~Kapitel 13~

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Rhaegar blieb den gesamten Tag und die darauffolgende Nacht bei Lyanna im Zelt. Sie lagen zusammen in Lyannas Federbett, die Beine miteinander verschlungen nur von einem Bärenfell bedeckt. Lyannas Kopf lag auf Rhaegars nackter Brust, während er sanft durch ihre Haare fuhr.

 „Was werden wir nun tun?" flüsterte sie leise. Rhaegar küsste sie leicht auf ihre Lippen. „Ich werde dich hier küssen" Rhaegar küsste sie auf den Hals, „und hier", er küsste Lyanna auf die Schläfe, „und hier." Ein federleichter Kuss landete auf ihrer Nasenspitze. Sie lachte. „Du weißt, so meinte ich das nicht." beharrte Lyanna.

Sie stützte sich auf ihren Ellenbogen. „Ich bin immer noch mit Robert Baratheon verlobt und du bist immer noch verheiratet. Das hier -" sie strich über Rhaegars Unterleib, „ändert daran gar nichts." Rhaegar seufzte und schloss die Augen. „Es gibt nur einen Weg." flüsterte er. „Wir fliehen nach Essos. Ich brauche etwas Zeit, um uns ein Schiff zu beschaffen und um dich zu holen. Doch in spätestens einem Jahr sind wir von hier fort." „Ein ganzes Jahr?! Rhaegar bis dorthin bin ich sicherlich schon verheiratet!" rief Lyanna. „Vielleicht beschleunigt sich die Sache auch noch. Dein Vater wird dich niemals so schnell fortschaffen. Er wird dich vor der Vermählung auf unzählige Besuche schicken, nach Sturmkap, auf die Ehr, einfach überall hin, um die zukünftige Lady vom Sturmkap vorzustellen." Lyanna lachte höhnisch. „Selbst wenn. Was ist mit Rhaenys, deiner Tochter? Was mit deinem ungeborenen Kind in Elia Martells Bauch?" „Ich werde Elia nicht ihre einzigen Kinder wegnehmen. Sie sind das Einzige was ihr nach unserer Flucht noch von mir bleiben wird. Und ich werde den sieben Königslanden nicht ihren Thronfolger nehmen." sagte Rhaegar bestimmt.

Lyanna stockte der Atem. „Elia, sie bekommt einen Sohn?" fragte sie. „Ich weiß es nicht, sie meinte, es fühle sich anders an als bei Rhaenys.", Er runzelte die Stirn und zog Lyannas Körper auf seinen. „Ich will jetzt nicht von meiner Frau sprechen. Sie bedeutet mir nichts, im Gegensatz zu dir. Deswegen entscheide ich mich auch für dich und zusammen reisen wir nach Pentos oder Lys und beginnen dort ein neues Leben." Rhaegar zog sie näher heran und gab ihr einen Kuss.

Doch Lyanna wand sich aus seiner Umarmung. „Man wird sich fragen wo ich bleibe. Man hat die Tochter des Wächter des Nordens seit der Vergabe der Winterkrone nicht mehr gesehen. Genau wie den Erben von Westeros." Sie verließ das Bett und griff nach ihrem eisblauen Kleid. Seufzend stand auch Rhaegar auf und griff nach seiner Leinenhose. Als sie beide komplett angezogen waren, drehte sich Lyanna zu Rhaegar um. „Verlässt du das Zelt etwas später als ich? Sonst gibt es nur Gerede, das wäre für uns beide nicht gut." Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen.

Lyanna drehte sich um und verließ das Zelt. Ihr schien die Morgensonne ins Gesicht und frischer Wind wehte durch ihre Haare. Sie hielt Ausschau nach ihren Brüdern und entdeckte Ned an der gegenüberliegende Seite, nahe den Pferden. Lyanna wollte gerade auf ihn zuschreiten, als sie bemerkte, wer auf dem Rücken des Pferdes saß, welcher neben Ned stand. Robert Baratheon.

Schnell drehte sie sich um die eigene Achse und lief schnell zum anderen Ende des Hofes. Doch bald spürte sie eine warme Hand, die sich um ihren Oberarm schloss. Fluchend schloss sie die Augen und drehte sich zu Ned um. „Wo warst du die gesamte Zeit?!" raunte er ihr aufgebracht ins Ohr. „Ich musste lügen, nur für dich. Was hast du denn so lange getrieben?" „Was hast du ihnen erzählt?" fragte Lyanna atemlos. „Dir wäre plötzlich übel geworden. Du lägst mit Migräne ans Bett gefesselt. Ich konnte Robert gerade noch so davon abhalten in dein Zelt zu stürmen." erklärte Ned.

Grauen erfasste Lyanna. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Robert in das Zelt gestürmt wäre. „Wo warst du?" wollte ihr Bruder wissen. „Ich, ich war in meinem Zelt." antwortete Lyanna ausweichend. In diesem Moment tauchte Rhaegar im Hof auf, aus der gleichen Richtung kommend, wie Lyanna ein paar Minuten zuvor. Ihr Blick war auf Rhaegar gerichtet, sie beobachtete jede seiner Bewegungen. Ned folgte Lyannas Blick und erkannte Rhaegar. Sie konnte beinahe das Klicken in seinem Kopf hören. Langsam drehte er sich zu Lyanna um das Gesicht im Schock verzerrt. „Lyanna, du, du hast das nicht getan. Sag mir, das ich falsch denke." Sie wollte ihren Bruder anlügen. Die gesamte Geschichte vertuschen und sich irgendeinen Grund für Rhaegars Verlassen ihres Zeltes ausdenken. Doch das hier war Ned. Wenn Lyanna ihm nicht vertrauen konnte, wem dann? Leise flüsterte sie: „Doch Ned. Doch ich habe es getan. Du liegst richtig. Es tut mir leid Ned. Aber versprich mir, es niemanden zu erzählen. Versprich es mir, Ned."



Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt