crew sein." sprach ich aus, was wir alle drei dachten. Mir lief es Eis kalt den Rücken runter und auch die beiden anderen sprachen kein Wort.

"Vielleicht der vom Ton, der steht auf dich, dass wissen alle hier." sagte Madlin. Und nächsten Moment wurde ich von hinten angesprochen. Die Polizei war eingetroffen und zu meinem Glück hatte man die beiden bereits mit dem Fall betrauten zu uns geschickt. Auch sie blickten ernster drein als noch den Tag zuvor. Sie stellten allerhand Fragen und mir rauchte der Kopf. Ich fühlte mich mit jeder Frage unsicherer in diesem Studio. Madlin organisierte bereits, das der Dreh an diesem Tag für mich ausfallen würde. Der Drehplan wurde umgestellt, so das ich mich erstmal wieder entfernen konnte. Ich fragte mich, wo wir nur hin gehen sollten. Ich sprach die Polizistin direkt an: "Wäre es besser, wir würden die Nacht in einem Hotel verbringen?" fragte ich unsicher. "Ich denke, ihr Haus ist soweit gut abgesichert, dass sie dort sicherer aufgehoben sind, als in einem einfacher zugänglichen Hotel. Ich würde ihnen raten sich heute in ihrem Haus auf zu halten. Vielleicht können wir schon heute etwas heraus finden. Wir werden sämtliche Kollegen befragen müssen." Ich schüttelte den Kopf und konnte es einfach nicht fassen. Franzi legte ihren Arm um mich. Ich wusste, sie war auch so ängstlich wie ich, aber ich konnte kaum für sie da sein. Es fühlte sich an wie ein Ring aus Feuer, der sich immer fester um mich zog und bereit war, mich zu verbrennen. "Was machen wir mit der Pressekonferenz übermorgen? Sollte ich die besser ab sagen?" fragte nun Madlin die Polizisten. "Das müssen sie entscheiden, aber wenn sollten sie auf jeden Fall für Sicherheitspersonal sorgen. Das ist eben eine Gradwanderung. Es bringt auch nichts, sich komplett zu verkriechen und das Haus nicht mehr zu verlassen." Ich nickte. "Genau, sagte ich kampfessicher. Ich lasse mich nicht wieder einsperren. Ich werde mich heute zurück ziehen, aber ab Übermorgen werden wir normal weiter machen. Wir werden ihn wohl am ehesten erwischen, wenn ich mich auch präsentiere." sagte ich und spürte, wie die Wut in mir hoch kochte, dass jemand versuchte, mich zu kontrollieren. Der Polizist wies noch einmal darauf hin es nicht zu übertreiben und bei aller Entschlossenheit darauf zu achten, dass die Sicherheit nicht auf der Strecke blieb. Die Polizistin versprach mir, mir Rückmeldung zu geben, wenn sie etwas erfahren würden. Sie machten sich an die Arbeit und Madlin telefonierte und organisiert mal wieder ohne unterlass. "Wie geht es dir, Franzi." fragte ich sie und streichelte ihr durchs Gesicht. "Ich weiß nicht, dass ist schon alles sehr beängstigend, aber ich muss dir Recht geben. Ich bin auch nicht gewillt, mich davon all zu sehr einschüchtern zu lassen. Aber ein bischen tut es das." sagte sie. Ich küsste sie und schloss sie in meine Arm. "Mädels, ich konnte zwei Nachtwächter engagieren, die heute am Tor wache schieben und für die Pressekonferenz organsiere ich noch zwei Bodyguards, die dich begleiten, ok?" Ich nickte und fand es scheußlich, dass ich nun wieder mit zwei Schatten unterwegs war. Zu Beginn meiner Karriere waren es sogar drei. Die Serie hatte einen solchen Wahnsinn ausgelöst, dass ich gar nicht mehr ohne vor die Tür treten konnte. Ich hasste es und nun war ich wieder an dem Punkt. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied. Es gab eine echte Bedrohung und das war das erste Mal, das ich das erlebte. Und ich hoffte inständig, dass es so schnell wie es gekommen war, auch wieder verschwinden würde.

Ich hakte Franzi unter, verabschiedete mich von Madlin und wir fuhren wieder nach Hause.

Ich war müde und es zog mich ohne Umweg in gemütliche Klamotten und rücklings auf das Sofa. "Schatz, wollen wir was kochen?" Ich ließ die Frage kurz auf mich wirken und spürte auch, dass ich hungrig war. "Mir ist der Appettit vergangen." grummelte ich vor mich hin. "Das klingt nach Hunger." sagte sie überzeugt ruhig. Ich schnappte mir ein Kissen und vergrub mein Gesicht darin. Ich konnte und wollte einfach nicht verstehen, was da passierte. Ich verstand nicht was das sollte. Ich wünschte mir doch einfach nur, mit meiner Franzi glücklich zu sein. Ich spürte, wie diese Belästigungen mich unbändig wütend machten. Wie ein Stachel, der in einen Ballon stach ohne ihn zum Platzen zu bringen. Sofort wieder alle Sicherheit auf Maximum gedreht. Wie vielen Frauen mussten so etwas erleben, ohne auch nur den Funken von Hilfe zu bekommen. Verdammt, sogar drehen durfte ich nicht. Zu gefährlich, so lange unklar war, wer dahinter steckte. All meine Hoffnung war auf die Arbeit der Polizisten gestützt. Sie mussten es heraus finden. So schnell wie möglich. Mein Handy klingelte, als hätten sich meine Gedanken zeitsynchron übertragen. Ich rollte mich in Lichtgeschwindigkeit von dem Sofa und war kaum in den Stand gekommen, hielt Franzi mir mein Handy bereits unter die Nase. Eine unterdrückte Nummer. Ich war mir sicher, es musste die Polizei sein. Ich ging ran und meldete mich. Franzi sah mich erwartungsvoll an und am anderen Ende meldete sich niemand. Die Leitung stand, das konnte ich hören. "Hallo?" fragte ich vorsichtig, aber keine Reaktion. Ich wusste, das musste der Mensch sein musste, der mir die Briefe und Rosen geschickt hatte. Offenbar war auch meine private Nummer nicht sicher vor dieser Person. Mein Puls raste und mein Geist war zu Eis erstarrt. Franzi signalisierte mir bereits hecktisch einfach auf zu legen. Ich fragte noch einmal etwas leiser und merklich vorsichtig "Hallo?" Aber wieder keine Antwort. Ich bewegte meine tauben Muskeln und wollte soeben das Telefonat beenden als ich noch im letzten Moment ein "Hallo?" hörte. Eine Frauenstimme laut und deutlich. "Wer ist da?" fragte ich und spürte, dass die Stimme mir nicht gänzlich fremd war. "Entschuldigen sie, ich war in ein Funkloch geraten, unglaublich, dass es die heute noch gibt." Mein Geist sortierte und fand das passende Gesicht zu der Stimme. Die Polizistin. "Haben sie herausgefunden, wer hinter den Aktionen steckt?" fragte ich sofort los. "Leider nein. Wir haben alle aus dem Team befragt, aber alles unauffällig. Wir hatten mehrfach den Hinweis bekommen, dass es einen Mitarbeiter gäbe, der in sie verliebt sei. Auch ihn haben wir befragt, aber konnten auch bei ihm keine Auffälligkeiten entdecken." Ich schüttelte den Kopf und konnte auch in Franzis Augen die Enttäuschung sehen. "Die Briefe und die Blumen gehen jetzt in das Labor und werden dort auf Fingerabdrücke oder sonstige Spuren untersucht. Wenn sich daraus etwas ergeben sollte melde ich mich umgehend bei ihnen." Ich musste schlucken, um die Fassung zu bewahren und brachte nur noch ein zögerliches "Okay;" heraus. Wir verabschiedeten uns und ich beendete das Gespräch. Ich setzte mich wieder aufs Sofa und legte das Handy auf den Tisch vor mir. "Was hat sie gesagt?" fragte Franzi und setzt sich zu mir. Ich einem unkontrollierten Ausbruch meiner Wut packte ich ein Kissen und schleuderte quer durch mein Wohnzimmer. "Ich will frei sein." polterte es aus mir heraus. Franzi zuckte zusammen und ich erschrack, dass ich sie erschreckt hatte. "Es tut mir leid." entschuldigte ich mich bei ihr und schloss sie in meine Arme. Sie hielt mich, hielt mich einfach nur fest. "Sie werden ihn finden, ganz bestimmt. Ich liebe dich." sagte sie und berührte mich tief in meinem Herzen. Ich küsste sie und wurde mir einmal mehr bewusst, dass ich nicht alleine war. Ich konnte teilen, was mir widerfuhr. Wie ungeheuer schön das war, dass ich nicht alleine war damit. Ich hatte eine wundervolle Frau an meiner Seite, die mich in den Arm nahm, obwohl ich gewütete hatte. Die mich tröstete, obwohl sie selbst Trost brauchte, die für mich kochte, auch wenn sie keinen Hunger hatte. Ich machte mich von ihr los und legte meine Hände in ihr Gesicht: "Ich bin die unfassbar dankbar, dass du in mein Leben gekommen bist." Das war angekommen, genau da wo es ankommen sollte, in ihrem Herzen. Ich sah, wie die Rührung ihre Nackenhaare auf stellte. Wir hielten uns, küssten uns, hielten uns wieder. Ich war vollgepumpt mit berauschender Liebe und doch auch Verzweiflung, dass wir einer so bedrohlichen Situation ausgesetzt waren. Das war nicht fair. Ich flehte innerlich gen Himmel, dass wir wieder erlöst würden, von dem, was vor sich ging.

@lialight

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Eure

lialight


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