Angst im Wald

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Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, stehe ich auf. Ich will zurück laufen und Jeff suchen, um mit ihm zu reden. Mit Irgendjemanden muss ich reden und da Jeff der Einzige hier ist, der mich leiden kann...Ich höre ein Rascheln und fahre herum. Ein Tier?
Als ich mich nach dem Rascheln umdrehe, sehe ich einen Jungen auf mich zukommen. Ich habe ihn schon einmal gesehen. Er und Jeff sollten die Box nach meiner Ankunft ausräumen. Demnach muss er wohl..ähm..Gally sein? Was macht er hier? Ist er mir hinterhergelaufen? Ich war mir sicher, dass ich hier alleine bin.
Ich betrachte ihn misstrauisch, während er auf mich zukommt. Er ist einen guten Kopf größer wie ich und stark gebaut. Er hat dunkelblonde Haare und einen fiesen Gesichtsausdruck. Nicht ernst, so wie Newt, sondern eher böse. Er ist mir echt nicht geheuer.
Er kommt weiter auf mich zu und ich würde am liebsten wegrennen, da er mir wirklich Angst macht. Aber ich will nicht, dass er das merkt. Ich will nicht, dass er denkt ich bin schwach. Ich will nicht, dass er sieht, dass ich Angst habe. Diese Genugtuung will ich ihm einfach nicht geben. Und so weiche ich nicht einen einzigen Schritt zurück und bleibe standhaft an meinem Platz.
Er bleibt ungefähr 2 Meter vor mir stehen. „Was machst du hier?" Genau das wollte ich ihn gerade fragen. Ich antworte nicht. Er kommt einen Schritt näher. „Ich hab dich was gefragt." Meine Knie fangen ein bisschen an zu zittern, aber ich weiche immernoch nicht zurück und halte seinem Blick stand.
„Was geht es dich an?" Wenn er so unfreundlich ist, dann bin ich es eben auch. Er kommt noch einen Schritt näher und steht jetzt nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich verschränke meine Arme vor der Brust. Ich spüre wie die Angst immer mehr in mir hochkriecht. Reiß dich zusammen, er wird dir schon nix tun.
Ohne meine Frage zu beachten redet er weiter. „Warum bist du hier?" Wann blickt er es endlich? „Ich hab doch gesagt, was geht dich das an." „Das meine ich nicht. Ich meine was hast du hier auf der Lichtung zu suchen." Ich bin etwas verwirrt. Was meint er damit? Er wartet meine Antwort garnicht ab und redet weiter. „Du bist das allerste Mädchen. Das muss was zu bedeuten haben." Jetzt verstehe ich. „Woher soll ich denn das wissen?" Ich lasse meine Arme wieder fallen. Meine Angst ist verschwunden und verwandelt sich in Wut. „Warum denkt ihr eigentlich alle, dass ich mehr weiß wie ihr?"
So schnell, dass ich es kaum mitbekomme, schießt er nach vorne und packt mich am Arm. „Was soll das?! Lass mich los!" Ich blicke über meine Schulter. Ich bin viel zu tief im Wald. Hier wird mir Niemand helfen können.
„Warum lässt Jeff so ein hübsches, kleines Mädchen wie dich, nur unbeschützt alleine in den Wald?" Spinnt er jetzt völlig?! Was hat das mit Jeff zu tun? Und was..hübsch? Soll das jetzt ein Flirtversuch oder ein Einschüchterungsversuch sein? „Ich bin nicht klein und schon garnicht unbeschützt! Ich kann mich gut selber beschützen, dazu brauche ich bestimmt nicht Jeff..und wie kommst du ausgerechnet auf ihn?" Gally grinst kurz. Ein ekliges Grinsen. Er kommt mit seinem grinsenden Gesicht ganz nah an meines und selbst wenn ich mich jetzt dazu entschließen würde, doch zurückzuweichen, ist es nicht mehr möglich, da er mich mit beiden Händen festhält.
„Komm schon, sag mir nicht, dass ihr nicht was am laufen habt. Jeder Strunk sieht doch, dass ihr aufeinander steht." Strunk. Da ist das Wort wieder. Anscheinend sagen das hier Mehrere. Auf jedenfall bin ich mir jetzt ganz sicher, dass er spinnt.
Als er mir so nah gekommen war, ist meine Angst zurück gekehrt. Ich schlucke und antworte viel leiser und zittriger als gewollt. „Wir haben sicher nichts am laufen." Gallys Grinsen wird noch breiter. „Ach so. Dann ist ja gut." Ich traue mich kaum nachzufragen. „Warum gut?" Meine Stimme hört sich immernoch zittrig an. „So ein hübsches Mädchen, wie dich, sollte man doch nicht an so einen Strunk, wie Jeff, verschwenden." Also doch ein Flirtversuch? Ich sehe noch einmal über meine Schulter, aber es bringt nichts. Ich sehe nur Bäume. Selbst wenn ich schreie, würde mich niemand hören.
Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Aber Gally redet einfach weiter. Und seine Stimme wird jetzt lauter. „Du gehörst hier nicht hin. An Albys Stelle hätte ich dich verbannt." Verbannt? Was ist das? Was soll das heißen? Droht er mir etwa? Ich finde meine Stimme endlich wieder und sie ist fester als ich gedacht hätte. „Der einzige Strunk hier bist du." Er nimmt mein Gesicht in eines seiner Hände und das nicht gerade sanft. Mit der anderen hält er mich immernoch am Arm fest. Sein Gesicht ist so nah an meinem, dass ich seinen Atem spüre. „Nicht so frech Frischling."
Irgendwas muss ich schnell tun! Ich kann mich nicht aus seinem Griff befreien. Keine Chance. Ich bekomme Panik. „Lass mich los Gally!" Ich schreie so laut es geht. Vielleicht hört mich ja doch noch jemand. „He du kennst ja meinen Namen." Er lacht. Ein scheußliches, kehliges Lachen. Was soll ich nur machen? Denk nach..denk nach..Ich überlege und lasse meine Augen umher wandern. Plötzlich kommt mir ein Einfall. Ich schlage ihm mit meinem Knie so fest es geht dahin, wo es weh tut (ihr wisst was ich meine ;D).
Er lässt mich sofort los und schreit vor Schmerz kurz auf. Ich drehe mich um und renne so schnell ich kann weg. Gally fängt sich jedoch schneller wieder, als ich gedacht habe. Ich habe wohl ein wenig verfehlt oder einfach nicht stark genug getroffen. Mist! Er rennt mir hinterher und brüllt immer wieder „Stop!" „Bleib stehen!" „Du kannst mir nicht entkommen!". Er holt immer mehr auf. Ich habe nur ein Ziel. Aus dem Wald raus. Da sind die Anderen. Sie können mir helfen.

Maze Runner - Die Auserwählte im LabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt