Angst in der Dunkelheit

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Ich sitze neben Frank, diesem niedlichem Jungen und wir sehen fern, wir reden kaum und haben kein Wort über den Kuss verloren, oder über die Minuten die wir im Regen standen. Eigentlich haben wir über nicht geredet, denn als ich Frank trockene Klamotten gereicht hatte, die mir zwar zu klein sind, ihm aber immer noch etwas zu groß, hat er kein einziges Wort mehr gesagt.

Plötzlich alle von Strom betriebenen Geräte ausgehen und wir komplett von Dunkelheit umhüllt sind. Frank greift panisch nach meinem Arm und vergräbt seine Fingernägel in meinem Fleisch. Ich gebe ein leises "Au." von mir und er lässt mich los, ich kann ihn kaum sehen, aber ich weiß das er mich mit dem selben Blick ansieht wie als wir vor etwa vierzig Minuten draußen standen. "T ... tut mir Leid!" seine Stimme klingt, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. "Ist schon okay! Aber vielleicht ist das ein Zeichen, das wir schlafen sollten!" ich lächle ihn an, obwohl ich genau weiß, das er mich nicht sehen kann. Ich kann ihn deutlich Schlucken hören und frage mich, was los ist.

"Alles in Ordnung?" frage ich leise. "Ich k... kann nicht s... schlafen, wenn es ... wenn es s...so d....dunkel ist!" murmelt er eindeutig beschämt. Ein fast Erwachsener Junge, der Angst vor der Dunkelheit hat?

"Du hast Angst im Dunkeln?" frage ich vorsichtig, nur um ganz sicher zu gehen, das er mir auch das sagen wollte. "Im dunkeln beginnen deine Albträume wahr zu werden! Videos werden verbreitet, Gefühle überrollen dich wie Wellen, die Stimmen in deinem Kopf werden lauter, als sie schon sind und der Tod streckt seine Hand nach dir aus! Sobald es dunkel ist spielen Geister in deinem Kopf! " Jetzt bin ich derjenige der laut schlucken muss. Ich will diesen Jungen nur noch in den Arm nehmen, so wie man ein kleines Kind in den Arm nimmt, wenn es aus einem Albtraum erwacht. Aber ich beginne zu begreifen, das für Frank jeder Tag und vor allem jede Nacht ein Albtraum ist und egal was er tut, er kann nicht erwachen!

"Frank, darf ich dich etwas fragen?" draußen ertönt ein lautes Donnern und er greift noch einmal nach meinem Arm. Ich lege meine linke Hand auf seine, die auf meinem rechten Arm liegt und schiebe sie herunter. Dann fahre ich mit meinen Fingern über seinen Arm, von dem verband an seinem Handgelenk bis zu seinem Ellbogen. Ich kann die Wunden und Narben deutlich spüren und frage mich, wie man sich selbst nur so etwas antun kann. Es ist nicht so, das ich nie daran gedacht hätte, aber ich habe es nicht gemacht!

"Wann hast du damit angefangen?" meine Stimme klingt ruhig. "Ich habe es zwei Jahre nicht mehr gemacht, aber als jeder dieses verdammte Video gesehen hat habe ich das erste mal wieder ein Messer an meinen Arm gehalten und für einen Moment, war alles besser! Dann habe ich kochendes Wasser über meinen anderen Arm geschüttet und jeder Schnitt, oder jeder Schmerz übertönt die Worte dieser Arschlöcher und die Fäußte meines Vaters!" Ich kann hören, wie er leise beginnt zu schluchzen. "Aber die seelischen Schmerzen kommen immer wieder zurück, niemand behandelt dich besser, nur weil du das tust, oder?" Ich will ihm die Tränen aus dem Gesicht wischen und ihn in den Arm nehmen, aber ich halte mich zurück.

Er antwortet nicht, aber ich weiß das er nickt. "Dann ist das keine Lösung!" Ich wadere mit meiner Hand über den Verband und nehme seine Hand in meine. Seine Hand zittert und ist Eiskalt. "Aus diesem Grund will ich sterben! Es ist die einzige dauerhafte L... Lösung und hättest du nicht den Helden gespielt wäre ich jetzt vielleicht bereits Tod!" er schluckt und in seiner Stimme kann ich drei Dinge erkennen, erstens: Er hat eine scheiß Angst vor dem Tod, aber zweitens: Er glaubt wirklich, es sei die einzige Lösung! Und drittens: Er ist ganz schön kompliziert!

"Nein! Wie soll dein leben besser werden, wenn du Tod bist!" "Es wird nur durch meinen Tod besser werden!" Ich kann einfach nich anders, als näher an ihn heran zu rutschen und ihn in den Arm zu nehmen. "Außerdem interessiert es keinen, ob ich lebe oder sterbe!" murmlet er und ich lasse ihn los, ich bin ihm so nahe, das ich trotz der Dunkelheit sein perfektes Gesicht erkennen kann. "Mich interessiert es!" "Du kennst mich nicht einmal!" "OKay, wir spielen jetzt ein spiel!" gähne ich und rücke wieder etwas weiter von ihm weg, wenn ich sein Gesicht länger so nahe vor meinen Augen habe, dann werde ich mich nicht beherrschen können, dann müsste ich ihn küssen!

"Wir spielen ein Spiel und das geht so, das ich dir eine Frage stelle, du sie beantwortest und du mir dann ebenfalls eine Frage stellst. Und immer so weiter!" "Ich hab keine Lust auf so ein spiel!" brummt er. "Wieso nicht?" "Ich habe so ein Frage antwort Spiel mit Kellin gespielt, als wir uns das erste mal heimlich getroffen haben! Wieso willst du soetwas spielen?" "Weil ich dich kennen lernen will! Vor hast du so große Angs? Denkst du ich könnte etwas herausfinden, das du lieber verborgen hältst?" "Ich .... Ich mag das Spiel einfach nicht, außerdem bin ich nicht wirklich interessant! Wieso spielst du sowas?" Ich muss etwas Licht in den Raum bringen, es macht mich noch verrückt, das ich Frank nicht wirklich sehen kann. Er greift erneut nach meinem Arm. "Keine Angst, ich mache nur ein bisschen Licht und wenn du dieses Spiel nicht mit mir spielst, dann lasse ich dich im Dunkeln alleine!" ich grinse und er lässt mich nur wenige Sekunden nachdem ich meinen Satz beendet habe los. "Ich würde nicht darauf vertrauen, das ich dann noch hier bin, wenn die Sonne aufgeht!" murmelt Frank und ich hole zwei große Kerzen aus dem Schrank neben unserem Fernseher. "Ich würde die Tür abschließen, du wärst hier drin gefangen!" Ich taste auf dem Schrank nach einem Feuerzeug, das immer dort liegt und stelle die Kerzen dann auf den Couchtisch. "NA gut!" brummt Frank und ich zünde die Kerzen vorsichtig an. Ich versuche mein breites grinsen zu verbergen, aber er hat es bereits gesehen. "Du hast mich noch nie in der Schule gesehen, oder?" fragt er leise und ich setzte mich so hin, das ich ihm perfekt ins Gesicht sehen kann. "Ich verbringe meine Pausen meistens im Kunstraum! Hast du mich schon einmal in der Schule gesehen?" Ich denke nicht, das Frank mich in der Schule jeh gesehen hat. Gut, ab und zu bemerke ich nicht, wenn mir jemand beim Zeichnen in den Pausen zu sieht, aber Frank sieht nicht so aus, als würde er sich groß für Kunst interessieren.

"Im Flur, aber Hauptsächlich habe ich von dir gehört! Das hat ja jeder, schließlich hängen deine Kunstwerke im gesammten Schulhaus!" Er lächelt nervös und beginnt wieder auf seinem Lippenpiercing herum zu kauen. "Du hast mir keine Frage gestellt!" "Was?" "Eine Frage?" "Oh, ähm ... Du hast gesagt, du hast mich noch nie in der Schule gesehen. Aber du hast das Video gesehen, oder?" er schluckt und blinzelt ein paar Tränen aus seinen Augen. "Nein! Ich will es auch gar nicht sehen! Wie kam es überhaupt zu diesem Video?" Der dunkelhaarige Junge sieht mich mit panischem Blick an. "Tut mir leid, du musst nicht auf die Frage antworten!" Ich sehe zu Boden, ich will ihn auf keinen Fall dazu drängen, mir das zu erzählen, was ihn so herunter gezogen hat!

"Ende August, hatten wir einen Hund von verwandten bei uns und ich musste mit ihm raus gehen. Als ich im Park war, ist plötzlich Kellin auf mich zu gekommen und er wusste meinen Namen! Ich bin unsichtbar in der Schule, naja, das war ich und ich war zufrieden damit! Ich hatte genau zwei Freunde und die anderen kannten nicht einmal meinen Namen. Aber dann war da plötzlich Kellin und er hat mich angesprochen und wir haben geredet. Der Star des Football Teams hat mit mir geredet! Wir haben uns gut verstanden und uns heimlich getroffen. Er hat gesagt, seine Freunde verprügeln ihn, wenn sie wüssten das er mich süß findet. Ich habe ihm geglaubt! Dann hatten sie das Spiel verloren mitte September und er hat mich in die Umkleideräume zittiert, als alle weg waren und er hat fast geweint." Frank schluckt und eine Träne macht sich ihren Weg über seine Wange und tropft auf seinen Arm. "Er hat gesagt, seine letzte Freundin hatte immer etwas womit sie ihn trösten konnte und das könnte ich auch machen. Ich wollte das nicht und er hat gesagt, er erzählt allen ich hätte mich an ihn ran gemacht und alle würden mich fertig machen! Dann habe ich angefangen, ich wusste nicht einmal genau was ich machen muss und ... Ich hab so etwas noch nie gemacht!" Jetzt folgen tausende Tränen und ich kann einfach nicht anders als ihn näher an mich heran ziehen und ihn so fest in den Arm zu nehmen, das ich das Gefühl habe sein Herz schlagen zu spüren.




Hey, danke für die Kommis/ die positive Rückmeldung :* 

Ps. Ja, Frank ist vielleicht ein klein wenig kompliziert :D 

Never let go my HandWhere stories live. Discover now