Der weise Chuck

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„Grace!" Bevor ich sehen kann, was als nächstes passiert und wovor Newt und mein anderes Ich so Angst haben, werde ich aus meinem Traum gerüttelt. Ich schrecke auf und sehe direkt vor mir haselnussbraune Augen.
Ich atme schwer ein und aus und begreife erst nicht, was passiert ist. Dann dämmert es mir. Ich habe wieder geträumt. „Newt..", sage ich zwischen zwei schweren Atemzügen und sehe ihn verwundert an. Was..was macht er hier?
Er zieht mich vorsichtig hoch, sodass ich in meiner Hängematte sitze. „Was machst du.." Ich kann meine Frage nicht zu Ende stellen, da Newt mir seine Hand über den Mund legt. „Pshh", zischt er ganz nah an meinem Ohr. Sofort überkommt mich eine Gänsehaut. „Du weckst sonst noch die anderen."
Ich nicke und er nimmt seine Hand wieder von meinem Mund. Dann richtet er sich auf und nimmt mich bei der Hand. Immernoch etwas mitgenommen, von meinem Traum, folge ich ihm wortlos. Sobald wir etwas von dem Schlafplatz weg sind, bleibe ich stehen und da er immernoch meine Hand hält, muss er mit mir stehen bleiben. „Wo gehen wir hin?"
„Zu mir." Er will mich wieder weiter ziehen, doch ich entreiße ihm meine Hand und bleibe weiter stehen. „Wieso?" Er dreht sich wieder um und seufzt. „Kannst du nicht ein Mal das tun, was ich sage?" Ich schüttele ohne zu zögern den Kopf.
„Komm jetzt", sagt er dieses Mal etwas strenger. Ich bleibe immernoch stehen und verschränke zusätzlich meine Arme vor der Brust. Newt seufzt noch einmal. „Na gut. Dann eben so", sagt er während er auf mich zu kommt und mich kurzer Hand hoch hebt und über seine Schulter wirft.
Ein erschrockenes Quieken verlässt meinen Mund. „Newt!" Meine Arme sind längst nicht mehr verschränkt und ich klammere mich krampfhaft an seinem Shirt fest. Newt lacht kurz auf und sagt dann: „Ich werd dich schon nicht fallen lassen."
„Newt. Lass mich sofort runter!" Doch Newt denkt nicht einmal daran. Alles wehren bringt nichts. Er trägt mich bis zu seinem Zimmer hoch und lässt mich erst wieder an seinem Bett runter. Sobald er mich darauf abgelegt hat, setzte ich mich auf. „Sag mal geht's noch? Sowas nennt man Kidnapping!"
Er lacht nur wieder und setzt sich neben mich aufs Bett. „Du hast wieder geträumt", stellt er fest und seine Miene verfinstert sich.
„Du hast mich beobachtet!", stelle ich nun sauer fest. Er zuckt kurz mit den Schultern, als wäre es nicht weiter schlimm. „Ich hab zu dir gesagt du sollst heute Abend zu mir kommen und du hast es nicht gemacht. Deswegen hab ich dich jetzt geholt."
Meine Augen verengen sich ein wenig. Natürlich sollte ich zu ihm kommen, aber ich dachte das hat sich erledigt, da wir heute Mittag miteinander gesprochen haben. „Es ist aber nicht mehr Abend. Es ist Mitten in der Nacht!", antworte ich wütend.
Newt grinst nur breit, als würde es ihm Spaß machen, dass ich mich aufrege. Ich stoße laut die Luft aus und stehe auf. „Ich geh jetzt wieder." Als ich mich umdrehen und auf die Tür zulaufen will, spüre ich zwei Hände, die mich zurück ziehen. Ich verliere mein Gleichgewicht und lande schließlich auf Newts Schoß. Ich will schnell wieder aufstehen, doch Newt hält mich fest. „Du kannst heute wieder hier schlafen. Wenn du willst."
Ich presse meine Lippen fest aufeinander, als sein Atem meinen Nacken streift. „Nein danke", bringe ich schließlich hervor und schaffe es aufzustehen. Er hält mich dieses Mal nicht zurück, steht jedoch mit mir auf. Ich drehe mich um, um ihn direkt ansehen zu können. In seinem Blick liegt ein wenig Sorge, was mich verwundert. Um was macht er sich Sorgen?
„Willst du mir nicht erzählen, was du geträumt hast?" Meine Augen werden ein wenig groß und ich könnte schwören ich werde leicht rot, weswegen ich von ihm wegsehe.
„Es war nichts Wichtiges." Niemals würde ich ihm erzählen, wie ich uns dabei zu gesehen habe, wie wir uns küssen. Niemals!
„Sicher?" Ich sehe weiter auf den Boden und nicke. „Wenn es etwas Wichtiges wäre würdest du es mir erzählen oder?" Ich sehe wieder auf und nicke. „Ja."
Newt scheint wohl einigermaßen zufrieden mit meiner Antwort. „Gute Nacht." Ich lächele ihn noch einmal zaghaft an und gehe dann aus seinem Zimmer. Eigentlich wäre ich gerne bei ihm geblieben. In seiner Nähe fühle ich mich geborgen. Und sicher. Doch wenn noch einmal jemand mitbekommt, dass ich bei ihm über die Nacht war, kommen Gerüchte auf. Und das ist das Letzte, was ich will.

Ich lege mich wieder in meine Hängematte und versuche einzuschlafen. Wieder ohne Erfolg. Ich seufze laut und starre mit offenen Augen in den Himmel.
„Kannst du nicht schlafen?", höre ich eine Stimme rechts von mir. Ich drehe mich um und sehe Chuck, der mich beobachtet. Hinter ihm erkenne ich den Neuen - Thomas. Er schläft wohl jetzt auch bei uns. „Nein", beantworte ich Chucks Frage. „Du auch nicht?" Er schüttelt seinen Kopf und setzt sich in seiner Hängematte auf.
„Ich hab dich vorher mit Newt weggehen sehen.." Er schaut auf seine Hände und fragt mich dann: „Seid..seid ihr ineinander verliebt?" Verwundert über diese Frage setzte ich mich nun auch auf. Ich schüttele schnell den Kopf. „Wie kommst du darauf?"
Chuck sieht zu mir auf und grinst. „Ich merke wie er dich an sieht. Und ich merke, wie du dich in seiner Gegenwart verhälst. Ich beobachte euch zwei." Noch etwas verwirrter schüttele ich erneut den Kopf. „Wie sieht er mich denn an?"
„Als wäre er jederzeit bereit sich vor dich zu werfen, falls die Griewer auf die Lichtung kommen sollten." Nachdenklich sehe ich Chuck eine Weile an. Ich habe nie darauf geachtet, wie Newt mich ansieht. Wer achtet auch auf sowas? Aber ich glaube Chuck spinnt sich da etwas zusammen.
„Und wie verhalte ich mich in seiner Gegenwart?" Chuck schmunzelt kurz. „So als würdest du ihm am liebsten den Kopf abreisen." Ich schmunzele ebenfalls. Da hat er wohl Recht.
„Ach und das ist ein Anzeichen dafür, dass ich in ihn verliebt bin oder was?" Chuck gähnt kurz. Anscheinend ist der Kleine ziemlich müde. Er schüttelt den Kopf und legt sich wieder in seine Hängematte. „Ja ist es. Soll ich dir sagen, was ich glaube?"
„Was denn?"
„Ich glaube, du versteckst deine Gefühle. Ich glaube, du bist in ihn verliebt und weißt es selbst noch nicht, weil du deine Gefühle hinter Hass versteckst. Und ich glaube, du hast so eine Mauer um dich herum gebildet, vor lauter Hass, das du selbst nicht siehst, wie sehr Newt dich mag, wie sehr er sich manchmal um dich sorgt und wie eifersüchtig er manchmal ist."
Kurz bin ich sprachlos. Wow, der weise Chuck. Wer hätte das gedacht?
Er denkt wohl, damit ist das Gespräch beendet und dreht sich auf die andere Seite. Kurze Zeit darauf höre ich ihn schnarchen.
„Was du alles denkst..", sage ich mehr zu mir selber, da er mich ja nicht mehr hören kann. Dann lege auch ich mich wieder hin. Newt in mich verliebt sein, dass ich nicht lache. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass ich in ihn verliebt bin. So ein Schwachsinn. Was kleine Kinder sich manchmal ausdenken. Und Newt und eifersüchtig..das ist wohl das unwahrscheinlichste von allem.
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