• Three

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Three: ,,Hilf mir, bitte..."

Schwarze Schuhe.

Schwarze Hose.

Schwarze Bluse.

Schwarze Lederjacke.

Schwarze Haare.

Schwarze Augen.

Schwarze Fingernägel.

Jasmine Parker.

Junges Mädchen.

Auf der Jungstoilette.

Wa...?

"Sorry", murmelt sie.

Kein Mensch, und vor allem kein Mädchen, sieht aus wie Jasime. Sie strahlt nämlich Kälte und Abneigung aus. Vielleich auch Arroganz.

"Was machst du hier?", ich sehe sie warnend an; sie soll gar nicht erst probieren mich anzulügen!

Sie senkt sofort ihren Kopf und knetet ihre Finger. Sie blinzelt mit den Augen und blickt mich dann an. "Ich habe die Mädchenklos nicht gefunden..."

Ich nicke nur und mustere das Waschbecken. Sie fühlt sich anscheinend nicht weiter schuldig mir eine Entschuldigung zu geben, denn sie wäscht sich die Hände und öffent die Tür.

Sie dreht sich um, nachdem sie auf den Flur gelinst hat. Dann sieht mich ängstlich an und kneift sich in den Oberarm.

"Hilf mir, bitte. Ich... werde gefangen. Sie tun mir weh. Meine Mutter. Ich... Mein Burder, er... Fuck. Hilfe. Dan und-", Jasmine hat Tränen in ihren Augen und sie atmet schnell. Ihre Stimme bricht an manchen Stellen.

Durch rasches Öffnen der Tür wird Jasmine unterbrochen. "Klappe, Schlampe!"

Erschrocken blickt sie Dan an. Er zieht sie an ihrem Arm aus den Waschraum und ich höre Geschrei auf dem Flur. Jasmine wimmert und Dan schreit irgendetwas.

Rasch öffne ich die Tür. "Dan?"

Es ist still und ich sehe Dan, der breitbeinig vor Jasmine steht, die mir den Rücken zugedreht hat.

Dans Gesicht ist hellrot vor Wut - nehme ich an - und die Wutader an seinem Hals tritt hervor.

Er atmet schnell und seine Hande sind zu Fäusten geballt.

Von Jasmine kann ich nur die linke Schulter sehen, die sich zitternd hebt und senkt. Was ist mit ihr passiert? Was hat Dan verdammt nochmal gemacht?

Eigentlich musste mich Dans Körperhaltung einschüchtern, doch mein Verstand ist abgeschaltet. Ich will nur wissen, ob es Jasmine gut geht. Naja, obwohl aufgrund ihres Ausbruches würde ich sagen, dass nichts in Ordnung ist. Gar nichts.

Und so macht Jasmines Verhalten und Dans Auftreten seiner Freundin (ist sie wirklich seine Freundin?!) gegenüber auch Sinn.

"Zisch ab, Lewis!", Dan hört sich wie ein knurrender Wolf an.

Ich sollte eigentlich einen Schritt zurück gehen, da Dan stärker und größer als ich ist, doch ich gehe weiter und stehe schließlich vor ihm. Ich will kein Schwächling oder Weichei sein. Ich bin Lewis Black.

Und habe verdammt nochmal das Recht zu hinterfragen. Was mit Jasmine los ist, wer Dan wirklich ist, was das gerade auf der Toilette war.

"Fehler", sagt Dan grunzend. Er hebt die Schultern und blickt mich durch zusammengekniffende Augen an. Ja, Dan, stell dir vor, dass habe ich auch gedacht, kurz bevor mein Verstand mit mir durchging, und ich fest davon entschlossen war, dich fertig zu machen!

Jasmine schluchzt leise und plötzlich bewegt sie sich vorwärts. Blitzschnell ist Dans Hand an ihrem Handgelenk und er raunt ihr etwas ins Ohr, was ich leider nicht verstehen kann, sie jedoch zusammen zucken und heftig aufatmen lässt.

Dan blickt mich wieder an. "Jasmine und ich haben nur eine kleine Auseinandersetzung!"

Er hört sich an wie eine Taube, die 'nen Scheiß von sich gibt.

"Worum ging's denn?", frage ich misstrauisch und ziehe eine Augenbraue hoch.

Dan spannt sich wieder an und drückt Jasmines Handgelenk. Sie zieht scharf die Luft ein und dreht sich dann zu mir.

Ihr Gesicht ist rosa und ihre dunklen Augen verweint. Sie hat die Haare unordentlich in ihrem Pferdeschwanz.

"Dan und ich... wir reden nur... nichts wichtiges. Gar nichts. Es ist war!! Glaub mir.... wir äh;... reden nur. Sie's dir an!
Alles in... Ordnung!", Jasmine stottert und spricht vieles undeutlich aus. Komisch. Anders. Sie betont anders als sonst. Als gerade eben.

"Siehst du Lewis. Und jetzt zisch ab!", Dan baut sich wieder vor mir auf und schaut mich bedrohlich an.

Ich schlucke. Eindeutig hat Jasmine mir was vorgemacht. Nie und nimmer haben Dan und sie 'nur geredet'.

Nicht, dass es mich interessiert. Das tut es nämlich nicht. Warum sollte es?

Verdammt, Lewis. Sie war nur ein verdammtes Mädchen und du wirst schon wie ein verdammtes Weichei. Reiß dich verdammt nochmal zusammen und benimm dich wie ein Mann!

Sie war schwer zu kriegen, war mysteriös und bizarr, eiskalt und verwirrt. Creepy and crazy.

Das sind die Gründe, warum ich mich an sie ranmache. Denke ich.

Naja obwohl. Hässlich ist sie nun auch wieder nicht. Schön sogar. Wenn sie nicht so verdammt dünn wäre und nicht diesen dunklen langenärmligen Wollpullover tragen würde.

Und die lange Jeans.

"Los, verpiss dich, du Ratte!", sagt Dan, "sonst trete ich dir in deinen kleinen Rattenarsch, sodass du bis in die Kanalisation von London und wieder zurück rutschst!"

Sinnvoller Satz, Dan.

Wäre ich nicht in seiner scheiß Situation, würde ich jetzt fett grinsen, denn so einen dummen Spruch habe ich noch nie gehört.

Doch ich nicke nur - sehe Jasmine dabei in die Augen.

Leer.

Finsternis.

Kälte.

Und etwas undefinierbares.

Ich kann sowas nie richtig deuten. War es Arroganz, Angst, Wut, Enttäuschung? Alles so verdammt schwer zu erkennen 'in den Augen eines anderen'.

Ich drehe mich um und biege um die nächste Ecke.

Lasse Jasmine mit Dan allein zurück. Ein Fehler! Mein Größter vielleicht.
Denn dadurch, dass ich Jasmine mit Dan alleine ließ, fügte ich ihr indirekt Schmerzen zu.

Ich höre nur noch Dan etwas zu Jasmine sagen, bevor sie außer Hörweite und ich aus dem Schulgebäude bin und verschwinde:

"Das hat verdammte Folgen für dich, Schlampe! Wenn du dem auch nur einen Ton gesagt hast, bist du verdammt nochmal dran, Bitch. Wage es ja nicht nochmal, sonst wird die Deadline überschritten!"

Defenseless Where stories live. Discover now