Kapitel 63. Endlich Zuhause

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Die Sonne strahlte hell über dem wiederaufgebauten Land. Der vierte Shinobi-Weltkrieg hatte endlich sein Ende gefunden und die Schäden waren größtenteils repariert. Die Menschen der Dörfer atmeten auf und begannen, sich langsam von den traumatischen Ereignissen zu erholen. Dem Tod, dem Verlust und die scheinbare Idealwelt im Tsukuyomi des roten Mondes. Sie waren frei und lebten ihr Leben.

Doch während die anderen wieder zu Kräften kamen, befanden sich die Helden des Krieges noch immer im Krankenhaus. Inmitten der weißen Krankenzimmer kratzte ihnen der Duft von Desinfektionsmittel in ihrer Nase. Es war ätzend und sinnlos, doch dies war das geringste Problem der beiden. Sogar die Untersuchung war um Meilen angenehmer wie die aufgebrachte Schwester.

Selbst nach Monaten stand Yuno bei jeder der vielen Nachsorgeuntersuchung bei ihnen. Ihre Jungs waren noch nicht volljährig und sie hatte die Berechtigung bekommen, um sich um sie zu kümmern. Naruto und Sasuke hatten es anfangs nur belächelt und sich gefreut, aber nun bereuten sie es abgöttisch. Die Rivalen hatten all ihre Stimmungsschwankungen der Schwangerschaft erlitten und keine Fluchtmöglichkeit gefunden. Wo sie auch hingegangen waren, die Mutter fand sie überall.

Auch in diesem Moment zeterte und predigte sie ihnen, wie blöd und hirnrissig, wie dämlich ihre Handlungen und Entscheidungen waren. Die Jungs hingen zusammengekauert in ihren Stühlen, während Sakura als Medi-Nin nur zusah. ,,Wie kann man sich nur gegenseitig den Arm wegsprengen?! Ihr seid Brüder!", fuhr die Wächterin fort und gestikulierte wild mit den Händen. Sie würde diese beiden und ihre Verbindung nie verstehen. Sie wollte es auch gar nicht verstehen.

Naruto wackelte nur beruhigend mit seinem verbundenen Stumpf, während Sasuke still blieb. Jedes Mal dieselbe Leier. Kurzzeitig hatte Sakura ihre Sensei unterstützt, doch auch sie merkte, dass es langsam reichte.

Erst als Yuno die Hand der Haruno auf ihrer Schulter spürte, hielt sie inne und blickte das Team an. Seufzend fuhr sie sich mit der Hand über ihr Gesicht, rieb sich den Nasenrücken. ,,Tut mir leid. Es ist schon wieder passiert." Einstimmiges Nicken bestätigte sie. Sie war wieder explodiert. Schon wieder. ,,Stress ist nicht gut für dich, Yuno-Sensei", lächelte diese und schob sie in Richtung Tür. ,,Den Rest schaffen die beiden allein. Du solltest nach Hause gehen."

,,Aber..." Sie konnte ihren Satz nicht einmal zu Ende sprechen, da hatte die Pinkhaarige ihr die Tür vor der Nase zugeknallt. Der Wind blies ihr entgegen, doch in diesem Moment verstand sie. Ihre Emotionen störten sie gerade nicht, was sie ausnutzte und das Gebäude dennoch gekränkt verließ. Für diese Ausbrüche konnte sie doch nichts. Sie kamen einfach und gingen, wann sie wollten. Nun verstand sie, wie sich ihre Mutter gefühlt haben musste.

Einige Zeit später stand die Wächterin mit frischen Blumen in der Hand vor ihrer Wohnung und drehte den Schlüssel im Schloss, sodass die Tür bereitwillig aufsprang. Heimischer Duft drang ihr entgegen, doch verwunderlich war die Stille. Die Lichter waren erloschen, die Ninken lagen ruhend in allen Zimmern verteilt. Nur kurz hoben sie die Köpfe, doch als sie Yuno erkannten, schenkten sie ihr keine weitere Aufmerksamkeit.

Auf leisen Sohlen schlich sie weiter, sah die angelehnte Tür zum Schlafzimmer und schob diese vorsichtig auf. Die Vorhänge waren zugezogen, das Zimmer in Finsternis getaucht, doch sie erkannte die beiden gestalten, die seelenruhig im Bett lagen. ^Sie liegen bereits eine ganze Weile so da^, gab ihr Matatabi die Bestätigung, die sie nicht einmal mehr brauchte. Es war seit wenigen Wochen so alltäglich geworden, doch der Anblick von Vater und Sohn ließ sie schmunzeln. Er hatte seine Angst, als Vater zu versagen, in den Griff bekommen und lag nun mit seinem eigen Fleisch und Blut auf der Brust da. Das kleine Bündel schlummerte friedlich - genauso wie sein Vater. Schon von Anfang an klebte er an ihm und nahm immer mehr seines Charakters an.

,,Ein richtiges Papa-Kind", entfloh es ihr, wobei sie den Raum wieder verließ und in die Küche ging. Die Blumen brauchten Wasser und solange sich nicht Kakashi um diese kümmerte, würden sie auch länger überleben.

Leise summend richtete sie die Blumen her, gab ihnen Wasser und platzierte sie auf dem Esstisch in der Küche - im richtigen Winkel zum Lichteinfall, sonst würde ihre innere Aggression geweckt werden. Sie schmunzelte über sich selbst, als sie die nahende Ähnlichkeit zu ihrer Mutter bemerkte.

Zufrieden mit dem Strauß in der Vase betrachtete sie diesen, als sich ein Arm um ihre Taille schlang und ihre Hand ergriff. Er fühlte nach dem Ring an ihrem Finger und zog sie an sich heran. ,,Hübsch", brummte er über ihre Schulter hinweg, zog sie mit sich auf die Couch und stieß sie in das Polster. Erst wollte sie klagen, doch kicherte dann und spürte kurze Zeit später seinen Kopf auf ihren Schoß ruhen.

Kakashi hatte die Beine lang gestreckt und ließ sie über die Lehne baumeln. Liebevoll strich sie durch sein Haar und legte die andere an die Wange des Bündels, das noch immer auf seiner Brust ruhte. ,,Er schläft wie du - so fest wie ein Stein", seufzte sie und spürte sein leises Lachen. Sein Brustkorb bebte, doch ihr Sohn erwachte nicht. Er schlummerte friedlich weiter.

Yuno freute es, dass er so freudig wirkte. Echte Freude und keine gespielte Nettigkeit. Ihr Sohn hatte ihm das Sahnehäubchen aufgesetzt und sie könnte nicht glücklicher sein. ,,Trotzdem ist er ein lebendiges Kerlchen." Seine nachtschwarzen Augen musterten sie und suchten ihren Blick. ,,Du weißt, wie stark er zuschlägt, wenn ich ihn ablege", deutete er an und sie wusste es tatsächlich. Er hatte eine enorme Kraft in den Armen und Beinen. Schon während der Schwangerschaft hatte sie es gewusst.

,,Kenshin wird ein guter Shinobi." Überrascht sah sie von ihrem Verlobten auf ihren Sohn. Shinobi? ,,Du willst, dass er ein Shinobi wird?" Sie hatte gedacht, er würde diese Qualen nicht auf ihn übertragen wollen. Sie hatte gehofft, er müsse nie diese Schmerzen erleiden müssen. ,,Wenn er es will, was er wahrscheinlich wird. Wir sind Shinobi Konohas. Ich bin bald Hokage. Es wird auf ihn abfärben." Sie musterte ihn noch immer. Überlegte und nickte geschlagen.

,,Du hast recht", gab sie letztendlich nach. ,,Keine Sorge", setzte er an, hob seine Hand und legte sie in ihren Nacken. Sanft zog er sie zu sich hinab, bis ihre Nasenspitzen sich berührten. ,,Wir werden ihn darauf vorbereiten. Wir werden ihn trainieren und beschützen. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, damit es ihm an nichts fehlt." Flüchtig gab er ihr einen Kuss auf die Lippen. Ohne seine Maske kratzte es nicht und sie schwor sich, dass sie sich gern daran gewöhnen würde.

Kenshin zog jedes Mal so sehr daran, bis er das Stück Stoff auf die Nase seines Vaters schnippen ließ. Anfangs hatte er immer eine schmerzende, rote Nase gehabt und kläglich gejammert, bis er das Ding ausgezogen hatte.

Kaum das sie sich lösten, verband Yuno erneut ihre Lippen, küsste ihn voller Liebe. ,,Danke", wisperte sie daraufhin leise, küsste ihn wieder und streichelte weiter sein graues Haar. ,,Nicht nötig", erwiderte er nur, kuschelte sich weiter in ihren Schoß und schloss die Augen.

Glücklich ließ er sich fallen und auch Yuno wünschte sich nichts mehr, als das der Moment nie endete. Jahre voller Schmerz, Terror und Leid waren vorbei. Sie hatte es überstanden und überlebt - wenn auch knapp. Sie blickte hinab auf ihre Familie und realisierte, dass sie angekommen war. Sie war da, wo sie sein wollte. Nicht mehr, nicht weniger. Nicht bei Orochimaro, nicht bei Akatsuki. Diese ließ sie hinter sich, auch wenn die Narben sie zeichneten.

Sie war bei Kakashi und Kenshin. Sie war endlich Zuhause.

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Die Wächterin der Bijuu - Dark and Light (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt