Primrue Mellark 3 | Kapitel 28

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Cato musste die nächsten Tage noch auf der Krankenstation bleiben, weswegen ich mich kurzerhand einfach bei ihm einquartierte. Sein Bett war vielleicht nicht groß, jedoch verlangte er, dass ich nachts in seinem Arm lag. Es dauerte nur kurz, bis die Angst, ihm wehzutun, verschwand und ich entspannt in seinen Armen schlafen konnte. Tagsüber redeten wir oder ich beobachtete ihn dabei, wie er sich gesund schlief.
Nach meiner Schussverletzung hatte ich ebenfalls viel geschlafen, weswegen ich ihn auch niemals aufweckte, wenn er wieder einschlief, sondern einfach über seinen Schlaf wachte.
Ich fragte mich immer noch, warum ich ihn verdient hatte und weshalb er sich niemanden anderen suchte, doch die Angst darüber war verflogen. Cato schien genau so abhängig von mir zu sein, wie ich von ihm, was ich immer daran merkte, wenn er aufwachte.
Kaum wach begann seine Hand etwas zu suchen und mein Name kam über seine Lippen, weswegen ich immer zu ihm sprang, um auf ihn einzureden, dass alles gut werden würde.
Wir waren jedoch beide froh, als er endlich wieder in unser Zimmer zurück durfte, wo wir Beide besser schliefen und uns von dem Schreck erholen konnten.
Niemand störte uns, weswegen es um so verstörender war, als es zum ersten mal seit langem, an unserer Tür klopfte.
Cato wollte sich aufsetzten, zog jedoch schmerzhaft die Luft ein, weswegen ich ihn sofort wieder in die Kissen drückte.
„Ich geh schon. Alles okay.", meinte ich schnell und stand dann bereits auf, um zur Tür zu gehen.
Jedoch schaute ich nicht dumm, als ausgerechnet Nex davor stand.
„Nex?"
„Tut mir Leid, dass ich störe und ich weiß, du willst nicht wirklich von Cato weg, aber ich denke, dass du bei der nächsten Besprechung dabei sein solltest."
Seine Haltung und auch seine Stimme war angespannt, weswegen ich nickte.
„Okay. Wann ist sie?"
„Jetzt.", meinte er ruhig und schaute mich weiter an.
„Jetzt?"
„Jetzt.", wiederholte er erneut, „Wir haben eine wichtige Information bekommen."
Das war ein wenig überraschend und doch nickte ich erneut.
„Gib mir kurz, um Cato Bescheid zu sagen.", verlangte ich und Nex stimmte zu, weswegen ich die Tür leise wieder schloss, ohne dass sich Nios Sohn von der Stelle bewegte.
Irgendetwas stimmte eindeutig nicht, doch ich wollte nicht, dass Cato sich Sorgen machte, weswegen ich mir ein Lächeln aufzwang, als ich mich zu ihm aufs Bett setzte.
„Was ist los?", wollte er jedoch sofort wissen.
„Du kriegst auch alles mit, oder?", stellte ich ihm eine Gegenfrage.
„Nein aber ich kenne deine Gesichtsausdrücke und der ist, wenn du versuchst nicht zu zeigen, wie viele Sorgen du dir machst."
„Irgendetwas stimmt nicht.", begann ich deswegen seufzend zu erzählen. Cato konnte ich sowieso nichts vorspielen, „Anscheinend gibt es neue Informationen, weswegen Nexs eine Besprechung einberuft und zwar jetzt. Aber er wirkt angespannter als sonst und er will das ich komme."
„Dann geh. Ich komm auch ein paar Stunden alleine klar.", meinte Cato lächelnd.
Ich erwiderte es und wollte ihn nur kurz einen Kuss auf die Lippen drücken, der sich jedoch vertiefte als sich seine Hand in meinen Nacken legte und mich an Ort und Stelle hielt.
„Nex scheint draußen zu warten.", flüsterte ich an seine Lippen.
„Die Sekunde hat er schon noch.", behauptete Cato und ich lachte leise.
„Ich komm gleich wieder. Versprochen.", versprach ich, wodurch er mich entließ.
Ich stand aber nicht sofort auf, sondern beugte mich noch einmal zu einem schnellen Kuss nach unten, was nun ihn lachen ließ, während ich wieder zur Tür ging.
Nex hatte wirklich gewartet.
„Fertig?", fragte er und ich schloss die Tür hinter mir.
„Hast du gelauscht?", wollte ich jedoch wissen.
Als Antwort setzte er sich nur in Bewegung, wodurch ich ihn folgen musste.
„Nex?", erinnerte ich ihn, wodurch er seufzte.
„Nein hab ich nicht.", gestand er, „Aber das ist bei euch Beiden auch kaum nötig."
„Entschuldige.", rutschte mir sofort heraus und ich verspürte erneut das schlechte Gewissen, bei seinem Gesichtsausdruck.
Warum rammte ich ihn auch nicht gleich einen Dolch in die Brust?
„Eine Entschuldigung ist nicht nötig. Ich dachte, dass hätte ich dir klar gemacht.", erklärte nun Nex und schaute zu mir, „Du bist glücklich. Das ist alles was ich will."
Ich lächelte ihn dankbar an und danach schwiegen wir für den Rest des Weges.
Trotzdem war ich froh, als wir endlich bei dem Besprechungsraum ankamen, indem schon einige Gestalten versammelt waren.
Die meisten von ihnen hatte ich erwartet. Shade, Bryony, Finn, Padax, Dervan, Gale und auch Flax.
Andere ließen mich jedoch die Augen aufreißen, wie Meleena, der ich hier unten noch nicht wirklich begegnet war und die mich einmal besucht hatte, während ich verletzt war oder Aaron und Trius.
Erstaunter war ich jedoch über die anderen Beiden, die mich liebevoll anlächelten.
„Mom? Dad? Was macht ihr hier?", wollte ich sofort wissen, doch mein Vater zog mich einfach nur zwischen sich und meine Mutter.
„Dann sind wir vollständig?", fragte Dervan und Nex nickte.
„Gut.", brummte er und breitete eine Karte vor uns auf dem Tisch aus, „Wir wissen wo Nio ist."
Niemand sagte ein Wort, doch ich konnte regelrecht spüren wie die Spannung anstieg.
Dervan blickte kurz der Reihen nach alle an, ehe er auf eine Stelle im Kapitol zeigte.
„In dieser Villa verbarrikadiert er sich.", erklärte er weiter.
„Soweit wir wissen", übernahm Padax, „ist nicht nur die Villa sehr gut gesichert. Auch der Weg ist von allen Seiten ein reiner Spießrutenlauf."
„Dazu kommt, dass Nio seine Streitkräfte ins Kapitol zurück gezogen hat. Uns gehören vielleicht die Distrikte wieder, aber das Kapitol ist voll von seinen Leuten.", teilte nun auch Nex mit.
„Er hat mehr Leute als wir.", stimmte nun auch Gale ein. Ich konnte regelrecht sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete, „Alle gegen Alle haben wir keine Chance. Wir könnten jedoch versuchen den Großteil seiner Streitkräfte abzulenken, während eine kleine Gruppe von uns sich zu ihm durchkämpft."
„Dann führe ich ihn an.", bestimmte Nex sofort.
„Nein."
Ich bemerkte erst, dass ich es war, die gesprochen hatte, als mich alle anstarrten.
„Bitte?", wollte Nex wissen.
„Du bist zu wichtig und der Auftrag zu riskant. Du bleibst hier.", sagte ich bestimmt, „Wenn wir versagen musst du weiter machen. Verlieren wir aber dich, ist es vorbei."
Eine Weile starrte Nex mich fast wütend an. Ich konnte nicht sagen, wie ich es schaffte, seinem Blick stand zu halten, besonders als er auch noch die Arme vor der Brust verschränkte.
„Sie hat Recht.", sprang Dervan mir nun zur Hilfe und auch Padax nickte, wodurch Nex seufzend nach gab.
„Fein aber ich will ihn tot sehen, ist das klar? Mir ist es egal, wer es macht und wie es passiert, wenigstens er wird aufgehalten und dieser Alptraum ist endlich vorbei."
„Wer wird Teil des Teams?", wollte Padax grinsend wissen, während seine Hand schon oben war.
Flax war der nächste der sich meldete und dann Shade. Finn und Bryony wechselten einen kurzen Blick, hoben dann aber auch ihre Hände.
Am liebsten hätte ich mich geweigert aber schließlich war dies auch zum Teil meine Schuld.
Es hatte mit mir begonnen und es würde mit mir Enden, weswegen ich ebenfalls die Hand hob.
Meleenas und mein Blick kreuzten sich, als auch sie ihre Hand hob, was kurz dafür sorgte, dass die Gesichtszüge von Flax entgleisten.
Nicht so sehr wie jedoch die, von allen anderen, als eine weitere Hand nach oben ging.
Auch mein eigenes Herz schien kurz stehen zu blieben, als ich neben mich schaute und die Person erblickte.
„Mom?"

Primrue Mellark 3 | Ungewolltes VermächtnisWhere stories live. Discover now