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"Kannst du mich zu meinen Eltern fahren?"
Hauchte sie in die dunkle Stille.
Ich wandte ihr mein Gesicht zu.

Wir lehnten an meinem Wagen und starrten auf die Stadt hinab.

Es war bereits dunkel, weshalb viele Lichter glänzten und das Meer nur zum Teil zu sehen war.

"Bitte?" Riss sie mich aus den Gedanken.
Ich seufzte.
"Si."

Ich wollte sie zu nichts zwingen.
Stumm stieß ich mich vom Wagen ab und öffnete ihr die Beifahrertür.

Sie sah mich an, in ihrem Blick lag etwas, das ich an ihr nicht wirklich kannte.

War es Traurigkeit?

"Ich will dich nicht zwingen, bei mir zu bleiben." Raunte ich.
Sie blinzelte kräftig und sah weg.

"Aber bitte komm wieder zu mir, Natalie."

Sie schien einen Augenblick zu zögern.
Ein kleines bisschen Hoffnung breitete sich in mir aus, doch dann ließ sie sich auf den Beifahrersitz fallen und zog die Tür zu.

Ich sah kurz durch die Scheibe in ihr wunderschönes Gesicht.
Dann riss ich mich los, lief um den Wagen herum und stieg ein.

Ich stellte das Navi an und sie gab wortlos das Ziel ein, also startete ich den Wagen und fuhr los.

Ich wollte sie nicht gehen lassen.

Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde, als ihr Handy klingelte.
"Mamá?" Ihre Stimme klang kratzig.

Sie fing an, auf einer Sprache zu sprechen die ich nicht richtig verstand.

Als jedoch ein paar tränen aus ihren augen liefen konnte ich mir denken, dass es um die Situation mit ihrem jetzigen ex ging.

Sie verabschiedete sich und legte auf.

"Was hat sie gesagt?" Fragte ich nach einigen Minuten der Stille.
Sie zuckte die Schultern.
"Nichts wichtiges."

Ich nickte.

Die Spannung in der Luft ließ mich durchdrehen.

Sie war mir in den letzten Tagen mehr ans Herz gewachsen als ich gedacht hatte.

Bilder tauchten in meinem Kopf auf, wie sie stöhnend unter mir lag.

Ihre Zunge, ihr Mund, ihre Augen...

Seufzend versuchte ich, die Bilder loszuwerden.

Also sah ich wieder zum Navi.

Ich bog in eine Siedlung ein, fuhr zum dritten Haus und stoppte.

Sie zögerte.

Mit gesenktem Kopf zupfte sie an ihrem Rock herum.

"Ich-" fing sie an und stoppte dann.
Zögernd sah sie zu mir auf.

Als unsere Blicke sich trafen bewegte sich etwas in mir.

Ich griff zwischen ihre Beine, zum Handschuhfach.

Dort zog ich einen Stift hervor, mit dem ich meine Handynummer auf ihren Unterarm kritzelte.

Sie sah wieder zu mir auf, ohne auf etwas zu warten packte ich sie mit sanfter Grobheit am Genick und zog ihren Kopf zu mir.

Ihre weichen Lippen trafen die meinen, meine Zunge wanderte in ihren Mund und sie seufzte.

Ich küsste sie stürmisch, aber kurz.
Ich wollte nicht, dass sie dachte ich wolle sie überreden.

Also ließ ich von ihr ab und suchte ihren Blick.

"Ruf mich jederzeit an, okay?" Raunte ich.
Nervös nickte sie.

Call me "Corazon" - Teil 2 »Call me« Where stories live. Discover now