52. Arrival

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Der Flug zog sich wahnsinnig in die Länge. So war es doch immer, wenn man verreist war. Der Hinweg war immer gefühlt schneller, als der Weg zurück nach Hause. Lag das daran, dass es einen so sehr nach Hause zog und die Ungeduld die Minuten zu Stunden mutieren ließen? Nach Hause. Ich dachte darüber nach, dass dies mein nach Hause Weg war. Ich hatte ein klares Ziel, das mich mit Freude erfüllte. Ich flog zu Shelly, zu der Frau, mit der ich nun einen neuen Weg beschreiten würde. Wenn es doch nur schneller ginge. Ja, ich war sehr ungeduldig. Ich hatte mir über alles mögliche Gedanken gemacht. Immer wieder überlegt, was ich arbeiten könnte. Ich fragte mich, ob diese Beziehung noch die selbe war, würden wir ersteinmal ein paar Monate aufeinander hängen. Vielleicht wären wir uns eines Tages satt, hätten keine Gemeinsamkeit mehr. Es konnte aber auch ganz anders kommen. Es machte mir auch Angst, dass ich alles aufgegeben hatte und würde das mit Shelly und mir schief gehen, würde ich vor dem Nichts stehen. Aber letztlich hatte ich überhaupt keine Idee, wie sich mein Leben jetzt wandeln würde. Ich wusste nicht, wie es werden würde, eine Beziehung mit Shelly zu führen, mit allem was dazu gehört. Ich wusste nicht, ob es ewig halten würde. Ich hatte keine Ahnung, wie es war, an der Seite eines so großen Stars zu sein. Ich hatte etwas Einblick gewonnen. Im vollen Umfang hatte ich es noch nicht begriffen. Keinesfalls würde ich wollen, dass die Presse und ihre Leser über jeden unserer Schritte Bescheid wüsste. Mein Name war nicht mehr unbekannt. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich diesem Gedanken nach ging und an die Interviews dachte. Mein Liebesbrief, der veröffentlicht worden war und ich bin mir sicher, dass ich nicht wirklich umreißen konnte, wie viele tausend Menschen ihn gelesen hatten. Es war als hätten all diese Menschen mein Tagebuch gelesen. Aber es war gleichzeitig schon so weit weg, dass es mich nicht mehr wirklich rührte. Auch in diesem Flieger hatte mich jemand erkannt. Seine Blicke hattenmir verraten, dass er die nächste Gelegenheit nutzen würde, um mich an zu sprechen. Ich war weit vorne unter gebracht und dieser Mann fast ganz hinten. Ich war erleichtert darüber. Wollte ich doch einfach nur meinen Gedanken an meine Frau nachgehen und hätte nicht gewollt, in ein Gespräch verwickelt zu werden.

Die Zeit verging einfach wie im Schneckentempo, zum durchdrehen. Ich versuchte etwas zu schlafen, es gelang mir nicht. Ich lullte mich mit Musik ein, aber auch die nervte mich sehr schnell. Der Film, der angeboten wurde, interessierte mich nciht die Bohne. Allerdings die Werbung, die dem voraus ging. Werbung für die neue Serienstaffel. Ein Trailer mit Shelly in Hochform. Mein Herz klopfte schlagartig schneller. Meine Shelly, wie schön sie war. Was für eine wunderschöne Frau. Ich dachte an unser letztes zusammensein. Jetzt würden wir mehr Zeit haben für uns. Ich blickte aus dem Fenster und hing meinen Gedanken nach. Die Wolkendecke unter mir wirkte wie ein riesiger Haufen Zuckerwatte. Über mir schien die Sonne. Eine Erinnerung folgte der anderen und es fühlte sich warm an in mir. Irgendwann war ich darüber dann doch eingeschlafen und wurde erst wieder wach, als die Durchsage kam, dass es Zeit war, sich an zu schnallen.

Ich schreckte hoch, hatte ich doch anscheinend tief geschlafen. Endlich, ich war angekommen. Ich lief noch einmal Richtung Toilette und wollte meine Haare etwas herrichten. Ich wurde jedoch prompt aufgehalten von einer Stewardess: "Ich muss sie leider bitten Platz zu nehmen." Ich war vollkommen aus dem Häuschen, was ich allerdings erst merkte, als ich ein verständnisvolles Lachen von ihr erntete. "Sagen sie mir bitte, sind meine Haare in Ordnung? Kann man sich so unter die Menschen wagen?" Sie lächelte mich an und sagte: "Sie sehen gut aus." Ich dankte ihr und setzte mich etwas peinlich berührt darüber, dass ich sie das gefragt hatte wieder auf meinen Platz.

Der Flieger setzte zur Ladung an und mein Herz pochte und hüpfte und schlug Purzelbäume. Ich war gespannt, ob meine Kisten in der Zwischenzeit schon angekommen waren. Aber das war nur ein banaler Gedanke nebenbei. Eigentlich dachte ich nur an eine, meine Shelly.

Beim Aussteigen verabschiedete sich die Stewardess von mir mit einem Händedruck und beugte sich etwas näher zu mir: "Herzliche Grüße an ihre Freundin." flüsterte sie und zwinkerte mir noch ein Mal zu. Ich lächelte zurück und bedankte mich.

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt