36. Green friday

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Franzi

Der Abend rückte näher. Ich würde mir die ganze Nacht um die Ohren schlagen, um das Interview mit Shelly zu sehen. Ich fragte mich am laufenden Band, ob es überhaupt Sinn machte. Es war ein einfaches Interview zur aktuellen Staffel, also warum sollte ich mir das anschauen? Ich musste mir eingestehen, dass ich mir auch als Fan, bevor wir uns ineinander verliet hatten, dieses Interview angesehen hätte. Nicht in der Nacht, aber ich hätte es mir angesehen. Ich war einfach nur ein Fan, nichts weiter. Selbst an diesen Punkt konnte ich nicht mehr zurück. Ich bedauerte kurz, dass diese Zeit mir genommen war, die so viel leichter und unbeschwerter war. Aber was ich erlebt hatte war so viel schöner noch. Dieses Gefühl schaffte es mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ohne das mir die Tränen wieder herab kullerten. Es war eine so unglaublich schöne Zeit, dass ich die Stiche wieder fühlte, die ihr Verlust noch in mir auslösten. Würde ich irgendwann ganz ohne Schmerz daran zurück denken können? Dieser Gedanke fraß sich direkt in meine Seele und brodelte in mir etwas an. Warum sollte ich zurück denken müssen? Warum ist das alles so abrupt geendet? Das durfte nicht sein. Dieses unbändige Gefühl plusterte sich mit einem Mal in mir auf. Es mixte einen Cocktail aus Angst, Freude, Wut, Liebe, Trauer und Mut und schickte mich komplett in den Error. "Ich mach Feierabend." brachte ich noch heraus, bevor ich Svens entsetzten Gesichtsausdruck erntete und aus dem Büro stürmte. Ich platze zu Sandrine ins Zimmer, die gerade ihre Beratung beendete und tigerte auf und ab. Diese Verabschiedung vom Kunden schien eine unendliche Ewigkeit zu dauern und ich wollte doch das Chaos in mir los werden. Sie sah mich mindestens genauso entsetzt an wie Sven und mühte sich, den Anrufer schnell aus der Leitung zu bekommen. Aber wie Mister Murphy nun mal will, hatte sie eine rechte Quasselstrippe in der Leitung. Ich tigerte und dachte, fühlte und dachte wieder. Erinnerte mich, wurde wieder traurig, lächelte und hörte sie innerlich lachen. Was für eine Befreiung als Sandrine es endlich sagte: "Auf wiederhören." und klick, aufgelegt. "Süße, was ist passiert?" fragte sie mich. "Ich habe beschlossen, dass meine Beziehung zu Shelly so nicht enden darf. Verstehst du? Ich liebe diese Frau und wenn sie mich wirklich nicht mehr will, dann muss ich es von ihr selbst hören. Dann muss ich mcih zumindest ordentlich verabschieden können. Verstehst du, was ich meine? Das darf verflucht noch mal so nicht enden." wetterte ich vor mich hin. "Was willst du jetzt tun? Willst du hin fliegen?" fragte Sandrine kopfnickend. Damit stürzte mein zartes Pflänzchen Mut wieder ein und ich sackte auf einen Stuhl "Ich weiß es nicht. Die Vorstellung tausende Kilometer zu fliegen, sie auf zu suchen und dann weg geschickt zu werden, das ist unerträglich. Aber ich muss irgendetwas tun. Ich kann das so nicht stehen lassen. Es zerreißt mich. Ich liebe sie verdammt, ich liebe Shelly." Sandrine verstummte. Sie dachte nach, überlegte und hin und wieder nickte sie. "Franzi, ich mache mir Sorgen, wenn du da hin fliegst und am Ende irgendwelche Managmentheinis dich weg schicken. Ich kann total verstehen, was du meinst, aber ich fänd eine geschütztere Atmosphäre besser. Wenn du überhaupt an sie ran kommst und sie dich ablehnt, wäre es mir wohler zu wissen, dass du nicht alleine bist." Schweigen. "Diese verdammte Entfernung nun auch noch." fluchte ich. Ich war erwachsen und selbst in der Lage mit mir und meinen Gefühlen zu händeln. Aber ich musste eingestehen, dass Sandrine recht hatte. Eine Abfuhr und dann alleine in einem Land ewigweit entfernt von meinem zu Hause und keiner da, der mich in den Arm nehmen würde. Eine schmerzliche Vorstellung. Aber wenn sie mcih nicht ablehnen würde, dann wären es ihre Arme in denen ich liegen würde. Aber das konnte ich nunmal nicht wissen. Mein Kopf ratterte und überlegte, wägte ab. Mein Herz überschlug sich und schüttete im Sekundentakt ein anderes Gefühl aus. "Franzi, was auch immer du tun willst. Ich steh hinter dir und helfe dir, hörst du?" riss mich Sandrine aus meinem Chaos. "Ich will nur wieder zurück in ihre Arme", weinte ich."Sie fehlt mir so entsetzlich." Sandrine nahm mich in die Arme und hielt einen weiteren Wasserfall auf ihrer Schulter aus. "ich weiß, Süße, ich weiß." sagte sie mitfühlend. Ich brauchte ein Weilchen, um wieder zu mir zu kommen, aber fühlte mich ruhiger danach. "Franzi, wenn dir das zu viel ist, müssen wir das Interview nicht schauen. Vielleicht tut es dir besser, sie nicht zu sehen." schlug sie vor. "Doch, ich will sie sehen. Ich muss wissen wie sie aussieht und wie es ihr geht. Ich weiß, ich werde es fühlen." antwortete ich sicheren Willens.

Shelly

Ich tigerte auf und ab in meiner Garderobe. Ich wurde immer nervöser. Mein Adrenalinpegel steigerte sich zum Fieber der Lampen und ich fürchtete die Fragen, die auf mich einprasseln würden. Ich musste meinen Job machen und hatte doch nur einen Gedanken, Franzi. meine Liebe für sie entbrannte ein Feuer in mir das loderte und immer höhere Flammen schlug. Wie gerne hätte ich sie jetzt bei mir gehabt. Ich spürte wie sich in mir etwas drehte. Prioriäten verloren ihren Wert und mein Blick schien sich einmal um mich selbst zu drehen. Ich nahm den Fanbrief von Sharon noch einmal zur Hand. "Es tut mir so leid, Sharon, du hälst mich für eine Heldin und ich bin ein blöder Feigling." sprach ich zu dem Papier. "Führst du Selbstgespräche?" fragte mich eine mir vertraute Stimme. Ich drehte mich um und Ron stand im Raum. "Nein, hab nur laut gedacht." tat ich seine Frage peinlich ertappt ab. "Bist du soweit? Ich muss dein Make up machen, ihr fahrt in einer halben Stunde zum Sender." fragte er mich und war sich im Fragen schon sicher, dass ich so alles andere als bereit war. "Ich komme." antwortete ich knapp und steckte mir den Brief in die Hosentasche.

In der Maske angekommen. Puderte, pinselte und tupfte Ron fleißig drauf los. "Ich weiß, ich sollte jetzt besser nichts fragen. ich will dir nur sagen, dass ich total mit dir fühle. Du siehst so traurig aus. Es ist verdammt hart so erfolgreich zu sein wie du." sagte er und ich sah, wie ihm statt mir die Tränen in die Augen stiegen. "Das ist lieb von dir danke. Ich fühl mich so betäubt und weiß nicht wie mir geschieht grade. Ich hab keine Ahnung wie ich dieses Interview überstehen soll. Aber irgendwie werde ich es schon hinter mich bringen." gestand ich. "Ja, du bist Profi, du wirst das schaffen. Ich frage mich nur, ob es das ist, was du wirklich willst." Als ich diese Worte hörte musste ich die Augen öffnen und war mir gewiss, dass ich jetzt ermahnt werden würde, die Augen zu zu lassen. Aber das tat er nicht, er lächelte mich an. Ich glaube, ich blickte, als wäre ich gerade erleuchtet worden. "Du liebst sie, hol sie dir zurück." ermutigte er mich. Die Flammen in mir ergriffen nun meinen ganzen Körper. "Sie will mich nicht mehr. Das hat sie gesagt und ich kann es verstehen. Dieser ganze Medienrummel macht mich schon fertig, wie wird es ihr dann damit gehen." Ron legte seine Schminkwerkzeueg zur Seite, setzte sich vor mich und legte seine Hand auf mein Knie. "Shelly, hat sie es gesagt? Hat Franzi dir das gesagt?" Ich runzelte die Stirn und verstand nicht recht, was Ron mir damit sagen wollte. "Äh..nein." stammelte ich. "Woher weißt du es dann?" fragte er mich eindringlich. Das war ein neuer Gedanke, den er da weckte. Ich wusste es nicht von Franzi. "Madlin hat...." mir brach die Sprache ab. Mein Zweifel an Madlin wuchs in diesem Moment ins unermessliche. "Na klar hat sie, sie hatte dich nicht mehr unter Kontrolle und hat ihre Felle davon schwimmen sehen. Ich finde, wenn Franzi tatsächlich nichts mehr von dir will, dann soll sie es dir zumindest selber sagen." Ich glaubte aus einem Dornröschenschlaf zu erwachen. Hatte Madlin mich angelogen? Würde sie tatsächlich so weit gehen? Und liebte mich Franzi vielleicht doch noch? In mir sprudelte die Hoffnung bis hin zur tiefen Freude. "Aber mein Image." stammelte ich kurz und spürte gleich wie egal mir das geworden war. "Ach, kreiire ein neues. Ihr zwei heißen Mädels, wenn da mal nicht deine Fans drauf stehen." Meine Mundwinkel schoben sich immer weiter nach oben. Er hatte Recht und fütterte meinen Kampfgeist mit jedem Wort ein bisschen mehr. Ich sprang auf und drückte ihm einen Kuss auf seine Wange: "Ron, du bist einfach der beste der Welt." sagte ich mit neuem Mut und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. "Nich weinen Süße, sonst muss ich auch und überhaupt, dein Make up. Herrje." schimpfte er nicht wirklich ernsthaft und tupfte sofort an mir rum. "Okay, okay, ich reiß mich zusammen." versprach ich, lehnte mich im Stuhl zurück und schloss meine Augen. "Du machst jetzt erstmal dieses Interview und dann holst du dir deine Frau zurück, verstanden?" drohte er mir mit bebender Stimme und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, den er gleich wieder weg puderte. "Ja, das mache ich." versprach ich ihm und wir lachten herzhaft miteinander. Wie schon es war, endlich jemanden an meiner Seite zu wissen, der für uns war, für mich und Franzi. Sicher waren es noch ein paar andere, aber keiner hatte es gesagt, außer Ron. Als ich die Maske verließ gaben wir uns ein high five und ich wurde mit einem Klaps auf den Hintern aus dem Raum katapultiert. Ich war erleichtert und hatte endlich wieder das Gefühl zu wissen, was ich wollte.

©lialight



Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt