~Kapitel 4~

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Als Lyanna in Winterfell eintraf, herrschte reges Treiben: Pferde wurden neu beschlagen, Lebensmittel auf Wagen geladen und Kinder rannten aufgeregt umher. Würden Ned und Robert schon abreisen?, fragte sie sich. Vielleicht hatte Lord Arryn von ihrem Verhalten erfahren und bestand auf die sofortige Abreise, da eine wilde Wölfin es nicht wert sei, sich mit dem Lord vom Sturmkap zu vermählen.

Lyanna sah sich suchend um und riss an Balios's Zügel. Sie entdeckte Lord Arryn am Brunnen, trabte hinüber und stieg ab. „Mylord," sagte sie, „Mylord macht Ihr euch schon für die Abreise fertig? Sollte es etwas mit meinem Verhalten zu tun haben, entschuldige ich mich. Es wäre mir eine Ehre Robert Baratheon zu ehelichen, deswegen bitte ich Euch -" „Robert heiraten?" unterbrach sie Lord Arryn verwundert, „ich wusste nichts von einer Verlobung. Oh wie wundervoll! Sie sind genau die richtige Frau für unseren stürmischen Hirsch." Er lachte. „Aber wir haben nicht vor Euch so zeitig zu verlassen Mylady. Wisst Ihr es denn noch nicht? Lord Whent lässt zu Ehren seiner Tochter ein Turnier auf Harrenhal ausrichten. Es soll einer der prächtigsten Turniere des Jahres werden. Zehntausend Golddrachen für den Sieger und Fünftausend für den Sieger des Buhurt. Es werden Hunderte nach Harrenhal pilgern! Sogar König Aerys II. soll zugesagt haben. Alles, was Rang und Namen hat, wird sich in einer Woche für zehn Tage in Harrenhal versammeln. Entschuldigt mich, Mylady, ich möchte kurz nach meinen Pferden sehen."

„Natürlich Mylord." antwortete Lyanna freundlich. Sie durchquerte den Hof und ging auf ihr Zimmer. Nachdenklich setzte sie sich auf ihr Bett. Sie würde eine Woche auf engstem Raum mit Robert Baratheon zusammen wohnen. Dieser Gedanke erfüllte Lyanna sowohl mit Angst als auch mit Neugier. Wie würde es sein mit ihm verheiratet zu sein? Würde er grob zu ihr sein, in der Nacht der Hochzeit? Lyanna schüttelte den Kopf. Es war nicht von Belang, was geschah. Sie war eine Stark von Winterfell, in ihren Adern floss das Blut des Wolfes und der ersten Menschen, sie würde mit allem zurecht kommen.

Am nächsten Tag war die Abreise vorgesehen. Robert, Ned, Brandon und Lord Arryn saßen schon auf ihren Pferden und warteten. Lord Stark unterhielt sich derweil mit Benjen. Lyanna eilte die Treppe hinunter stieg auf ihr gesatteltes Pferd. Sie wendete Balios und ihr Blick fiel auf ihren Bruder.

„Vater, bitte nehmt mich mit! Ihr könnt mich hier nicht zurücklasst!" rief Benjen erzürnt.

Rickard legte Benjen die Hand auf die Schulter. „Mein Sohn, du wirst noch hunderte, wenn nicht tausende Turniere miterleben. Und es muss immer ein Stark auf Winterfell sein."

Mit diesen Worten verabschiedete sich Rickard von seinem jüngsten Sohn. Er schwang sich auf sein Pferd, Xanthos, und trabte durch das Tor von Winterfell. Nachdem Lord Stark die Mauern von Winterfell hinter sich gelassen hatte, setzte sich die gesamte Karawane in Bewegung. Sie ritten den gesamten Tag hindurch auf dem Königsweg entlang und überquerten die Weißklinge, den kalten Nordwind stets im Nacken.

Als die Sonne sich senkte, wurde die Gruppe langsamer, und blieb auf Befehl Rickards stehen. Lyanna ritt dicht hinter ihrem hohen Vater, flankiert von Ned und Robert Baratheon, der sie den gesamten Tag hindurch musterte. Rickard wendete Xanthos und sagte: „Wir schlagen hier unser Lager auf. Brandon," Er blickte zu seiner Rechten, „Reite die Gruppe ab und verbreite die Nachricht. Sorge dafür, das Zelte aufgebaut, Wasser geholt und Essen gekocht wird. Ned, übergib Hullen bitte unsere Pferde. Lord Robert, wenn Ihr so freundlich wärt Lyanna einmal das Lager zu zeigen." Lord Stark lächelte Lyanna an und schwang sich von seinem Pferd.

Ned nahm die Zügel aller drei Pferde und machte sich auf die Suche nach dem Stallmeister. Robert Baratheon räusperte sich. „Mylady," sagte er und reichte Lyanna die Hand. Dankbar legte sie ihre Hand in seine und ließ sich von Balios herunterhelfen. „Sehr freundlich von Ihnen." Lyanna lächelte ihn an. Sie reichte Robert ihren Arm und gemeinsam spazierten sie um das Lager. „Ist Ihnen nicht kalt?" fragte er besorgt. „Nein ich bin die Kälte gewöhnt, wenn auch dieser Winter sehr sehr kalt war." gab Lyanna zurück. „Auf Sturmkap gibt es fast nie kalte Winter. Der Meerwind bringt immer warme Luft von Essos in die Sturmlande. Ich haben schon meinem Maester geschrieben, er solle ein Zimmer für Euch herrichten, mit Winterrosen, Ned sagte mir Ihr liebt ihren Duft." erklärte Robert. Lyanna freute sich zu hören, das Robert sich für sie interessierte. Sie liefen eine Runde um das Lager und noch eine zweite. Lyanna und Robert unterhielten sich über Sturmkap, das bevorstehende Turnier und die Jagd. Als die Sonne vollständig versank, brachte Robert sie zu ihrem Zelt. „Ich habe dieses Gespräch sehr genossen Mylady." sagte er zum Abschied. „Ich ebenso." antwortete Lyanna und drückte ihrem zukünftigen Ehemann einen Kuss auf die Wange. Sie drehte sich um und schritt in das Zelt hinein, rief nach Anya, die sie entkleidete und ihr Schlafgewand holte. Vielleicht wird diese Ehe doch glücklich verlaufen, dachte Lyanna als sie in ihrem Bett lag, mit einem Wolfspelz als Decke. Vielleicht blieb Robert ja doch ein treuer Gatte, ihretwegen.

Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu