~Kapitel 17~

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Die Wochen glitten dahin. Obwohl Rhaegar ihr immer wieder versicherte, er hätte einen Schiffsplatz sicher und würde nur genügend Gold beschaffen, blieb Lyanna trotzdem in Winterfell. Jeden Tag stand sie am Rand des höchsten Turms von Winterfell und blickte sehnsüchtig gen Süden. Doch am Horizont tauchte nirgendwo ein Reiter oder Pendler auf und Lyanna wurde Tag für Tag betrübter. Auch an diesem Tag sah sie keine Menschenseele auf dem Land vor Winterfell.

Sie verließ den Turm und schritt zum Abendessen in der Großen Halle. Lyanna ließ sich auf dem Platz links neben ihrem Vater herab. „Lyanna." begrüßte er sie mit einem Lächeln. Die Angestellten Winterfells kamen und tischten verschiedenste Speisen auf. Kartoffeln, ein fettiger Schweinebraten gespickt mit Karotten, Kohl und Zwiebeln sowie ein gebratener Hering waren nur die Hauptspeise. Schon allein beim Anblick des Essen knurrte Lyannas Magen wie ein verhungerndes Tier. Peinlich berührt fing sie langsam an, Essen auf ihren Teller zu häufen. Nach Familientradition wartete sie, bis jeder aus ihrer Familie einen vollen Teller hat. Sie reichten einander die Hände und sprachen ein Tischgebet zu den alten Göttern. Nachdem Essen war Lyanna papp satt, doch sie merkte, dass sie mindestens doppelt so viel wie ihre normale Ration gegessen hatte. Die schien auch ihr jüngerer Bruder Benjen bemerkt zu haben, der ein Grinsen von Ohr zu Ohr trug, jedoch still aus seine Weinkelch nippte. Schnell verabschiedete sich Lyanna und schnappte sich beim Hinausgehen noch einen kleinen, warmen Laib Brot.

Als sie in ihr Zimmer schritt, riss sie regelmäßig kleine Brocken vom Brot ab und steckte sie in ihren Mund. In ihren Gemächern angekommen, rief sie Anya und ging zu Bett. Lyanna hatte einen unruhigen Schlaf, wälzte sich immer wieder von einer Seite auf die Andere. Schließlich wurde sie von einem leisen Klopfen gegen ihre Tür geweckt. Sie stand auf und tappte im Dunkeln zur Tür. Lyanna stieß die Tür auf und sah die schemenhafte Gestalt eines Mannes. Sie wollte gerade anfangen zu schreien und treten, als sich eine starke Hand auf ihren Mund presste. „Shh, shh!" hörte sie das unterdrückte Zischen einer Stimme, die ihr sehr vertraut vorkam. Lyanna entzündete eine Kerze und leuchtete dem Mann ins Gesicht. Es war ein Mann mit weißem Haar und violetten Augen. „Rhaegar!" keuchte Lyanna erfreut auf. Sie warf sich in seine Arme und zog sein Gesicht näher an ihres heran. Ihre Lippen fanden einander und Lyanna vergaß für einen Moment wo sie war. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich voneinander. Rhaegars Hände schlossen sich um Lyannas Gesicht und strichen ihr sanft die Haare aus dem Gesicht.

„Wir müssen gehen, Liebste. Nimm nur das Wichtigste mit und sei leise, vor den Toren von Winterfell warten zwei Pferde auf uns die uns so schnell wie möglich den Königsweg hinunter bringen." Schnell schnappte sie sich ein hellblaues Kleid und zog es an, flocht sich die Haare zu einem einfachen Zopf und warf sich einen Wolfspelz um die Schultern. „Du willst den Königsweg hinunter? Die meist befahrene Straße in ganz Westeros?" zweifelte Lyanna an. „Es ist mitten in der Nach und wir fliehen den Beginn des Weges allein. Wer sollte vermuten der Kronprinz der sieben Königslande flieht mit der Versprochenen Robert Baratheons?" Rhaegar lachte. „Wir werden einfach zwei einfach Kaufleute sein, auf der Durchreisen." Er legte Lyanna ihren Reisemantel um und setzte ihr die Kapuze auf. „Ich bin bereit." lächelte Lyanna. Sie legte sich noch schnell ein Medaillon ihrer Mutter um und reichte Rhaegar die Hand. Dieser führte sie leise aus ihrem Zimmer heraus und zusammen schlichen sie durch den Hof von Winterfell. Auf Zehenspitzen gingen sie an Tom, den Nachtwächter des kleinsten Tores Winterfells vorbei. Toms Kopf ruhte auf dessen Schulter und er schnarchte laut vor sich hin. Bald atmeten Rhaegar und Lyanna die frische Winterluft. Rhaegar führte sie ein paar Meter in den Wolfswald, wo zwei schwarze Rappen an einem Baum angebunden waren. Er half ihr auf ihr Pferd hinauf und stieg dann selbst in den Sattel. „Bereit, Prinzessin?" fragte er und blickte Lyanna ins Gesicht. „Bereit." antwortete sie lächelnd und gab ihrem Pferd die Sporen. Und gemeinsam ritten sie in schnellem Galopp den Königsweg hinunter, sich immer schneller von Winterfell entfernend.



Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWhere stories live. Discover now