29. Best friend

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Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Sofa gelegen hatte, mit aufgerissenen Augen. Sie waren trocken. Mein Körper war nicht gewillt sich zu bewegen und mein Kopf kannte nur einen Gedanken: Shelly. Jetzt war sie wieder weg und ich wollte einfach nicht wahr haben, dass die halbe Weltkugel zwischen uns lag. Das konnte doch einfach nicht sein.

Das klingeln der Tür ließ mich hoch schrecken. "Shelly?" rief ich und rannte zu Tür. Ich geriet etwas ins Schleudern, mein Kreislauf konnte mit meinem Tempo nicht mit halten. Hektisch drückte ich auf den Türöffner. Ich war zutiefst überzeugt, es war Shelly, die da vor der Tür stand. Mein Blick sollte jedoch jemand anderen erfassen. Sandrine. So sehr ich mich freute sie zu sehen, so war ich doch auch zutiefst enttäuscht, dass es nicht mein Schatz war. "Wow Süße, du siehst echt scheiße aus." begrüßte mich Sandrine und sofort liefen meine Augen wieder über. "Ach Süße." sagte sie, setzte ihre Taschen ab und nahm mich in den Arm. "Komm, wir gehen erstmal rein. Ich hab Eis mit gebracht, das schmilzt uns weg." ermunterte sie mich, in die Wohnung zu gehen. Ich steuerte zielsicher aufs Sofa, während Sandrine alles was sie mitgebracht hatte in der Küche verstaute. "hast du was gegessen?" fragte sie mich mütterlich. Fehlte nur noch das 'Kind' am Satzende. "Ich kann nichts essen." Sandrine kam zu mir und setzte sich neben mich. Sie legte ihren Arm um meine Schultern. "Franzi, du musst was essen." betete sie auf mich ein. Ich gab ihr keine Antwort. "Shelly ist wieder ab gereist, was?" fragte sie mich eher feststellend als erstaunt. "Ja." quol es aus mir.

"Schon krass, dass sie dich ausgerechnet jetzt alleine lässt." äußerte sie ihr Urteil. Die Worte klangen in mir nach und ich spürte, dass mich etwas irritierte, aber ich konnte es nicht recht einordnen und irgendwie war es mir auch egal. Ich war einfach nur entsetzlich traurig. "Sie hat keine andere Wahl. Sie muss das klären." verteidigte ich Shelly. "Ja, schon klar. Echt eine scheiß Situation."pflichtete sie mir bei. Erst nach und nach sickerten die Worte direkt in den Teil meines Körpers, der verwirrt war von dem was er hörte. "Moment mal, woher weißt du denn von dem Einbruch? Hab ich dir das geschrieben?" Jetzt schaute Sandrine verwirrt. "Babe, was für ein Einbruch? Bei dir wurde eingebrochen?" fragte sie. "Nein, bei Shelly, deswegen musste sie auch zurück nach Kanada." Jetzt war Sandrine platt. Sie stand auf ging hin und her, drehte sich von mir weg, dann wieder zu mir. Ich verstand sie überhaupt nicht. Sie verhielt sich komisch, hielt sich die Hand vor den Mund, legte die Stirn in Sorgenfalten. "Sandrine, was ist denn? Was ist los?" fragte ich eindringlich. "Du weißt es gar nicht, oder?" fragte sie mich mitfühlend.

"Was weiß ich nicht?" fragte ich sie fast schon schnippisch genervt. Sandrine ging wortlos in die Küche und kam mit einer Zeitschrift in der Hand wieder zurück. Ich sah sie fragen an, aber sie sagte nichts. Sie blickte noch düsterer und besorgter als zuvor. Sie schien sich nicht sicher, ob sie mir die Zeitung in die Hand geben sollte oder nicht. Doch ich hatte das Titelblatt schon erblickt und nahm sie ihr ab. Ich runzelte die Stirn über die Schlagzeile und vermutete gleich, dass uns doch jemand auf die Schliche gekommen war. In keinster Weise war ich auf das gefasst, was ich sah, als ich die Zeitschrift aufschlug. Das konnte nicht echt sein. Ich erkannte sofort meine Schrift und wagte es kaum zu lesen, was da von mir stand. Ich schnappte nur einzelne Wörter auf und schon pumpte mein Herz Unmengen Adrenalin in meinen Körper. Ich war geschockt. Jetzt stand ich auf und ging im Wohnzimmer auf und ab. Die Zeitschrift baumelte in meiner Hand. Was tun? Was sollte ich jetzt tun? Millionen Leser wussten nun von uns und vor allem lasen sie meine intimsten Empfindungen. Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg. "Sag was." forderte Sandrine mich sachte auf. Ich blieb stehen und merkte sofort, dass das keine gute Idee gewesen war. Nun explodierte die Wut in mir und ich schmiss das Heft quer durch den Raum. Sandrine zuckte zusammen. Es folgte ein Blumentopf, den ich vom Sockel trat und ich stürzte auf das Heft ein und zerriss es in tausend Stücke. Ich konnte kaum mehr kontrollieren, was da aus mir heraus brach. "Scheiße." schrie ich. Ich trommelte auf das Heft ein und war mir sicher, hätte einer der Journalisten vor mir gestanden, ich hätte das gleiche getan. Das war, als hätte man mein Tagebuch veröffentlicht. "Hör auf. Franzi, beruhig dich." rief Sandrine. Ich hörte sie kaum. Jetzt stürzte sie von hinten auf mich ein und umklammerte meine Arme. Sie wusste sich nicht mehr anders zu helfen. "Beruhig dich, bitte." beschwor sie mich. Die tatsache, dass ich meine Arme nicht mehr bewegen konnte, ließ den Schmerz durchdringen, den ich hinter der Wut eigentlich fühlte. So sehr schmerzhaft. Ich konnte nicht glauben, dass es noch schlimmer gekommen war.

ich weinte, schluchzte, jammerte. Sandrine hielt mich fest und war einfach da. Wortlos ganz nah. Nach gefühlt einer Stunde lag ich reglos und kraftlos in ihren Armen auf dem Sofa. "Möchtest du eine Kleinigkeit essen?" fragte mich Sandrine. "Du brauchst jetzt Kraft."

"Ich glaube, ich kriege nichts runter." antwortete ich gequält.

"Ich mach dir eine Suppe, du musst jetzt zumindest etwas Brühe zu dir nehmen, okay?" Ich nickte. Sie begleitete mich zum Sofa. Sie legte mich dort ab und deckte mich etwas zu. "Ruf mich, wenn was ist. Ich bin gleich wieder bei dir." Ich nickte und dachte nur noch an Shelly. Ob sie es schon wusste? Wie würde es ihr damit gehen? Was würde sie nun aushalten müssen. Ich hatte meine Gedanken kaum aus gedacht, da stand Sandrine schon mit zwei Tellern Brühe in der Tür, mit ein paar Nudeln drin. "Hier Süße, das wird dir gut tun." sagte sie und stellte mir die Suppe vor die Nase. Ich lächelte ein wenig und musste zugeben, dass es mir wirklich gut tat.

"Seh ich sehr schlimm aus?" fragte ich Sandrine. Sie lachte etwas. "Du siehst noch schlimmer aus." "Na danke." antwortete ich und musste auch kurz lachen. "Schön, dass du hier bist. Ich bin froh, dass ich nicht alleine sein muss." bedankte ich mich bei Sandrine.

"Kein Problem, ich wusste gleich, dass ich her kommen wollte als ich das gesehen habe." sagte sie und deutete auf die Zeitschrift. "Ich dachte eben nur, du wüsstest es schon. Echt übel. Hast du was von Shelly gehört?" fragte sie mich und ich war nun endlich in der Lage, gefasst darüber zu sprechen. "Nein, sie ist noch nicht gelandet. Ich habe keinen blassen Schimmer, ob sie schon davon weiß." Mir versagte erneut der Appetit. Es war einfach schlecklich, diese ganze Situation war einfach unglaublich. "Für sie wird es auch der Horror werden. Da bemüht ihr euch überall eure Beziehung geheim zu halten, da kommt es durch so einen Arsch von Einbrecher ans Licht. Der wird jetzt vermutlich in der Karibik sitzen und einen Cocktail schlürfen. Ach Mensch Süße, es tut mir so furchtbar leid für dich. Ihr seit so ein schönes Paar. Ihr werdet das schaffen, bestimmt." Sandrine gab sich alle Mühe und versuchte mich auf zu heitern. Ich konnte mir im Moment nicht vorstellen, wie wir es schaffen würden, aber ja, ich wollte es. "Ja, wir werden das schaffen." gab ich ihr zur Antwort.

©lialight


Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt