13. Back home, sad home

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Zuhause angekommen, war ich völlige erschöpft vom Jetlag und konnte mich überhaupt nicht sortieren. Ich war unfassbar müde, hatte über Stunden geweint und konnte einfach nicht einschlafen. Mein Herz raste, mein Körper konnte sich nicht entscheiden, ob es auf Tag oder Nacht umschalten sollte. Ich schlich durch meine Wohnung wie benebelt und hatte nur einen einzigen klaren Gedanken: Shelly. Ich fühlte mich, als wäre ich mein halbes Leben weg gewesen. Sämtliche Bilder schossen mir durch den Kopf, unser Frühstück, unsere Party, unsere Nächte. Ich fülte mich krank, krank vor Liebeskummer. Ich wusste nicht wohin mit mir, ich wollte einfach wieder zurück. Ich nahm mir mein Handy zur Hand und tippte ihr eine Nachricht, dass ich gut angekommen war, sie mir fehlte und ich vermutete, sie würde mir nicht anworten. Es war Nacht in Kanada und der kleine Teufel in mir plusterte sich auf zu voller Größe, suggerierte mir meine Minderwertigkeit und die Gewissheit, dass ich nie wieder etwas von Shelly hören würde.

Ich legt mich auf mein Sofa, immer wieder schossen Erinnerungen durch meinen Geist und mit ihnen Adrenalinstöße. Ich lag wie betäubt da, mein Körper schien bereits zu schlafen, aber mein Geist war wacher den je. Zumindest glaubte ich das, bis ich kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf fiel.

Als ich wieder wach wurde, dämmerte der Tag. Ich war vollends verwirrt. Ich schreckte hoch, sauste durch die Wohnung auf der Suche nach etwas, dass mir zeigen würde, um welchen Tag es sich handelt und überhaupt, wieviel Uhr es war. 5.30 Uhr stand auf meinem Radiowecker. Ich atmete durch, ich würde noch genug Zeit haben, mich für die Arbeit vor zu bereiten. Ein weiterer Hinweis verriet mir, dass es Sonntag war und ich mich entspannt zurück lehnen konnte. Ich wandert wieder zurück auf das Sofa und griff nach meinem Handy. Fünf Nachrichten zeigte es mir an. Ich hatte keine Ahnung, wann die gekommen waren. Ich muss wirklich tief geschlafen haben, wäre ich doch sonst sofort wach geworden durch das Gepiepse. Sie waren von Shelly. Ich war auf der Stelle hell wach. Sie hatte kurz nach meiner Nachricht geantwortet. Ich muss nicht nur tief, sondern auch schnell geschlafen haben.

Ein Wort der Liebe folgte dem anderen und ließ mein Herz vor Freude springen. Gleichzeitig steigerte es meine unbändige Sehnsucht nach ihr. Sie kündigte mir an, dass sie mich am Nachmittag unserer Ortszeit anrufen würde. Voller Glück antwortete ich ihr und schnippte beiläuft, dass imaginäre Teufelchen von meiner Schulter. Mein Tag war schon jetzt gerettet. Ich startete mit einer Tasse Kaffee gemütlich vor dem Fernseher. Ich konnte kaum erwarten, das dieses kleine Wunder der Technik unser Kanal zueinander sein würde.

Die Zeit schien sich unendlichzu ziehen, die Stunden vergingen wie Kaugummi. Zwischenzeitlich war ich noch einmal eingeschlafen, hatte meine Wäsche gewaschen, geduscht, gefrühstückt und es war dennoch erst Mittag. Wohnung putzen, das war der nächste Plan. Es sollte gut aussehen, wenn wir miteinander skypen würden.

Endlich rückte der Nachmittag heran und es klingelte. Ich rannte zum Telefon und stieß dabei mit voller Wucht mit meinem Kleinzeh an den Holzfuß meines Sessel. Ich schrie auf vor Schmerzen und plummste auf mein Sofa. Gerade noch rechtzeitig, nahm ich den Chat an und es zeigte mein schmerzverzerrtes Gesicht.

"Babe, was ist passiert?" fragte Shelly besorgt.

"Mein Zeh... ." stammelte ich und versuchte dennoch einigermaßen cool zu bleiben.

"Du hast ihn dir gestoßen, oder?" fragte sie und dabei verzog sich auch ihr Gesicht.

"Oh weh, wenn ich jetzt bei dir wäre, würde ich ihn dir kühlen. Du fehlst mir so sehr."

"Du mir auch." Wir schwiegen kurz, sahen und uns nur an und uns beiden stiegen die Tränen in die Augen.

"Hattest du eine gute Heimreise?" fragte Shelly.

"Nein, es war schrecklich und ich habe sehr viel geweint."

"Ich habe auch geweint. Aber Madlin hat sich ausnahmsweise mal diskret zurück gezogen und mich in Ruhe gelassen."

"Sie hat dich nicht getröstet?" Im gleichen Moment, als ich das fragte, mussten wir beide lachen.

"Das ist nun wirklich zu viel verlangt."lachte Shelly. "aber ich möchte nicht undankbar sein, sie macht einen guten Job und ich bin froh, dass ich sie an meiner Seite habe. Sie ist sehr rational und für mich Gefühlsdusel ist das gar nicht schlecht."

"Ja, da hast du wohl recht. Ich freue mich, dich zu sehen. Musst du Morgen wieder drehen?"

"Ja, Morgen geht's wieder los, das wird sehr anstengend. Aber wenn du einverstanden bist, ruf ich dich wieder an, in der Pause."

"Nein, nicht einverstanden, ich bestehe darauf." sagte ich mit einem Augenzwinkern. "Süße, ich liebe dich. Du fehlst mir unendlich."

"Du mir auch." sagte sie mit gesenktem Blick. "Ich habe schon mal geschaut, wann ich nach Deutschland kommen könnte. Was hälst du von Morgen?" fragte sie grinsend.

"Das ist nicht dein Ernst." antwortete ich mit aufgerissenen Augen und vermutlich entgleisten Gesichtszügen.

"Nein, leider nicht." enttarnte sie ihren Scherz. "Aber wenn wir Sommerpause haben, würde ich wirklich gerne kommen."

"Wann ist das?" fragte ich und merkte, wie mein Herz deutlich schneller schlug. Aufgeregt richtete ich mich auf auf meinem Sofa. "Wie lange muss ich dafür warten?"

"Zwei Monate noch, meine Süße. Darf ich also kommen?"

"Frag nicht Shelly, jederzeit, ich kann es kaum erwarten."

"Das beruhigt mich trotzdem, manchmal denk ich halt doch noch, es ist alles so unreal. Als du weg geflogen bist, hatte ich eine scheiß Angst, dass es das war."

"Shelly..."

"Ja." Shelly runzelte die Stirn irritiert. Ich konnte nicht mehr ernst bleiben und lachte.

"Wir sollten aufhören mit dem Angstprogramm. Mir ging es genauso und das zeigt mir letztlich, dass wir beide es ernst meinen, also lass uns anfangen zu genießen." ich lächelte in die Handykamera.

"Ja, du hast Recht. Ich freue mich jetzt schon riesig dich wieder zu sehen, meine Franzi."

"Ich freue mich auch, so sehr. Hast du einen Wunsch, was wir unternehmen könnten?"

"Oh ich habe eine ganz wunderbare Idee, was wir tun könnten." sagte sie mit hochgezogener Braue.

"Aha, woran genau denkst du?"

Sie antwortete mir nicht mehr, stattdessen wanderte ihre Handykamera über ihren Körper und erst jetzt sah ich, dass sie außer ihrem Shirt und ihrem Slip nichts an hatte. Mit ihrer Hand strich sie sich über die Haut. Mein Körper bebte, ich konnte kaum ertragen, was ich sah. So sehr wollte ich zu ihr, sie selbst anfassen. Ich glaubte gar sie fühlen zu können. Ihre Haut fühlen zu können. Mein Körper erinnerte beinahe jede Berührung, die wir untereinander hatten. Shelly blickte wieder in die Kamera. "Das würde ich gerne tun."

"Das nenne ich wirklich, wirklich schöne Aussichten." hauchte ich ihr entgegen.

Wir telefonierten noch eine Weile, ich zeigt ihr meine Wohnung und wir kochten gemeinsam. Es war ein wenig, als wäre sie bei mir. Das war unglaublich schön und überdeckte ein wenig den Schmerz unserer Distanz. Der Abschied fiel wieder unendlich schwer und wir konnten uns kaum trennen. Die Gewissheit, dass wir am nächsten Tag erneut skypen würden machte es leichter.

Als ich am Abend zu Bett ging kullerten dennoch ein paar Tränen meine Wangen runter. Ich war traurig, wieder in meinem Alltag zu sein.

©Lialight

Meet and love (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt