Cheers

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Als ich am nächsten Morgen allein in SEINEM Bett aufwachte, war ich plötzlich hellwach. Wieso hatte er das getan? Dieser Arsch. Ich war stinksauer. Wo war er bloß? Ich setzte mich auf und zog mir eilig meine Klamotten, die auf dem Boden lagen, an. Es fühlte sich widerlich an diese Sachen noch einmal anzuziehen. Ich wusste, dass ich mich dumm benahm, aber es widerstrebte mir sehr. In meiner Handtasche kramte ich nach Deo, um wenigstens frisch zu riechen. Dann verließ ich sein Zimmer und näherte mich der Wohnungstüre. In seinem Wohnzimmer saß ein fremder Typ, der wohl sein Mitbewohner sein musste. Zu meinem Pech bemerkte er mich.

„Du bist dann wohl das Mädchen, für das Shawn gerade Frühstück kauft", bemerkte er grinsend und ich fuhr mir unwohl durch die Haare. Sie waren sicher ganz zottelig und verieten, was wir gestern Nacht getan hatten.

„Oh, das ist, denke ich, nicht nötig. Ich glaube nicht, dass ich so lange bleiben kann. Ich muss noch... Dinge erledigen." Gewissensbisse durchzuckten mich. Er hatte mich ertappt, als ich mich gerade davonschleichen wollte.

„Ach, so ist das also. Shawn hat sich zum ersten Mal seit langem wieder auf ein Mädchen eingelassen und dann erwischt er genau dich. Was hat er nur getan, um das zu verdienen?", warf er mir die Worte brutal entgegen. Ich schluckte.

„So ist das nicht. Ich muss einfach... gehen", stotterte ich. Langsam wurde ich wütend. Ich musste mich nun doch wirklich nicht vor irgendeinem fremden Typen rechtfertigen. Also stolzierte ich beinhart zur Türe und öffnete sie.

„Bitch", zischte er gerade noch, bevor ich an der kühlen Morgenluft war. Ich schlug die Türe zu und huschte schnell über die Straße. Dabei hielt ich Ausschau nach einer Bushaltestelle. In meiner Hektik war ich jedoch nicht vorsichtig genug und begegnete daher Shawn mit zwei Kaffees und einer Papiertüte in der Hand. Er schaute mich verdutzt an.

„Was machst du denn? Wolltest du gerade einfach so abhauen? Ich habe uns Kaffee gekauft." Er war stocksauer und verletzt. Ich wand mich.

„Ich hasse Kaffee", murmelte ich, unfähig etwas Schlaueres zu sagen. Er drehte sich wutentbrannt um, ging auf den nächsten Mistkübel zu und warf die zwei Kaffeebecher hinein. Danach kam er wieder zu mir und sah mich eiskalt an.

Es machte mir auf der einen Seite ein wenig Angst, dass er so wütend war, aber auf der anderen machte es ihn unheimlich attraktriv. Wie durch einen Stromstoß verteilte sich blitzschnell Hitze in meinem Körper. Ich biss mir zögernd auf die Lippe, durchbrach die Grenze zwischen uns mit einem Schritt, legte meine Hände auf sein Gesicht und küsste ihn vorsichtig. Er war sichtlich verwirrt, doch ließ seine noch immer bestehende Wut heraus, indem er mich gegen die Hausmauer hinter mich presste und den Kuss stürmisch erwiederte. Als ich ihn sanft an den Haaren nach hinten zog, unterbrach er den Kuss.

„Shawn, ich will keine Beziehung. Ich mag dich, aber das kann ich nicht. Im Moment nicht. Aber ich will auch nicht sagen: Lass uns Freunde bleiben; das ist Bullshit. Bitte tu mir das nicht an", bat ich ihn aufrichtig. Er blinzelte kurz.

„Ich könnte nie bloß mit dir befreundet sein. Wie soll ich denn meine Finger von dir lassen?" Er lächelte und ich überlegte.

„Du musst deine Finger ja auch nicht von mir lassen. Keine Beziehung, aber Sex..." Der Satz blieb in der Luft hängen, denn Shawn vereinte unsere Lippen wieder. Er schien begriffen zu haben.

„Hast du Lust noch ein bisschen länger bei mir zu bleiben?", bot mir Shawn zwinkernd an. Ich tat so, als würde ich zögern.

„Heißt das etwa, dass du nur auf Sex aus bist?", rief ich gespielt entsetzt aus. Dafür kassierte ich einen leichten Klaps auf den Hintern.

„Sieh, was du nur aus mir gemacht hast!" Er lachte, doch in Gedanken verzog ich das Gesicht. Ich hatte gerade einen der wenigen anständigen Kerle da draußen verdorben. Eigentlich sollte ich mich deswegen schämen. Doch bevor ich die Chance hatte es mir anders zu überlegen, lagen schon wieder Shawns Lippen auf den meinen und wir erkämpfen uns mühsam den Weg zu seiner Wohnung zurück ohne über uns herzufallen.

Drinnen begegneten wir natürlich seinem Mitbewohner, der mich erstaunt musterte. Er hob eine Augenbraue als Shawn mich schnell über seine Schulter warf und in sein Zimmer trug. Zum Glück war er nicht mehr dazu gekommen etwas zu sagen.

Shawn warf die Papiertüte achtlos auf den Boden und wir begannen uns zum zweiten Mal zu entkleiden. Dieses Mal ging es jedoch viel schneller. Ohne viel zu zögern stieß er sanft in mich und drückte mich auf das Bett. Dabei küssten wir uns ausgiebig, wie als würden unsere Körper einander den vorigen Streit jetzt erst richtig verzeihen. Ich fühlte mich innerlich sehr erleichtert, da ich offen zu ihm gewesen und nicht einfach abgehauen war. Er hatte mehr verdient. Nicht das. Aber das war alles, was ich ihm geben konnte. Zu mehr war ich nicht fähig. Mein Herz war zu oft zerstört worden, meine Bruchteile reichten nicht aus, um jemanden zu lieben.

Kurz bevor ich kam, bemerkte ich, wie mir eine Träne die Wange hinunterlief, denn wie so oft schaffte ich es nicht meine Gefühle zu kontrollieren. Shawn sah es zum Glück nicht; ich wollte nicht, dass er besorgt war und nach einer Erklärung verlangte. Doch diese innerliche Traurigkeit vermischte sich mit meiner Lust und ließ mich qualvoll als ein Bündel explodierender Gefühle zurück. Ich merkte nur am Rande, dass Shawn fast gleichzeitig mit mir gekommen war und jetzt kaputt auf mir lag. Wie zuvor schon erdrückte er mich.

„Shawn, du bist so schwer", keuchte ich. Er rollte sich von mir herunter und ich atmete dankbar ein.

„Wie wäre es, wenn wir das öfter machen würden? Nur Sex. Du musst nicht zustimmen. Es ist nur ein Vorschlag. Wir könnten einfach Spaß haben, wie Freunde", schlug ich vor.

„Wie Freunde, nur mit Sex", korrigierte er mich. „Ich würde mich dafür opfern. Sollten wir nicht noch Regeln aufstellen? So wie in allen billigen Filmen?"

Ich tat so, als würde ich angestrengt nachdenken. „Ja, das habe ich ja ganz vergessen. Ich stelle die erste Regel auf. Wenn einer Lust auf Sex hat, muss der andere so schnell wie möglich kommen."

„Zweite Regel: Kein Kaffee zum Frühstück." Wir grinsten.

„Natürlich nur, falls wir zum Frühstück bleiben sollten. Kein Smalltalk vor dem Sex", ergänzte ich.

„Aber das wichtigste ist: Keine Beziehung, keine Liebe." Ich nickte zustimmend, obwohl er die Worte sehr ironisch gesagt hatte.

„Ja, Beziehungen bedeuten nur Stress. Den habe ich genug mit meinem Leben." Er verdrehte die Augen und ich stieß ihn in die Rippen.

„Auf einen guten Deal", rief ich aus. Er schüttelte mir die Hand.

„Auf Sex ohne Stress." Ich küsste ihn kurz, da wir nichts hatten, um darauf anzustoßen.

„Cheers."

Wer von euch mag Kaffee und wer hasst ihn?

Dirty FriendsWhere stories live. Discover now