Im Monat nach dem Unfall, als wir alle so besorgt waren, dass Jack so tief in seinem Elend versinken würde, dass wir ihn nie wieder herausholen könnten, hatte mein Vater ein Paar Boxhandschuhe und einen roten Lederboxsack gekauft, die er im Schuppen aufgehängt hatte. Ohne ein Wort zu sagen, hatte er Jack die Handschuhe überreicht und war gegangen.

Offenbar gab man einem Jungen, wenn alles andere versagte, etwas, das er verprügeln konnte, und überließ ihn dann seinem Schicksal.

Es hatte ebenfalls funktioniert, Jack hatte angefangen, seinen ganzen Frust an dem gefüllten Stück Leder auszulassen und eine brutale Schlagroutine entwickelt, die er stundenlang durchhalten konnte. Manchmal ging Matt mit ihm hinein, aber meistens war es Jack allein, der mit den Handschuhen in der Hand zum Schuppen schritt, und ich gewöhnte mich bald an das dumpfe Geräusch seiner Fäuste, die auf den Boxsack schlugen.

Es jetzt, nach so vielen Jahren ohne, wieder zu hören, ließ meine Augen sich mit Tränen füllen. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, an den starken, begabten Jack zu denken, dass ich fast den wütenden, verwirrten jugendlichen Jack vergessen hatte. Im Laufe der Jahre war dieser ängstliche, verlorene Blick aus seinen Augen gewichen, aber das vertraute Schlagen der Fäuste auf Leder erinnerte mich daran, dass er nicht aufgehört hatte, um seine Familie zu trauern, sondern es eher verdrängt und gelernt hatte, es zu kontrollieren.

Es nützte nichts, die Vorstellung von Jack, der draußen im kalten Schuppen versucht, seine Dämonen auszutreiben, trieb mich aus der warmen Zuflucht meines Bettes in Richtung Tür. Mir wurde jedoch klar, dass ich nicht mit meiner dünnen blauen Pyjamahose und einem weißen Tanktop nach draußen gehen konnte, ich würde erfrieren.

Ich schnappte mir meine Sandalen und die dünne Jacke, die ich vorhin getragen hatte, und machte mich auf den Weg nach draußen und die Treppe hinunter. An der Hintertür schlüpfte ich mit den Füßen in die Schuhe und zog mir die Jacke über, bevor ich die Tür langsam öffnete, um das Knarren zu dämpfen, und auf die Veranda trat. Ich wünschte mir sofort, ich hätte meinen wärmeren Schlafanzug mitgenommen oder eine dickere Jacke angezogen, denn auf dem Gras hatte sich bereits Tau gebildet, und mein Atem zeichnete sich als kleine weiße Wolke vor mir ab.

Ich versuchte, die Kälte zu ignorieren, und machte mich auf den Weg über den Rasen in Richtung des Schuppens, wo ich durch die Lücken zwischen dem Wellblech dünne Lichtstreifen sehen konnte. Die Tür des Schuppens war leicht angelehnt, und durch den Spalt konnte ich Jack mit dem Rücken zu mir stehen sehen. Die Muskeln in seinen Armen und seinem Rücken zeichneten sich deutlich unter seinem dünnen T-Shirt ab.

Er trug nur eine lockere Trainingshose und das T-Shirt, keine Jacke, und ebenfalls keine Schuhe. Ich fröstelte allein schon, als ich sie nur der kalten Luft und dem noch kälteren Betonboden ausgesetzt sah. Das fluoreszierende Licht des Schuppens verlieh der Szene ein fast unheimliches Aussehen und färbte Jacks Haut in ein ungesundes Grau.

"Du solltest wieder ins Bett gehen.", sagte Jack plötzlich, seine Stimme hallte in dem großen Schuppen wider und ließ mich aufschrecken.

Woher hatte er gewusst, dass ich da war? Ich war sicher, dass ich keinen Laut von mir gegeben hatte. Aber ich nehme an, wir alle wissen, wenn wir beobachtet werden, und wenn man jemanden gut genug kannte, wusste man manchmal sogar, wer es war, ohne ihn zu sehen.

"Das solltest du auch.", erwiderte ich und betrat den Schuppen. "Warum bist du hier draußen?"

Er hatte seinen Schlagrhythmus bei meinem Erscheinen überhaupt nicht verändert, er hämmerte immer noch eine schnelle Eins-Zwei-Bewegung auf den Sandsack, seine Schläge waren perfekt getimt und kamen so regelmäßig, als wäre er eine Maschine. Genau genommen, sah er, mit dem seltsamen Licht, auch so aus, fast gar nicht menschlich.

So Much to Learn | deutsche ÜbersetzungWhere stories live. Discover now