17. Franzi's world (Part 2)

1.9K 105 8
                                    

Ein paar Nachrichten gingen zwischen Shelly und mir hin und her. Sie musste einen wirklich anstrengenden Tag gehabt haben. Ihre Nachrichten am nächsten Morgen zu lesen, zeigte mir ganz klar, dass sie erledigt war. Ich war etwas traurig, dass wir nicht hatten Skypen können. Ich war mir sicher, es würden noch einige solcher Tage folgen.

Sie fehlte mir wahnsinnig. Ihr Wesen, ihre Leichtigkeit und ihr bezaubendes Lachen. Es fühlte sich wieder so traumhaft an, einfach unglaublich. Ich überlegte, ob ich noch eine Chance haben könnte, erneut nach Vancouver zu reisen. Ich checkte mein Konto und musste mir eingestehen, dass ich erstmal wieder etwas ansparen musste.

Der Abend brach herein, der Arbeitstag war schon besser geschafft als am Tag zuvor und ich wusste nicht recht wohin mit mir. Kaum hatte ich mich entschlossen, mir ein paar Folgen der Serie in der Shelly die Hauptrolle spielte an zu sehen, klingelte es auch schon an der Tür. Ich wunderte mich, wer so unangekündigt vorbei gekommen war. Erlaubt hatte ich es nur einer Person in meinem Leben, Sandrine.

Ich ging an die Sprechanlage und hörte nach.

"Hey, lass mich rein alte Tröte." schallte es lachend in den Hörer. Ja, das war eindeutig Sandrine.

Sie kam mit einem Wein und frisch duftendem Popcorn die Treppe hoch und grinste vor sich hin.

"Was machst du hier?" fragte ich sie.

"Na was schon, meiner Freundin den Liebeskummer vertreiben."

"Aber ich habe keinen Liebeskummer." meinte ich.

"Nee ist klar, deine Freundin, in die du total verliebt bist, lebt Milliarden Kilometer weit weg und du willst mir erzählen, dass du keinen Liebeskummer hast?" Da musst ich ihr Recht geben. Es machte mich wirklich traurig, dass ich sie nicht um mich hatte.

"Na los, komm schon. Hol uns zwei Gläser und lass uns den Wein köpfen und wenn du mir noch was erzählen willst, dann erzählst du einfach." sagte sie und schon hatte sie es sich auf meinem Sofa gemütlich gemacht und knabberte munter an den Popcorn. Ich lachte und schnabte mir zwei Gläser und einen Korkenzieher. Das war Sandrine wie sie leibt und lebt. Sie war einfach eine ganz wundervolle Freundin.

" Hey, ist das nicht diese Serie, von der du die Stars getroffen hast?" fragte sie und deutete auf das Fernsehbild.

"Ja, genau. Ich mach einfach aus." bot ich ihr an.

Sie verzichtete darauf und wollte unbedingt ein paar Folgen sehen und natürlich fragte sie mich aus über die Stars. Ich stolperte im Erzählen, wusste ich doch tatsächlich nur über Shelly wirklich etwas. Ich versuchte wirklich alle Infos über alle ausgewogen zu halten. Auf keinen Fall durfte sie mehr erfahren als sie wusste. Es fiel mir unglaublich schwer, nicht zu schmunzeln, grinsen und so wenn ich von Shelly erzählte und es durfte mir vor allem nicht wieder ein Versprecher passieren. Sadrine musterte mich dennoch forschend. Ich war mir sicher, dass sie trotzdem ein wenig angebissen hatte und es heraus finden wollte, wer von diesen Frauen in der Serie die meine war.

Ich setzte mein Pokerface auf und ließ mir nichts anmerken.

"Wie seit ihr denn zusammen gekommen. Also innerhalb von einer Woche, dass ist verdammt schnell."

Ich grinste vor mich hin: "Sie hat an meine Tür gekloppt, dann haben wir gequatscht und sind irgendwann übereinander her gefallen." Sandrine lachte schallend auf. Sie hielt es für einen Scherz. Es verschlug ihr abrupt das Lachen, als sie erkannte, dass ich nicht mit lachte.

"Das meinst du ernst? Echt jetzt?"

"Jepp." gab ich ihr schlicht zur Antwort.

"Ich fasse es nicht, dass ist ja besser als im Film. Und dann war euch sofort klar, dass ihr zusammen seit?" fragte sie mit aufgerissenen Augen.

"Nein, als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, war sie weg und ich war mir sicher, dass es das war. Aber dann hatte sie mich zum Frühstück eingeladen und wollte unbedingt, dass ich länger in Kanada bleibe. So war das. Und dann habe wir ein paar total schöne Tage gehabt und beide ständig schiss, dass wir es nicht ernst miteinander meinen. Ich sag dir, wir müssten uns quasi ganz rational klar machen, dass wir wirklich und unumgänglich zusammen gehören." Sandrine schmachtete vor sich hin. "Oh wie schön du strahlst. Ich freue mich so sehr, dass du das erlebt hast. Hat sie sich nochmal gemeldet?" fragte sie.

"Ja, ständig und immer wieder." lachte ich. "Hattest auch Zweifel, was?"

"Ja, irgendwie ist diese Geschichte zu schön um wahr zu sein. Das ist Liebe auf den ersten Blick."

"So ist es." antwortete ich verträumt und mir wurde zum ersten Mal klar, dass ich mich tatsächlich auf den ersten Blick verliebt hatte. Ausgerechnet ich, die ich nie daran geglaubt hatte. Ausgerechnet ich, die ich klare Prinzipien hatte, niemals Sex beim ersten Date. Das Leben hatte mich überrumpelt und mich mit dem Kopf mitten rein in das Meer der Liebe getunkt. Während meine Gedanken so vor sich hin geisterten, überkam mich auch eine tiefe Trauer. Ich wollte so gerne Sandrine einweihen, aber ich hatte es Shelly versprochen, niemand durfte von unserer Beziehung erfahren.

Sandrine lachte lauthals los: "Wie geil, das ist die Hammer story." Mir schien, die ersten Weinschlücke zeigten ihre Wirkung und Sandrine schob nun ihren eigenen Film: "Wuhu, wenn mir das mit Jonny Darb doch nur passieren würde. Der ist so heiß." Ich musste lachen, ihre Fantasie nahm nun ihren Lauf. Sie nahm die Fernbedienung und drückte auf Pause. Shelly in der Totale war das Standbild. Natürlich. Ich stellte mir einfach vor, sie wäre bei uns. "Boah, dieser Hintern. Wenn Jonny an meine Zimmertür klopfen würde, da gäb es kein Halten mehr. Den würde ich sofort auf mein Bett werfen, ich würde ihm das Hemd vom Leib reißen und dann würde ich mit meiner Hand..." schwärmte sie, schaltete die Stereoanlage an und drehte die Musik auf.

"Stop, Sandrine zu viel Information." lachte ich. Sandrine lachte mit und schob meinen kleinen Wohnzimmertisch zur Seite. Wir tanzten und machte ein Video für meine Freundin, lachte Sandrine. Ich musste auch lachen, aber vor allem weil ich dachte, wenn du wüsstest, wem ich das schicken werden. Wir stopften uns mit Popcorn voll und schafften es, den Boden der Weinflasche zu erblicken. Ich entschied mich, in meinem beschiggerten Kopf, Sandrine ein Bett zu richten. Sie übernachtete bei mir und am nächsten Tag würden wir gemeinsam mit dickem Schädel zur Arbeit fahren.

©Lialight


Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt