~Kapitel 6~

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Lyanna erstarrte. Vor ihr stand der Erbe des Eisernen Thron, ihr zukünftiger König, erstgeborener Sohn von Aerys II.! Sie starrte Rhaegar an, besann sich jedoch auf ihre Manieren.

„Euer Gnaden, ich wusste nicht, das ihr es seid. Es freut mich sehr Euch endlich kennenzulernen." Sie neigte den Kopf. Robert und Ned murmelten ebenfalls höfliche Worte zur Begrüßung, doch Rhaegar schien nur Augen für Lyanna zu haben, was Robert eindeutig missfiel. „Nein, nein, noch bin ich kein König!" lachte Rhaegar, „wollt ihr Euch zu uns setzen? Lord Whent ließ einen köstlichen Braten, eines gerade erlegten Hirsches bringen. Mylord Stark und Baratheon, setzt Euch doch zu uns!" Er schwenkte einladend den Arm. Lyanna setzte sich rechts neben dem Thronerben, Ned links von ihm, und Robert ließ sich neben Lyanna nieder.

Während sie saßen und speisten, blickte Rhaegar wiederholt zu Lyanna und war fast das gesamte Mahl über mit ihr ins Gespräch vertieft. Mit jedem Blick Rhaegars zu Lyanna wurde Robert grimmiger und seine Laune mieser. Am Ende des Essens schließlich, erhob er sich und stampfte hinaus, ohne ein Wort des Abschiedes mit einem bösen Blick auf seinen zukünftigen König. Lyanna wandte sich an Rhaegar und sagte: „Ihr müsst Robert entschuldigen. Er ist müde und gestresst von der langen Reise." Rhaegar lächelte. „Und seine schlechte Laune liegt nicht daran, das ich mich gerade mit seiner Verlobten unterhalte?" fragte er. „Nein, ich bezweifle, dass das Grund für seine schlechte Stimmung ist." antwortete Lyanna und schritt aus der Großen Halle hinaus, zu ihren Gemächern. Doch bald hörte sie hinter sich trampelnde Schritte und eine Männerstimme die rief: „Lady Stark! Bitte wartet!" Lyanna drehte sich um und sah den jungen Targaryen. „Würdet ihr mit mir einen Ausflug zum Götterauge unternehmen wollen?" fragte er galant. Lyanna wusste, das sie dies verneinen sollte. Sie war die Verlobte von Robert Baratheon, Lord von Sturmkap. Doch sie war neugierig auf den ungewöhnlichen Mann mit den violetten Augen geworden. Er übte eine Anziehungskraft aus, wie bisher kein anderer Mann. Gegen alle Vernunft, willigte sie ein.

Rhagar führte sie aus der Burg heraus, und zum nahe gelegenen Ufer. Bis die Sonne im Westen versank, unterhielten sie sich. Er erzählte Lyanna von seinem Vater und seinem Leben in Königsmund, der Hauptstadt und fragte sie nach ihrem Leben in Winterfell. Als sich der Himmel rosa färbte sagte Lyanna: „Ich muss zurück nach Harrenhal, Ned wird nach mir suchen. Und Robert." Sie erhob sich. Zusammen gingen sie schweigend zurück zur Burg. Vor ihrer Tür angekommen, griff Rhaegar nach ihrem Arm und sah sich um. Sie waren völlig allein in diesem Flur. Rhaegar zog sie näher an ihn heran, sodass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter entfernt waren.

 „Lyanna," sagte er leise „ich weiß ich sollte dies nicht tun doch," er rang nach Worten, „du bist eine besondere Person. Keine andere Frau hat mich vom ersten Augenblick an so verzaubert wie du." Lyanna wusste, sie sollte zurückweichen, ihn von sich wegstoßen und sagen, sie liebe Robert. Doch sie konnte nicht. Sie stand stocksteif da, und starrte Rhaegar in die Augen. Er lehnte sich vor und Lyanna holte tief Luft, als Rhaegars Lippen ihre trafen. Ihre Haut prickelte, als stäche man mit tausend Nadel auf sie ein. Rhaegars Hand glitt zu Lyannas Taille und zog sie näher an ihn heran. Ihre Hand wanderte zu seinem Nacken und krallte sich in seine Haare. Der Kuss schien eine Ewigkeit zu dauern, doch Lyannas Gedanken waren nur bei einer Person. Elia Martell.

Rhaegars Frau, eine dornische Prinzessin und Mutter seiner Tochter Rhaenys. Sie stellte sich vor, wie Elia Martell an der Wiege ihrer Tochter stand, und auf ihren Ehemann wartete, der Ehemann, der wenigen Flure entfernt eine andere Frau küsste. Lyanna stoß Rhaegar von sich. „Rhaegar, hör auf!" verlangte sie. Ihre Augen glänzten und ihre Wangen waren gerötet, doch das alles zählte nicht. „Lyanna was ist den ge-" wollte Rhaegar wissen doch sie unterbrach ihn. „Das war ein Fehler. Geht wieder in Eure Gemächern zu Eurer Frau. Dies, ist nie geschehen." Lyanna drehte sich um, öffnete die Tür und schritt in ihr Zimmer. Sie warf sich in ihr Bett und vergrub den Kopf unter dem Kissen. Sie schlief unruhig ein, mit den Gedanken bei Elia Martell und mit prickelnden Lippen von Rhaegars Kuss.

Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWhere stories live. Discover now