~Kapitel 10~

641 29 0
                                    

Nach ihr ritten drei Durchläufe lang nur Ritter, die Lyanna nicht kannte. Sie brauchte diese Zeit um sich von ihrem ersten Kampf zu erholen. Doch in dieser Zeit merkte sie auch, das sie schleunigste die beiden anderen besiegen musste. Ihre Schulter schmerzte mehr und mehr, und es wurden immer mehr Zuschauer, auch hohe Lords, die sich fragen würden, wo Lyanna Stark, Tochter des Wächter des Nordens und Verlobte des Lords vom Sturmkap, blieb.

 Schnell ritt sie hinüber zum Ansager und erklärte ihm,wieder mit verstellter tiefer Stimme, in den nächsten zwei Runden müsse sie gegen einen Ritter aus dem Hause Blount, wie auch einem Ritter aus dem Hause Heckenfeld antreten. Ser Dantes aus dem Hause Blount war ein schwieriger Kandidat. Lyanna schaffte es erst im zweiten Anlauf, ihn aus dem Sattel zu heben, da sie erst dann ein Loch in der Rüstung entdeckte. Der Kampf gegen den Heckenfeldritter war dagegen schnell vorbei. Während sie beide zu Boden stieß, merkte sie die Blicke der Zuschauer förmlich auf ihrer Haut. Als die drei geschlagenen Ritter ihr Rüstungen sowie ihr Pferde auslösen wollten, wie es bei einem Turnier Brauch ist, sprach sie feierlich zu ihnen: „Nun habt ihr Gerechtigkeit erfahren. Lehrt euren Knappen Ehre und züchtigt sie, auf dass sie nie wieder einen Mann bedrohen, der schon am Boden liegt!"

 Sie wendete ihren Friesen und ritt in eine abgeschiedene Gasse, um vom Pferd zu steigen. Kaum berührten ihre Füße den Boden, schlossen sich zwei starke Arme von hinten um ihre Brust. Adrenalin schoss Lyanna durch die Adern und sie schlug um sich, doch darauf war der Angreifer vorbereitet und wirkte nicht überrascht. Er drehte sie in seinen Armen und Lyanna sah geradewegs Rhaegar Targaryen ins Gesicht. „Wer verbirgt sich hinter diesem Helm und diesem Namen?" fragte er amüsiert und streckte den Arm aus, um Lyanna den Helm vom Kopf zu nehmen. Voller Panik, riss sie ihr Knie nach oben und traf ihren Kronprinzen, der mit einem Schmerzensschrei in die Knie ging. Sie griff nach dem Schwert an Rhaegars Seite, zog es aus der Schwertscheide und richtete es auf den Prinzen. „Lasst mich in Frieden gehen. Ich will Euch keinen Schaden zufügen." erklärte Lyanna.

 Sie drehte sich um, und warf das Schwert von sich. Plötzlich spürte sie einen Stoß im Rücken und fiel nach vorn. Ein schwerer Körper lastete auf ihr und dreht sie herum. Sie lag mit dem Kopf auf den Boden, den Blick zum Himmel gerichtet, als Rhaegar Targaryen ihr den Helm vom Gesicht zog und somit ihr gefangenen Haare befreite, die sich wild und wirr um ihren Kopf schlängelten. „Lyanna?!" fragte er entgeistert. „Rhaegar lass es mich erklären. Bitte." bat sie ihn. Er erhob sich und half Lyanna auf die Beine. Sie holte tief Luft und erzählte Rhaegar alles, von dem Angriff auf den Vasall ihres Vaters über die Planschmiedung bis zum erfolgreichen Umsetzen des Plans.

„Lyanna weißt du wie gefährlich das war? Es sind schon Menschen bei solchen Turnieren gestorben! Du nimmst diese Gefahr blind auf dich, nur für die Ehre irgend eines Mannes, den du noch nie sahst?" fragte Rhaegar erzürnt. „Er war ein Vasall meines Vaters! Ich trat für die Ehre meines eigenen Hauses ein!" rief Lyanna wütend. „Wenn ich nur daran dächte, was dir alles hätte passieren können! Der Gedanke, du lägst mit kaltem, bleichem Gesicht vor mir, ohne Regung, mit geöffneten Augen und einer Lanze im Körper,..."

Rhaegar raufte sich die Haare. Er trat näher an sie heran und legte seine Hände an Lyannas Gesicht. Sanft strichen seine Hände über ihre Wange, berührten zögerlich ihre vollen Lippen. Sie standen nah beieinander, zu nah. Lyanna spürte ein wohliges Ziehen im Bauch, als Rhaegar ihr Kinn anhob, und seine Lippen auf ihre legte. Sie schloss die Augen und erwiderte den leidenschaftlichen Kuss, gegen alle Vernunft. Ihr Lippen verschmolzen mit Rhaegars, während seine Hand an ihrem Körper herunter glitt und sie an sich drückte. Ihr Gesicht wurde unter den Küssen und Berührungen Rhaegars immer heißer bis sie, völlig außer Atem, nach Luft schnappte. Rhaegars Wangen waren ebenfalls gerötet und seine Haare komplett verwuschelt.

 „Rhaegar ich...," begann Lyanna leise. „Shhh.," unterbrach Rhaegar sie und legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Ich weiß was du sagen willst. Doch, Lyanna, es könnte funktionieren. Stell es dir vor, wir,... wir fliehen nach Essos. Wir leben zusammen in Pentos oder Lys, ich zeige dir die Welt, bringe dir richtigen Schwertkampf bei. Und... eines Tages bringe ich es vielleicht auch unseren Kindern bei. Lyanna wir können es schaffen. Mir bedeutet Westeros nichts, mir bedeutet die Krone, mein Vater, Königsmund nichts. Das Alles ist unwichtig. Alles, was ich will, bist du. Alles was ich will, ist dich glücklich zu machen. Bitte Lya." flüsterte er. Sie sah in seine verzweifelten Augen und holte tief Luft. Alles in ihr schrie danach, auf Rhaegars Forderungen einzugehen. „Nein, Rhaegar. Dein Platz ist in Königsmund, an der Seite deiner Frau. Du bist zum Regieren geboren und ich gehöre an die Seite Roberts. Du sprichst von Kindern, doch du hast bereits zwei. Was passiert mit ihnen? Sollen sie als Waisen ohne Vater aufwachsen? Nein, das werden sie nicht. Ich kann das nicht, Rhaegar. Leb wohl." Lyanna drehte sich um und schritt zu ihrem Zelt, heiße Tränen liefen über ihre Wangen.

Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWhere stories live. Discover now