4. Kapitel

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Lisbon

Was zu Teufel macht er denn hier? Habe ich mich mit der Zeit vertan? Nein, warum ist er schon hier und in meinem Büro?

,,Jane, haben Sie mich erschreckt." Sagte ich nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und aus meiner Schockstarre langsam wich.
"Was tun Sie hier?" fragte ich ihn dann direkt hinterher völlig verwirrt, doch er reagierte nicht. Schläft er da gerade wirklich auf meinem Sofa?
,,Jane??" Fragte ich jetzt etwas lauter in der Hoffnung, dass er wach wird. In Menschen wecken bin ich nämlich echt nicht gut. Langsam öffneten sich seine Augen.



Jane 

Völlig in meinen Gedanken vertieft liege ich auf Libons Sofa, als sich die Tür öffnet und Lisbon verwirrt unterm Türrahmen steht. Jedoch beachtete ich sie nicht sonderlich, da ich in meinen Gedanken war und mich nicht stören lassen wollte. Ist es schon so spät? Ich habe mich doch gerade erst wieder hingelegt und es war doch noch so früh. Bin ich vielleicht doch wieder eingeschlafen?
Nachdem sie meinen Namen nochmal wiederholte war mir klar, dass der Schlummermodus jetzt zu Ende sein wird.

,,Hmm, was haben Sie gesagt?" fragte ich darauf hin erneut, obwohl ich die Frage davor schon mitbekommen hatte, aber ich nicht ganz recht wusste, was ich drauf antworten sollte und die Zeit zum überlegen brauchte.

,,Ich habe gefragt, was Sie in meinem Büro suchen und warum Sie vor allem auf meinem Sofa schlafen." Wiederholte sie sich, diesmal nicht mehr so sehr verwirrt, sondern schon eher sauer. Hat sie wohl nicht jeden Tag, dass jemand vor ihr auf der Arbeit ist und auf Ihrem Sofa schläft. Wahrscheinlich gibt es auch die Regel, dass man ohne Aufforderung nichts im Büro des Bosses zu suchen hat Aber man kennt mich ja, ich habe keine Lust auf Regeln, da sie mich langweilen. Hoffentlich ist sie nicht argh zu sauer auf mich.

,,Achso, ich habe hier geschlafen. Das Sofa ist echt bequem, dass muss ich Ihnen lassen. Damit kann ich leben. Eigentlich dachte ich Sie kommen erst später. Ich gehe mir einen Tee holen, möchten Sie auch einen?" Fragte ich sie und war schon auf dem Weg zum Pausenraum, um weiteren Fragen schnell auszuweichen. Ich hätte früher gehen müssen, um so zu tun als würde ich von zuhause kommen, aber nein direkt erwischt worden. Ich hätte besser aufpassen müssen. Hoffentlich ist das Thema jetzt beendet und sie harkt nicht nach.

Der Tee wurde viel zu schnell fertig und ich ging so nervös wieder zu Lisbon ins Büro. Warum bin ich so nervös? Bin ich doch eigentlich nicht. Sie wird mich schon nicht rausschmeißen. Ich überspiele es einfach mit meinem Charme, dann lacht sie wieder so niedlich wie gestern und schaut so unsicher nach unten. Das schaut so süß aus.

,,Hier, ihr Tee." Und ich stellte die Tasse vor ihr auf dem Tisch. Sie saß an ihrem Schreibtisch und war schon in einigen Akten vertieft. Doch sie schaute kurz zur Tasse und dann zu mir.

,,Danke, Jane." Sagte sie leise mit einem süßen lächeln im Gesicht. Gleich bereitete sich auch ein großes lächeln auf meinem Gesicht aus. Habe ich schonmal gesagt wie süß ihr Lächeln ist? Nein? Dann jetzt.

Auf einmal kam Lisbons Blick erneut nach oben und musterte mich.

,,Ist etwas Jane?" Fragte sie mich mit einem unsicheren Blick. Warum so unsicher? Mach ich sie etwa nervös? Ein Boss wird doch nicht nervös von einem Kollegen. Shit, sie hat mich beim anstarren erwischt.

,,Nein, alles gut. Warum sind sie so verunsichert?" Fragte ich sie deshalb direkt, weil ich es nicht haben kann, wenn ich nicht jemanden durchschauen kann.

,,Ähhh... Was? Warum?... Ich bin nicht verunsichert. Sagen Sie mir lieber warum Sie hier geschlafen haben, Jane. Sie haben in meinem Büro nichts zu suchen, außer ich sag Sie sollen hier rein kommen. und Sie haben doch." Erst war sie sehr verwirrt über meine Frage, aber dann wendete sie sich schnell zum letztem Thema. Gut abgelenkt Lisbon, aber ich habe es bemerkt. Na gut ich sollte sie nicht gleich noch weiter nerven, ansonsten ist sie direkt sauer auf mich. Aber irgendwas hat sie, ich glaube sie ist sogar etwas rot geworden durch meine Frage. Mist, eigentlich wollte ich dieses Thema mit der Übernachtung umgehen.

,,Ich wollte nicht nachhause. Ich war da nie alleine und das Haus ist zu groß für mich. Alles daran erinnert mich an meine Frau und an meine Tochter, ich wollte da nicht hin und ich wusste nicht wohin mit mir." Antwortete ich deshalb wahrheitsgemäß und bevor sie mich fragt, warum ich so lange zum antworten brauch, denn ihr Blick hat gerade genau das mich gefragt. Vielleicht hat sie ja Mitleid und keine schlechte Laune. Ich möchte nicht, dass sie schlechte Laune wegen mir bekommt. Ich will nicht nachhause, hier ist man so schön abgelenkt durch Kollegen und gleichzeitig bekomme ich nützliche Details über den Mörder meiner Familie. Sie darf mich einfach nicht feuern.

,,Sie haben die komplette Nacht in meinem Büro, auf meinem Sofa verbracht?" Fragte sie mich etwas unglaubwürdig. Mit einem 'Ja' bestätigte ich ihr das dann nochmal.

,,Ich verstehe ja, dass sie nicht nachhause wollen, aber sie können auch nicht einfach hier in meinem Büro wohnen. Außerdem hätten Sie mit mir reden sollen." Äußert sich Lisbon jetzt. Puh, es hört sich nicht nach einer Kündigung an, sondern nur nach einer Ermahnung mit versuchter Hilfe. Warum ist sie so nett zu mir?

,,Ja, ich weiß. Ich wollte ihnen keine Umstände machen. Es tut mir Leid, ich werde was anders für die nächsten Nächte finden." Erklärte ich ihr, damit ich wirklich kein Ärger von ihr bekomme. Ich bin mir sicher, dass ich auch die nächsten Nächte hier bleiben werde, aber ich will keine schlecht gelaunte Lisbon haben und schon gar nicht dafür gekündigt werden. Mir hat die Zusammenarbeit gestern nämlich Spaß gemacht. Ab jetzt muss ich besser aufpassen, dass mich niemand dabei erwischt, wenn ich hier schlafe. 

,,Na gut, dass hoffe ich. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen und die anderen sollten gleich auch kommen. Sie können sich ja schonmal zu deren Arbeitsplätze begeben und ich komme gleich nach, wenn alle da sind." Befiehl sie mir. Doch ich konnte nicht gehen da ich zu neugierig war.

,,Nein." Sagte ich zu ihr deshalb. Sie schaute mich sichtlich verwirrt an, warum ich ihr Befehl nicht befolgen wollte und langsam konnte ich auch erkennen, dass ich sie schon jetzt was nerve. Sie atmete nämlich einmal tief ein und wieder langsam aus. Irgendwie ja auch verständlich. Sie aber etwas auf die Palme zu bringen macht auch Spaß.

,,Jane. Warum 'nein'? Es war ein Befehl." Richtete sie mir sichtlich genervt aus. Ja kein Wunder, aber ich bin eben so. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und vor allem liebe ich es Menschen auf die Palme zu bringen, wenn es um Regeln oder Befehle geht.

,,Weil Sie mir nicht auf meine Frage geantwortet haben." Antwortete ich knapp, um sie etwas zu provozieren. Es ist niedlich wenn sie etwas genervt durch mich ist.

,,Welche Frage Jane?" Fragte sie nun wirklich genervt. Ups, jetzt habe ich sie wohl endgültig zu stark geärgert. Wahrscheinlich möchte sie nur kurz alleine arbeiten und ist deswegen so früh gekommen und ich habe ihr da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber ich merkte durch ihre laute Stimme auch Unsicherheit, weil sie auf einmal ihren Stift in der Hand fest drückte und nervös mit rum spielte. Sie wusste anscheinend welche Frage und will diese nicht beantworten. Das macht mich bloß noch neugieriger, also machte ich weiter.

,,Die Frage, die ich Ihnen gestellt habe." sagte ich noch provozierender und auf meinem Gesicht breitete sich ein noch größeres Lächeln aus, als zuvor schon. Ich liebe es Leute zu provozieren.
,,Nämlich, warum sie so unsicher sind in meiner Gegenwart. Man sieht es ihnen an." Redete ich dann doch weiter, da ich keine verärgerte Lisbon sehen wollte und meinen Job auch behalten will.

Schnell nahm sie ihren Blick runter und schaute auf ihre Akten. Da sieht man es wieder, sie ist schon wieder nervös. Doch dann hebt sie ihren Kopf und schaut mir direkt in meine Augen.
,,Jane, ich habe doch gesagt ich bin nicht unsicher oder nervös in ihrer Gegenwart. Ich bin ihr Boss und ich gebe ihnen Befehle die Sie erfüllen  müssen und genau das tun Sie gerade nicht." Versicherte sie mir mit einer festen Stimme. Jetzt kommt die Chefin raus, aber irgendwas verheimlicht sie mir. Sie umgeht wieder die Frage. Sie beantwortet diese nicht richtig.

Und schon sehe ich wie Grace, Cho und Rigsby an uns vorbeilaufen und uns einen guten Morgen wünschten.
,,Schau, da sind die anderen auch schon. Wir gehen jetzt zu denen und dann fangen wir an zu arbeiten." Richtete mir Lisbon aus und stand von ihrem Stuhl auf und lief zu den anderen. Ich trottelte ihr hinterher. Das Thema war wohl hiermit beendet. Ich merkte die Blicke der anderen auf uns und bin schon gespannt was uns heute erwartet.

The Mentalist ~Du darfst nicht sterben~Where stories live. Discover now