✔Kapitel 41

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Kapitel 41

Es war bereits früher Abend, als Louis mit Harry gemeinsam in dessen Zimmer saß. Louis konnte sich nicht auf das Jetzt konzentrieren, zu sehr schwirrten ihm die Worte von Zayn im Kopf herum. Was hatte Zayn vor? Würde er Harry wirklich verletzen, um Louis am Boden zu sehen? Würde er wirklich so weit gehen? Louis ließ seinen Blick zu Harry schweifen, der neben ihm auf den Boden saß und gespannt Ironman schaute. Er würde Harry mit seinem Leben beschützen, das stand fest. Niemals würde er zulassen, dass Harry etwas passierte. Harry war in Louis' Augen so unschuldig und rein. Er hatte Zayns Hass definitiv nicht verdient. Louis würde alles hinnehmen, was Zayn ihm selbst antun würde, solange er Harry dabei aus dem Spiel ließe. Gott, Harry hatte ja nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was im Moment alles passierte. Er lebte irgendwie in seiner eigenen Welt und genau das machte Harry zu leichter Beute für Zayns Machenschaften.

Ebenso wie Louis über Zayn nachdachte, musste er auch an Niall denken. Sie kannten sich ihr halbes Leben und Louis war sich sicher, dass die ganze Sache nicht mit rechten Dingen zuging. Niall gehörte zwar seit Jahren zur Gang und hatte hin und wieder Jüngere schikaniert, aber noch nie hatte er so herzlose und demütigende Dinge getan wie das mit Liam.
Und der arme Liam. Louis konnte nur erahnen, wie es diesem ging. Die ganze Schule konnte sehen, wie er mit Niall schlief. Er wurde sozusagen über das Video geoutet und so etwas hatte keiner verdient. Dass Niall bi war, war kein großes Geheimnis und ebenso wenig, dass er wechselnde Liebschaften hatte. Er hatte also nicht einmal halb so viel Schaden erlitten wie Liam.
Die ganze Schule sprach über ihn. Er war das Gesprächsthema Nummer eins und Louis musste sich wirklich mehr als einmal zurückhalten, nicht auf die Personen loszugehen, die sich über Liam das Maul zerrissen.

Das Klingeln der Haustür holte Louis aus seinen Gedanken und er sah zu Harry. "Erwartest du noch jemanden?", fragte er den Lockenkopf, welcher mit dem Kopf schüttelte. Es vergingen circa zwei Minuten, bevor sich die Tür öffnete und Liam mit verheulten Augen das Zimmer betrat.
"Liam." Louis sprang sofort auf. um zu Liam zu gehen, der kurz davor war, in einen erneuten Heulkrampf zu verfallen. Auch Harry erhob sich von seinem Platz und ging auf den Weinenden zu. "Alles okay, Liam?", fragte dieser, doch Liam konnte nicht antworten. Die lauten und verzweifelten Schluchzer ließen es nicht zu. "Sieht er so aus, als wenn alles okay wäre?" Louis' Antwort kam bissig rüber und sofort sah er Harrys Reaktion. "Tut mir leid. Ich wollte das nicht", entschuldigte er sich und Harry nickte unsicher. Louis führte Liam zu Harrys Bett und drückte ihn auf dieses.

Louis zog das weinende Bündel in seine Arme, strich ihm beruhigend über den Rücken, während Harry nur danebenstand und nicht wusste, was er tun sollte. Er sah natürlich, dass es Liam nicht gut ging, weinenden Menschen ging es meist schlecht. Doch er wusste nicht, wie man sich in so einer Situation verhielt. "Was soll ich tun?", wollte Harry an Louis gewandt wissen. "Das Beste, was du tun kannst, wenn Menschen weinen, umarme sie." Harry lief langsam auf Liam zu, setzte sich neben ihn und legte unsicher seine Arme um ihn.

So saßen sie nun da, drei Jungs, die sich in den Armen lagen, und mit einem weinenden Liam, der sich langsam wieder zu beruhigen schien. "Mein Dad ...", fing Liam mit brüchiger Stimme an zu sprechen. "E-er hat das V-video gesehen." Erneut verließen laute Schluchzer Liams Lippen. "Das tut mir so leid, Liam", versuchte Louis sein Mitgefühl auszudrücken. "Er ... er schickt mich weg." Geschockt entzog sich Louis Liam und sah ihn mit großen Augen an. "Warum das?", wollte er wissen und Liam strich sich einmal mit der Hand über das Gesicht. "Er ist homophob ... er sagt, ich wäre eine Schande und so etwas wie mich will er nicht in seiner Nähe haben." Bei dem Wort Etwas malte Liam imaginäre Anführungszeichen in die Luft. "Das ... das kann er doch nicht tun. Wir müssen das verhindern." Entschlossen sprang Louis vom Bett auf und lief im Zimmer auf und ab. "Louis. Das lässt sich nicht verhindern. Er hat mich bereits in einem Internat in London angemeldet. Nächste Woche geht es los." Louis schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich reiße Niall dafür den Kopf ab." Louis war wütend, Niall hatte Liams Leben zerstört. "Es tut mir übrigens leid von heute Morgen. Ich war einfach nur komplett verwirrt." Entschuldigend blickte Liam zu Louis, welcher nur abwinkte. Louis hatte ihm das keine Sekunde übel genommen.

"Liam", kam es zaghaft von Harry, weswegen die Augenpaare der beiden anderen Jungs nun auf ihm lagen. Harry schaute nicht auf, er blickte auf seine Hände und spielte mit den Ärmeln seines Pullovers. "Du darfst nicht gehen", sprach er leise weiter. Liam spürte einen Stich in seinem Herzen. Sofort zog er Harry in eine Umarmung. "Es tut mir leid. Ich werde dich vermissen." Und das würde er wirklich. Ihm war Harry in der kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen. Harry war sein erster richtiger Freund auf der neuen Schule und jetzt müsste er ihn wieder verlassen.

Als Louis die beiden beobachtete, konnte auch er sich eine Träne nicht verkneifen. Es tat ihm weh, dass er selbst, aber vor allem Harry einen guten Freund verlieren würde. Er konnte in diesem Moment nicht beschreiben, wie viel Hass er auf Zayn, Niall und Liams Vater verspürte. Unmerklich ballten sich seine Hände zu Fäusten und er war entschlossen, Niall erneut zur Rede zu stellen.

"Ich bin kurz weg, ich werde mich beeilen." Ohne eine Antwort von den verwirrten Jungs abzuwarten, stürmte er aus dem Haus. Er kochte innerlich vor Wut.

Er ging zu sich nach Hause, schnappte sich die Autoschlüssel von seinem Stiefvater und stieg in das Auto. Es dauerte circa zehn Minuten, bis er sein Ziel erreichte. Mit einer Vollbremsung stoppte er das Auto, stieg aus und lief mit schnellen Schritten auf sein Ziel zu.

Wütend drückte er ununterbrochen auf die Klingel mit der Aufschrift Horan. "Was verdammt noch mal soll ... Louis?" Nialls Miene wechselte von genervt zu erstaunt. "Was machst d..." Weiter kam er nicht. Louis stieß in mit seiner ganzen Kraft gegen die Brust, so dass der blonde Ire nach hinten taumelte und zu Boden fiel. "Ist es das, was du wolltest? Bist du jetzt glücklich?", schrie Louis den noch immer am Boden liegenden Niall an. "Was?", fragte dieser ängstlich nach. "Wegen dir und deiner Scheiße, die du getan hast, wird Liam auf ein Internat geschickt", schrie er weiter und sein Kopf war sicher rot wie eine Tomate. "Wie, er wird weggeschickt?" Louis schnaufte. "Er geht, Niall ... weg. Weg aus Holmes Chapel. Und ihr seid daran schuld. Sein Vater hat das Video gesehen und er ist ein verdammter Homophob. Wisst ihr eigentlich, was ihr Liam damit angetan habt? Ihr habt sein Leben zerstört. Hasst du ihn wirklich so sehr, dass du ihn so demütigen musstest?" Niall schaute beschämt und schuldbewusst zu Boden. "Ich hasse ihn nicht. Ich mag ihn doch, Louis. Ich mag ihn sogar sehr." Verwirrt runzelte Louis die Stirn. "Warum hast du es dann getan?" Niall schüttelte den Kopf. "Ich kann es dir nicht sagen, Louis. Ich stecke in Schwierigkeiten und musste es tun." Niall erhob sich vom Boden und lief auf die Haustür zu. "Was für Schwierigkeiten?", forschte Louis nach. "Es ist besser, wenn du jetzt gehst", bat der Ire. "Niall, sag mir doch, was los ist. Hat Zayn dich dazu gezwungen?" Niall atmete geräuschvoll aus. "Louis, geh bitte." Mit diesen Worten schob Niall Louis aus der Tür und schloss dieser hinter ihm.

✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt