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ROMEO

Die Blässe auf Alessias Gesicht ist deutlich zurückgewichen, als die Sonne am Morgen ihr Gesicht küsst. Sie lehnt aufrecht in ihrem Bett, nimmt mit zittrigen Händen ein kleines Frühstück zu sich. Egal wie oft ich ihr meine Hilfe anbiete, sie lehnt sie vehement ab. Mit meinem Kaffee in der Hand, komme ich mir auf dem Sessel schrecklich unnütz vor. Sie duldet mich kaum im Zimmer, also sollte ich sie einfach machen lassen. Aber beweisen muss sie mir nichts.
»Wie war die Untersuchung?«, hake ich neugierig nach. Die Stimmung zwischen uns ist nach wie vor bedrückend. Es hat sich nicht viel daran geändert, seitdem sie mir fast ertrunken ist.
»Gut. Den Test habe ich bestanden. Nachher-« sie muss Luft holen, »machen sie noch ein EKG.«
Nachdenklich nippe ich an der weißen Kaffeetasse. Ich will sie nicht allein lassen, aber mein Telefon brummt sein Stunden in meiner Hosentasche. Bis jetzt habe ich es nicht angerührt. Entweder ist es mein Vater, der mich nervt, oder Isabella. Vermutlich beide, was noch schlimmer ist. Die beiden sind die letzten, über die ich mir gerade Sorgen machen würde.
Als Alessia zu ihrer Untersuchung war, habe ich nochmal mit ihrer Ärztin gesprochen. Ihr Zustand wird sich dank der Tabletten etwas verbessern aber stetig abbauen, wenn sie nicht aufhört sich zu überanstrengen. Sie treibt ein waghalsiges Spiel mit ihrer Gesundheit.
Doch am meisten schuldig fühle ich mich, seitdem ich durch ihre Akte geblättert habe und das Datum ihres ersten Aufenthalts hier sah. Damals vor zwei Jahren, genau in der Nacht in der wir auseinandergingen. Wäre ich ihr nachgelaufen, hätte alles viel anders enden können. Man hätte ihr schneller helfen können und wer weiß, ob ihr Zustand dann nicht besser wäre als jetzt. Ich mache mir wahnsinnige Vorwürfe, wie noch nie in meinem Leben.

Das Vibrieren meines Telefons treibt mich fast in den Wahnsinn. Genervt schiebe ich meine Kaffeetasse auf den kleinen Nachttisch und angle mir das kleine schwarze Gerät aus der Hosentasche. Tatsächlich habe ich einige verpasste Anrufe und Nachrichten von meinem Vater und welche von Isabella. Letztere könnte mir nicht egaler sein. Aber da sie nun mal als erstes aufploppen, lese ich mir diese zuerst durch.

Wo bist du?

Romeo!

Ich werde deinem Vater erzählen, dass du diese Bitch wieder triffst! Mal sehen, was du dann davon hast!

Fick dich!

Wut keimt in mir auf. Wut auf sie und Wut auf mich selbst, weil ich schon viel zu lange zulasse, dass sie mir auf der Nase herumtanzt. Ich verabscheue niemanden so sehr wie sie. Dringender denn je muss ich etwas unternehmen. Wäre da nicht Giada, hätte ich sie nie geheiratet. Aber da sie nun mal die Tochter meines Bruders ist und Isabella mir gedroht hat, sie abzutreiben, wenn ich sie nicht heirate, blieb mir keine andere Wahl. Giada ist der einzige Grund, wieso ich Isabella noch dulde. Doch auch meine Großzügigkeit endet irgendwann.
Ihre Nachrichten ignorierend, klicke ich mich durch die meines Vaters. Sie wird ihm schon nichts davon erzählen. Immerhin halte ich einen viel größeren Trumpf in meinen Händen als sie. Sie weiß, dass sie ersetzbar ist. Mich hingegen würde mein Vater nie loswerden. Nein, Isabella hingegen schon. Sie ist nur eine Frau für ihn, so hart das auch klingen mag. Mein Vater ist ein Arschloch.

Wieso bist du nicht zur Arbeit erschienen?

Romeo? Das Meeting!

Mario hat mir erzählt, dass gestern ein Helikopter auf der Yacht war, was hat das zu bedeuten? Wieso bist du im Krankenhaus?

Romeo! Sag mir nicht, dass ich glaube mit was es zu tun hat!

Ich erwarte dich in der Firma. Ich muss für ein paar Tage aufs Festland und die Eröffnung des Ladens in Rom planen. Bis dahin hältst du mich gefälligst auf dem laufenden mit dem Wein.

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⏰ Last updated: Apr 19 ⏰

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King of Palermo | 18+Where stories live. Discover now