Kapitel 17 - Eiskalte Klarheit

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Kapitel 17 - Eiskalte Klarheit

Kurz bevor wir die Tür überhaupt öffnen konnten rochen wir es schon. Johnson und ich schauten uns einander sofort an, als wir beide wussten was es war.

Blut.

Schneller als das ich reagieren konnte stürmte ein aufgebrachter äußerst wütender Paul durch die Tür und schlug sie mir damit gegen den Kopf. "Verdammt pass doch auf Paul! Was ist denn mit dir los?!" fuhr ich ihn an. Dabei hielt ich mir den Kopf. Er murmelte eine kurze Entschuldigung und wollte sich gerade an uns vorbeischieben, aber Johnson packte ihn an beiden Oberarmen. "Es ist Richard oder?" Er fragte es nur ganz leise, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich es nicht hörte. Paul nickte und erwiderte immer noch aufbrausend. "Ja! Und diesmal ist er zu weit gegangen! Ich werde ihn mit meinen eigenen Händen umbringen! Jetzt kann er sich auf etwas gefasst machen! Es reicht und du wirst mich nicht aufhalten können! Niemand! Er hat lang genug mit uns gespielt! Es ist Zeit zu Handeln!" Taylor tauchte gehetzt hinter der Tür auf. "Warte auf mich Paul! Du hast recht! Den machen wir beide kalt! Ich steh auf deiner Seite Bruder!" Was war denn jetzt los? Hab ich das richtig gehört? Paul und Taylor standen auf einer Seite? Gemeinsam? Brüder? Vielleicht hatte ich mir doch etwas zu sehr den Kopf angeschlagen. "Nein! Und Taylor dir hatte ich doch ganz klar Zimmerarrest erteilt! Widersetzt du dich etwa meinem Befehl?!" Taylors Mimik wechselte von Entschlossenheit zu einem Entsetzten Gesichtsausdruck. "U-Ups. N-Nein, Alpha das würde ich nie tun! Aber er hat Alex erwischt! Ich konnte nicht einfach da sitzen und die Wand anstarren! Ich musste ihr doch irgendwie helfen!" "Das werden wir, glaubt mir, aber wir können jetzt nicht unbedacht handeln. Genau das möchte er doch von uns. Er denkt, dass sie unsere Schwachstelle ist. Wieso riecht es hier nach Blut?" "Es ist Tim. Du hast Alex und Tim doch als Grenzler für heute benannt. Dieser Arsch hat Alex entführt und Tim verletzt zurückgelassen." "Wie denn das? Ich bin doch noch vor dem Frühstück losgezogen. Das habe ich nicht angeordnet. Ich habe kein neues Grenzler Team bestimmt. Das sollten doch Daniel und Hendrik weiter übernehmen." "Hast du auch nicht, mein Sohn. Das waren wir." Ich konnte sehen wie jemand eine Hand auf Johnsons Schulter legte. Augenblicklich drehte ich mich zu den beiden Personen um, die ganz Offensichtlich Johnsons Eltern sein mussten. Er hatte die Augen von seiner Mutter. Ihre strahlten genau so hell wie seine, vielleicht sogar einen Ticken heller. Sein Vater hatte Bernsteinfarbene Augen und eine große Charakternase. "Deine Frist ist um. Wir haben dir genügend Zeit gegeben, um dich zu beweisen und dein Mate zu finden. Demnach bist du wohl gescheitert, oder täusche ich mich da etwa?" Ich schaute Johnson an, der nun zunehmend in Panik geriet. Das war das erste mal, dass ich ihn so sah. "Vater, es ist Kompliziert. Ich glaube... können wir das später in deinem Büro bereden? Alleine?" "Stehst du etwa nicht zu ihr?! Was könnte denn so Kompliziert sein, dass du es mir nicht einfach sagen kannst? Ich stehe zu meinem Wort. Deine Frist ist um. Ab jetzt übernehmen wir beide wieder. Du kannst nicht einmal auf deine eigenen Leute aufpassen, stattdessen jagst du irgendein daher gelaufenes Mädchen nach, dass nicht einmal unseren Rudelnamen trägt! Schäm dich Junge! Wir wollten dir einen Test Besuch abstatten, um zu sehen, ob du deiner Aufgabe gewachsen bist und müssen feststellen, dass du noch nicht einmal in der Hütte warst. Keiner wusste wo du bist und es herrschte totales Chaos. Deine Leute können sich noch nicht einmal auf dich verlassen. Siehst du denn nicht? Sie widersetzen sich sogar deinen Befehlen! Und du lässt es so einfach durchgehen! Du kennst die Rudel Regeln. Du weißt wie die Bestrafung dafür lautet! Ein Rudel funktioniert nur wenn sich alle an die Regeln halten! Und ihren Alpha respektieren. Was habe ich dir beigebracht?! Zu nichts bist du zu gebrauchen! Hätte ich nur den anderen Sohn behalten und nicht dich! Du bist eine Schande!" Johnsons Vater holte mit seiner Hand aus, doch noch bevor er Johnsons Gesicht erreichen konnte hielt er ihn auf. "Soweit wie ich es mitbekommen habe, Vater, bist allein du schuld, wieso Alex nun in der Gefangenschaft von Richard ist. Alex war noch nie bereit dazu eine Grenzlerin zu werden, weshalb ihre Aufgabe schon immer darin bestand in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Ärztin zu werden. Genau so wie es mir vorbestimmt ist, dieses Rudel zu Leiten! Und jetzt entschuldige mich, denn ich werde nun versuchen mein Rudel zu beschützen. Deine Tage als Alpha sind vorbei." Sein Vater wollte gerade wieder Ansetzen zu einer womöglich Schlagfertigeren Antwort, aber da legte sich eine Zarte kleine Hand auf seine Schulter. "Laura?" fragte er seine Begleiterin überrascht. "Es reicht Peter. Unser Sohn hat recht. Wir sind schon alt und müde. Wir haben es verdient in den Ruhestand zu gehen. Unser Junge ist groß und weiß schon was er tut. Keiner wird uns Nachsagen, dass wir unser Rudel im Stich gelassen haben. Hast du denn die Zeit nicht auch schön gefunden die wir zusammen verbracht haben? Gemeinsam? Alleine? Wir haben es verdient Peter. Unsren Ruhestand. Unser Sohn ist soweit. Lass ihn gehen." Peter, Johnsons Vater wie ich gerade eben erfuhr schaute kurz Abwägend seine Frau und dann seinen Sohn an. Entschlossen verharrte sein Blick in Johnsons Augen. Er packte seinen Sohn mit beiden Händen im Nacken. "Wenn du das vermasselst wird es das letzte mal sein, dass du dich jemals wieder als Alpha bezeichnen wirst. Ich gebe dir eine letzte Chance. In einigen Wochen werden wir wieder hier sein und wenn wir sehen, dass dieses Rudel zerbricht, wegen deiner Unfähigkeit, wirst du deinem Bruder wo immer er auch sein mag, Gesellschaft leisten. Ist das klar?" Johnson erwiderte seinen kalten Blick und nickte. Damit löste Peter seinen viel zu heftigen Griff, um seinen Sohn und verließ die Veranda ohne sich ein letztes mal umzudrehen. An Johnsons Hals sah man noch deutlich die Fingerabdrücke. Laura nickte ihm kurz zu, machte aber keine Anstalten ihren Sohn zum Abschied zu Umarmen. "Pass auf dich auf John." Damit folgte sie ihrem Mann. Sie nannte ihn nicht bei seinem vollen Namen? Nur John? Wieso taten wir das nicht alle auch?

Wolfsblut (I) | WerwolfOnde as histórias ganham vida. Descobre agora