Rough Diamonds

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"Dein Bruder", keuchte er, "hat das schlechteste Timing der Welt."

Oder das beste, dachte ich im Stillen, was zumindest Matt denken würde, wenn er uns beide hier oben sehen würde.

Unten rumpelte Matts Auto auf den Parkplatz und zwang Jack dazu, mich widerwillig loszulassen, und ich taumelte zurück und spürte, wie die kalte Luft mein Gesicht und meinen Körper wie eine buchstäbliche Interpretation der Realität traf.

Jack wandte sich schnell ab und hielt mir die schwere Tür auf.

Ich versuchte, meinen Verstand zu sortieren, und dachte, dass jeder, der einen Blick auf mich werfen würde, und auch nur halbwegs bei Verstand war, bei mir einen klassischen Fall von "unterbrochenem Knutschen" diagnostizieren würde. Ich zog meine Jacke fester um mich und ging durch die Tür auf den Treppenabsatz.

Jack folgte mir und ließ die Metalltür mit einem dumpfen Knall, der mich zusammenzucken ließ, hinter uns zufallen. Ich schaute zu ihm auf und staunte während ich das tat, weil sein zerzaustes Haar, seine leuchtenden Augen und seine geschwollenen Lippen, alles mein Werk war.

"Hey Tally?", sagte er leise.

"Ja?", fragte ich und dachte für eine Sekunde, dass er mich wieder küssen würde.

Stattdessen umfasste er meine Taille, schob mich hinter sich und sagte mit einem frechen Grinsen: "Wer zuletzt in der Wohnung ist, ist ein faules Ei." Dann verschwand er im Treppenhaus und nahm fünf Stufen auf einmal.

"Schummler.", rief ich und donnerte hinter ihm die Treppe hinunter, konnte aber nur zwei Stufen auf einmal nehmen, ohne mir den Hals zu brechen.

Nachdem ich die Strecke zwischen dem Dach und dem zweiten Stock in etwa 10 Sekunden zurückgelegt hatte, sprang ich schwer keuchend die letzten paar Stufen hinunter und stand Jack wieder gegenüber, der lässig in der Tür zu unserer Wohnung lehnte. Er war nicht im Geringsten außer Atem, verdammt.

"Warum hast du so lange gebraucht?", fragte er mit einem unschuldigen Lächeln, während ich ihn finster anfunkelte. "Ich bin schon seit Ewigkeiten hier."

Ich lachte sarkastisch. "Oh, du bist so..." Ich wollte eigentlich 'lustig' sagen, aber das Wort wurde verschluckt, als Jack seinen Kopf senkte und mich heftig küsste. Eine Sekunde lang klammerte ich mich an ihn und genoss die Spontaneität und das andere Gefühl des Kusses, aber dann kam ich zur Besinnung und zog mich zurück.

„Lass den Quatsch.", lachte ich und verpasste Jack einen Schubs, sodass er praktisch in die Wohnung fiel. "Bist du verrückt?"

"Ich glaube, dass bin ich vielleicht.", erwiderte er und ging in Richtung seines Zimmers. "Warum sonst sollte ich ein faules Ei küssen?"

Ich verdrehte die Augen und als ich das Geräusch von Matt hörte, der die Treppe hinauf galoppierte, flüchtete ich in mein Schlafzimmer und schloss die Tür. Ich warf mich auf mein Bett und schnappte mir mein Buch vom Nachttisch, und war somit das Abbild der reinen Unschuld, als Matt einen Moment später die Tür aufstieß.

"Was ist los mit dir?", fragte ich, als er mit einem Stöhnen auf meinem Bett zusammensackte.

"Ich hasse Mittwoche!", jammerte er.

"Ja.", stimmte ich ihm zu, fügte aber in Gedanken hinzu: 'Aber nicht diesen, nein, diesen überhaupt nicht.'

*******

"Matthew Seamus Davenport.", schnauzte ich am Freitagnachmittag. "Wenn du auch nur noch ein weiteres Wort sagst, werde ich dich beißen!"

Die Stimmung war gereizt, denn wir fünf, Jack, Matt, Simone, Tommo und ich, waren spät dran für die Rückfahrt in unsere Heimatstadt, und die Tatsache, dass Matt sich seit einer Stunde ununterbrochen beschwerte, war nicht gerade hilfreich.

So Much to Learn | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt