18. Kapitel ~Schuldgefühle~ ✔

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Lied: Best Part Of Me - Ed Sheeran ft. YEBBA

*FLASHBACK*

Am nächsten Morgen wache ich schweißgebadet auf. Ich habe eine unruhige Nacht hinter mir. Meine Beine fühlen sich wie Blei an, was mir das Aufstehen nicht gerade erleichtert. Müde blinzele ich ein paar mal mit den Wimpern, ehe ich mich erschöpft aufrichte. Alles um mich herum dreht sich und mein Kopf dröhnt vor Schmerzen.

Für einen kurzen Moment vergesse ich, was gestern passiert ist. Ich wünschte, dass meine ganzen Erinnerungen an diesen Tag nicht mehr vorhanden seien. Gelöscht aus meinen Gedanken. Wie sehr wünschte ich mir das. Doch so einfach ist das leider nicht.

Mit voller Wucht werde ich aus meiner Trance wieder ins reale Leben gerissen, als ich mich im Spiegel am anderen Ende meines Zimmers erblicke. Mit wackligen Beinen stehe ich auf und gehe mit zittrigen, kleinen Schritten auf den Spiegel zu.

Die Person, die mich da aus dem Spiegel anschaut, bin nicht ich. Meine Augen sind immer noch geschwollen, von der ganzen Heulerei. Fettige Haarsträhnen kleben an meiner Stirn. Ich habe tiefe, dunkle Augenringe. Meine Lippen habe ich mir wund gebissen.

Meine Augen wandern weiter meinen Körper entlang und bleiben an der Strickjacke von David hängen. Ich will heulen, doch ich kann es nicht. Es kommen einfach keine Tränen mehr. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß, mein ganzer Körper verkrampft sich mit einem mal. Ich spüre wie meine Beine unter mir weg brechen und ich unsanft auf meine Knie zusammen sacke.

Ich lege meine Hände über meine Augen und lehne mich nach vorne auf meine Oberschenkel. So zusammengekauert liege ich dort bestimmt mehrere Stunden und wimmere vor mich hin.

Mir wurde das Wichtigste in meinem Leben genommen.

Meine andere Hälfte...

Mein Herz.


Fünf Tage sind seit dem Streit zwischen meinen Eltern und mir vergangen. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass es keine schlimmen fünf Tage gewesen sind. Meine Mutter kann mich nicht einmal ansehen. Sie würde mir so gerne verzeihen, das weiß ich, aber sie kann es nicht. Noch nicht. Diese Sturheit habe ich von ihr geerbt und wie so häufig, versucht mein Dad vergeblich die Wogen zu glätten.

Gedankenverloren starre ich die weiße Decke über meinem Bett an, als mein Handy neben mir vibriert. Alles in meinem Magen zieht sich unweigerlich zusammen. Nicht nur meiner Mutter gehe ich seit fünf Tagen aus dem Weg, sondern auch Tim, der sich mittlerweile bestimmt schon denken muss, dass ich keine Lust mehr auf ihn habe.

Mit einem leisen Seufzen rekele ich mich nach dem Handy und lese die Nachricht auf dem Sperrbildschirm.

Hey.. ich mache mir allmählich echt Sorgen um dich. Kann ich irgendetwas für dich tun? Du weißt, dass ich für dich da bin.. also.. bitte melde dich.. wenigstens kurz. -
Tim, 13:36Uhr

Ich presse die Lippen aufeinander und lege das Handy mit dem Display nach unten auf mein schnell schlagendes Herz. Nachdem wir an dem einen Abend am Strand gewesen sind, haben wir im Auto noch schnell unsere Nummern ausgetauscht, damit wir leichter einen Tag ausmachen können, an dem wir uns treffen. Jetzt bereue ich es schon beinahe, ihm diese Möglichkeit gegeben zu haben, stets und ständig für ihn erreichbar zu sein. Zwar weiß ich, dass er mich nie bedrängen würde, aber irgendwann wird auch Tim vermutlich vor unserer Tür stehen, wenn ich nicht bald mal antworten sollte.

Und genau das bereitet mir die größten Schwierigkeiten. Denn es bedeutet gleichzeitig, mich ihm stellen zu müssen. Ihm, meinen Schuldgefühlen und dem hässlichen Tumor in meinem Kopf. Dazu fühle ich mich absolut nicht bereit.

Soulpath - forever yours [LAUFEND]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt