Primrue Mellark 3 | Kapitel 37

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Nios eiskalter Blick ruhte auf mir, während ich wütend zu ihn aufschaute und überleckte, wie ich am Besten an eine Waffe kommen könnte.
Mit meinen eigenen Dolch wäre ich nie schnell genug bei ihm. Einer der beiden Idioten würde es schaffen, mich zu erschießen und ich wollte sicher nicht sterben, während Nio auf mich niederblickte.
„Ach Primrue", begann er auf einmal und ich konzentrierte mich wieder mehr auf meinen Gegner, „ich hatte alles geplant. Fast 30 Jahre Planung und dann kommst du und machst alles kaputt, weil du nicht den Mund halten konntest. Viele hätten nicht sterben müssen. Das ist deine Schuld."
„Halt den Mund.", knurrte ich zurück, „Wir wissen Beide, was du versuchen willst, aber das zieht nicht. Nicht mehr. Das hier alles ist die Schuld deines kranken Gehirnes und sicher nicht meine."
Ich hörte wie Nio auflachte nutze die Chance jedoch, um zu den Soldaten zu meiner rechten zu schauen.
Er achtete nur auf seinen Chef und eine kleine Handfeuerwaffe lächelte mich regelrecht von seinem Gürtel an.
Ein kurzer Seitenblick, zu dem anderen Soldaten, zeigte mir, dass dieser genau so von seinem Chef gefesselt war.
„Du schaffst es immer wieder, mich zum lachen zu bringen.", meinte da Nio und ich schaute wieder zu ihm, „Auch wenn du es selber nicht siehst aber deine Eltern sprechen aus dir. Der Kampfgeist deiner Mutter, dieser lächerliche... Gerechtigkeitssinn deines Vaters. Die strahlenden Sieger von einst. Gerecht wäre doch gewesen, wenn sie ein friedliches Leben gehabt hätten oder? Aber ich habe ihnen gezeigt, dass eine einzelne Person es ändern kann. Und wo steht deine Familie jetzt? Dein Bruder und deine Mutter sind Tod. Ich bin mir sicher, dass dein Vater seiner Frau bald folgen wird. Du lebst noch aber eigentlich bist du nur noch eine Hülle deiner selbst. Du bist nicht mehr das Mädchen, was du eins warst."
Wütend vergaß ich das Risiko und griff, so schnell ich konnte, nach hinten. Das Glück war mit mir und ich erwischte die Waffe, des Soldaten. Mit dem Griff der Handfeuerwaffe schlug ich in mit voller Wucht gegen die Stirn, was ihn bewusstlos zu Biden gleiten ließ. Ich richtete die Waffe gerade noch rechtzeitig auf Nio, als die andere Wache auch endlich reagierte und seine Waffe auf mich richtete.
Alles in allen war die Situation mehr als Angespannt, doch ich wagte es nicht, meine Augen von Nio zu nehmen. Wenn der Soldat sich dafür entschied, mich zu erschießen, wollte ich sicher gehen, zumindest Nio mit zu nehmen.
„Nein bin ich nicht.", brachte ich kalt hervor, „Du hast mir alles genommen, was mir wichtig war. Du hast mich zerstört. Aber ich bin immer noch hier und nur noch Hülle oder nicht, ich werde dich zumindest mit in den Tod nehmen."
Der ältere Mann starrte mich nur an, schien jedoch etwas aus dem Konzept gebracht, was mich innerlich jubeln ließ. Ihn in eine Situation zu bringen, mit der er nicht gerechnet hatte, war schon mehr, als ich mir jemals erhofft hatte.
Trotzdem war mir gleichzeitig klar, dass ich sterben würde, wenn ich Nio wirklich erschießen wollte.
Wollte ich aber sterben?
Ich wollte Rache aber um welchen Preis?
Es sollte Enden aber ein Teil von mir wollte zurück zu Cato, wollte versuchen, wieder so etwas wie Normalität zu empfinden.
Mir wurde meine Entscheidung aufgenommen, als auf einmal die Tür aufgestossen wurde und eine weitere Wache regelrecht reingeflogen kam, gefolgt von Flax der sofort weiter auf seinen Gegner einschlug.
Der Mann, der immer noch seine Waffe auf mich hält, starrte verwirrt auf das Schauspiel vor ihm, weswegen ich die Gelegenheit nutzen wollte, um ihn auszuschalten. Jedoch reagierte er genau in dem Moment und schaffte es nah genug an mich heranzukommen, um mir die Waffe aus der Hand zu schlagen.
Wütend warf ich mich auf den viel größeren Mann, doch die Überraschung war auf meiner Seite, weswegen er sogar umstürzte.
Weitere Stimmen wurden laut, doch ich konnte nicht reagieren, da ich immer wieder den Fäusten des Mannes über mirs ausweichen musste.
Gleichzeitig wusste ich jedoch, dass Nios Wachen alle ein Messer an ihrem Gürtel trugen.
Ich ließ zu, dass der Soldat die Oberhand gewann, nutze es jedoch gleichzeitig aus, um an sein Messer zu kommen.
Als ich es endlich umgriff, zog ich es mit einer schnellen Bewegung aus seiner Scheide und rammte die Klinge in die Seite vom Hals des Mannes.
Der Soldat brach über mir zusammen, weswegen ich mich unter ihm hervor kämpfen musste.
Alles in mir Schrie danach Nio zu finden, da ich befürchtete, dass er die Ablenkung ausgenutzt hatte, um erneut zu entkommen.
Doch er hatte sich nicht wirklich vom Fleck bewegt. Alles was sich geändert hatte, waren seine weit aufgerissenen Augen und die blutende, klaffende Wunde quer über seine Kehle.
Ich konnte nur genau so erstarrt wie er selber schauen, als Nio zusammenbrach und Meleena, mit blutiger Klinge, hinter ihm zum Vorschein kam.
Mit wilden Blick ließ sie sich neben ihn auf die Knie fallen und schien einen moment seinen verzweifelten Kampf um Luft zu lauschen.
„Das war für meine Tante. Erinnerst du dich noch an sie? Erinnerst du dich noch an Aice? Ich nicht und das ist deine Schuld du Monster."
Ihr Kreischen war regelrecht unmenschlich, als sie die Klinge in seine Brust rassen ließ. Immer und immer wieder stach sie zu, bis Flax aufeinmal auftauchte und sie von der Leiche weg zerrte.
Er redete ruhig auf sie ein und auch wenn ich nicht hören konnte, was er sagte, schien es zu helfen, da sie endlich das Messer fallen ließ und sich weinend an ihren Adoptivbruder klammerte.
Anscheinend war ich nicht die Einzige gewesen, die noch eine Rechnung mit Nio offen gehabt hatte.
Mein Blick fiel wieder auf ihn und ich verlor mich in den nun leeren, eiskalten Augen.
Es war vorbei.
Nio war wirklich tot.
Ich wartete auf ein Gefühl. Auf irgendetwas, wodurch ich mich besser fühlte. Als es nicht kam stand ich auf und ging näher zu seinem Leichnam.
Um mich herum brach Chaos aus, als weitere Soldaten durch die Tür brachen, aber ich konnte nichts anderes tun, als auf Nios Körper zu zugehen und auf ihn zu starren.
Ich wollte etwas fühlen. Irgendetwas.
Doch da war nichts. Nur Leere.

Primrue Mellark 3 | Ungewolltes VermächtnisWhere stories live. Discover now