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Nineteen: ,,Maul"

"Wer's'n das?", fragt die Person, die hinter dem demjenigen steht, der mir genau in die Augen starrt.  Es ist ein dunkelhaariger Mann und ein etwas jüngerer mit der selben Haarfarbe. Sie stehen im Türrahmen.

"Ähm, das ist James Black!", sagt der Typ, der mich vorhin ins Haus gelassen hatte. 

Der Mann im Türrahmen geht einen Schritt auf mich zu und der Junge hinter ihm setzt sich auf den Sessel. 

"Was will er?", fragt der, der vor mir steht und mich ununterbrochen mustert. Die tun ja so, als wäre ich gar nicht hier!

"Kaufen, denke ich!", sagt der Typ wieder und fährt sich durch das kurze Haar. 

"Denkst du!", donnert der vor mir und sein Blick fällt auf ihn. "Keine halben Sachen, du Spast. Karl, ich will nicht, dass jeder Pisser seinen Arsch hierein bewegen kann, verstanden?!", faucht er und dreht sich zu Karl, der nur erschrocken auf ihn Blick. 

"Chill' mal!", hebt er seine Arme vor die Brust und geht einen Schritt zurück. 

"Was willst du hier?!", fragt der, der Karl angebrüllt hat.

"Ich ... ähm. Mit den Parkers reden!", murmele ich und hoffe, dass Jasmine nicht nur mit diesen Schwachköpfen herumhängen muss. 

"Ich bin einer!", sagt er vor mir und winkt hinter seinem Rücken den anderen zu, woraufhin sie aus dem Raum verschwinden. "Lasst uns in Ruhe! Karl. Jack!", sagt er noch und beide nicken.

"Was möchtest du?", seine Stimme verändert sich auf höflich, und ich denke, er ist ein guter Schauspieler. Ich checke ihn kurz ab. Dunkle Augen sowie Haare und ungefähr 20 oder 21 Jahre alt.

"Ich bin Lewis Black und ich würde gerne mit Jasmine Parker reden!"

Schlagartig fällt sein freundliches Lächeln und die blanke Wut, und vielleicht auch der ganze Hass blitzt in seinen Augen auf.

"Mit der willst du nicht reden, verstanden!?", sagt er leise, aber bedrohlich.

"Ja!", sage ich mit fester Stimme und schaue ihn ausdruckslos an.

"Was ist mit James Black?", schnaubt er und wirft die Hände in die Luft.

"Der bin ich!"

"Verarsch mich nicht, du Penner! Ich habe keinen Bock auf deine scheiß Spiele. Also, sag was du willst, oder ich hau dir auf den Kopf, sodass du durch deine Rippen gaffst, wie ein Affe durchs Gitter!", sagt er langsam, seine Augen strahlen jedoch pure Wut, Hass und noch etwas anderes aus.

"Ich will was mit Jasmine besprechen, wegen der Schule!", beharre ich mit fester Stimme.

"No way! Vergiss es, Black. Sie ist tabu für dich; kannst froh sein, dass du sie anschauen darfst!"

Seit wann kommt es mir so vor, dass er Jasmine in irgendeiner Art und Weise verteidigt?

"Lass. Mich. Einfach. Mit. Ihr. Reden!"

"Alter, hast du Watte in deinen fetten Segelohren?! Verpiss dich, oder kauf was!", grunzt er und packt mich am Kragen. Ich drücke ich wortlos weg und stelle einen Sicherheitsabstand her.

"Du hast es nicht anders gewollt. Schon, als du ihren Namen erwähnt hast, hätte ich dir eine reinhauen sollen", sagt der Dunkelhaarige und kommt plötzlich auf mich zu. Mit einer rasanten Geschwindigkeit dreht er meinen Arm auf den Rücken, sodass ich gar nicht regieren kann und einen stechenden Schmerz in der Schulter spüre.

"Halt dich raus, oder haben meine Leute dir nicht beigebracht, was Respekt bedeutet", sagt er langsam und fährt nach einer kleinen Pause fort. "Kopf hoch, Black. Ich musste es ihnen auch erst zeigen!"

Mit einem lauten Knallen geht die Tür auf, da sie gegen die Wand schnellt.
Karl und ... Caner betreten den Raum.

Langsam lässt Mark locker und als seine Kollege oder Kumpel oder was weiß ich redet, ganz von mir ab.

"Schlechte Neuigkeiten, Mark. Der Boss kommt und er will...", beginnt Karl.

"Maul", wirft Mark - wahrscheinlich der Bruder von Jasmine - ein und hebt die Hand. "Wir haben Besuch. Black!"

Er deutet auf mich, worauf Karl nur genervt die Augen verdreht.

"Ach, Karl!", sagt Mark und schaut wieder auf, da er eben auf sein Handy geschaut hat, weil es vibriert hat. "Nächstes Mal: du kennst die Akte. Er war auch da drauf. Unter Stufe 5!"

"Oh... Ich... äh, 'tschuldigung, Mann", murmelt er und fährt sich durch die kurzen Haare.

"Raus jetzt!", brummt Mark, während er das Handy in die Hosentasche steckt und mir mit einer Handbewegung zur Tür deutet. "Du auch, Spasti!"

"Caner", ruft Mark, "nimm ihn mit!" Caner hat nur gegrinst, als er mich gesehen hat.

"So sieht man sich wieder, Blackie!", lächelt der junge Mann und packt mich am Arm. Gerade als er die schwarze Haustür öffnen will, zerreißt ein hoher Schrei die Stille.

Sofort kommt Jack um die Ecke und rennt eine Treppe hoch, die mir beim eintreten gar nicht aufgefallen ist. Man sieht nur das, was gesehen werden will, hat Felicity mal gesagt. Oh man, wie komme ich jetzt darauf?!

"Fresse", höre ich ihn noch schreien.

"Wer war das?", frage ich, obwohl ich mir das schon denken kann. Es wird Jasmine gewesen sein, so wie sie es mir an den einen Tag auf dem Jungsklo gesagt hatte, bevor ihr Freund reinkam.
Wahrscheinlich taten ihr die Jungs hier was an, weshalb sie auch die ganzen blauen Flecken hatte. Es war verständlich, dass sie danach so gebrochen gegangen war.
Ich hatte eigentlich auch nie einen Gedanken daran verschwendet, was mit ihr passierte, vielleicht auch, weil ich die Wahrheit nicht wissen wollte. Oder weil ich sie schon immer irgendwie wusste... Es ist von Anfang am klar, dass Jasmine ein Problem mit der Öffentlichkeit hat, dass sie wenig redet. Doch dann, ständig die Drohungen und Beleidigungen von Dan und dann auch noch er und Caner, als sie mir zeigen wollten, was Respekt bedeutet. Vielleicht sollten sie ihre Definitionen mal mit der im Duden vergleichen. So viel kann man da ja nicht falsch machen...

"Geht dich nichts an", spuckt er kühl aus und schiebt mich durch die, inzwischen geöffnete, Haustür. Draußen fällt mir sofort wieder die silbernen Linien an der Mauer auf und die dunklen Kontraste. Mittlerweile ist es schon dunkler geworden.

"Leeewiiss!", schreit eine hohe Stimme plötzlich und ich drehe mich sofort um.

"Was macht ihr mit ihr?", rufe ich und will mich an Caner vorbeischieben, doch neben ihn ist schon Karl aufgetaucht, der mich aufhält. Ich schreie sie einfach nur an, dass sie mich durhlassen sollen, doch ich werde ignoriert.

"Was ist los mit ihr?", wütend trete ich gegen Karls Schienbein, der es nur kurz schüttelt, mit einen relativ neutralen Gesichtsausdruck. Wer's glaubt, denke ich, der würde doch jetzt vor Schmerzen anfangen zu heulen!

"Du hast es nicht anders gewollt!", brummt eine tiefe Stimme neben mir und ich identifiziere Caner.

Schon zum zweiten Mal, höre ich heute diesen Satz.

Plötzlich spüre ich einen harten Schlag auf dem Hinterkopf und meine Beine knicken weg.

Mein Körper fällt mit mir in das Loch der Finsternis.

Defenseless Where stories live. Discover now