★Kapitel 22★

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Fleur,

Ich war leicht eingedöst, als ich dachte, dass ich mir Cedric in meinem Zimmer vorgestellt hatte, wie er mich betrachtet hatte, während er dabei mit meinem Haar spielte. Jetzt wurde ich wirklich verrückt. Eindeutig. Unruhig von dem Geschehen sah ich auf das dunkelblaue Buch neben mir. Die zarte Golfschrift glitzerte im Mondlicht. Ein leises Seufzen verließ meine Lippen, als ich mich aufrichtete und das Buch zu mir auf den Schoß zog. Langsam richtete ich mich auf und strich über die Buchstaben. Auch wenn ich das Buch jetzt hatte. Erklärte es keinerlei meiner Fragen. Ich konnte zwar alles lesen und aufnehmen. Doch ich verstand die Zusammenhänge nicht, die Verbindungen zu mir. Ich wusste nicht, ob ich mit einem bestimmten Buch anfangen musste, um alles zu verstehen. Doch ich wusste, dass wenn ich wissen wollte, wer ich bin. Die anderen 3 Bücher auch brauchte. Wichtiger war es aber Ryujin zu finden, denn wie ich von Serafine gehört hatte, waren die Eisgletscher Kilometer lang am Saphirmeer über dem Festland verteilt. Frustriert strich ich mir durchs Haar. Ein lautes Poltern von draußen ließ mich Zusammenzucken. Verfluchte scheiße! Wer machte da draußen so einen Lärm. Langsam legte ich das Buch zur Seite und ging an mein Fenster. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Person wahr, die auf dem Boden lag. Als hätte mich ein Blitz getroffen öffnete ich mit dem dünnen Hemd, was ich trug, dass Fenster und rannte ungeschickt zu ihm.
»Geht es ihnen gut?«
Besorgt drehte ich den schweren Mann um und erstarrte, als ich sein Gesicht sah.
Cedric.
»Heyy, kratz mir nicht ab verdammt! Du musst mich noch unterrichten!« Fluchte ich laut. Ein mir bekanntes Brennen schoss mir in die Augen, was ich versuchte zu verdrängen, denn heulen brachte hier überhaupt nichts.
»Serafine!« Schrie ich aufgebracht und zog, diesen verdammt schweren Kerl auf die Beine. Schwerfällig schliff ich ihn auf meiner Schulter hinter mir her.
Nimm ab, du Dreckskerl! Ich hörte unsere Haustür. Erleichtert wollte ich aufatmen. Doch was ich stattdessen sah, ließ mein Blut Gefrieren. Eine Person, war so dunkel, wie die Schatten selbst. Sein Arm hatte sich von hinten fest um Serafines Hals geschlungen, als hätte er sie hinterrücks attackiert. Das Messer, was er ihr dabei an den Kopf hielt, ließ mein Herz aussetzten. Ihre Augen waren mit Panik und Angst getränkt. Wieso sie sich aber nicht befreite. Konnte ich nur spekulieren.
»Leg den Mann auf den Boden, oder ist dir deine Freundin egal?« Seine Stimme, war verzehrt, aber dass er sich traute mir tatsächlich zu Drohung, um mich für einen zu entscheiden, war zu viel! Fest biss ich mir auf die Lippen und sah Cedric zögernd an. Seine Wunden sahen übel aus. Doch seine flache Atmung schnürte meine Sorge mehr zu. War der Kerl das? Hatte er das Cedric angetan? In mir kochte die Wut. Dachte der Kerl wirklich, er konnte mich einfach so erpressen? Nicht mit mir und das zeige ich dir auch.
»Worauf wartest du? Tik Tak Tik tak« Er drückte Serafine den Dolch sanft an den Kopf, was dafür sorgte, dass ihr Blut übers Gesicht lief. Serafines Blick war panisch, während ich mich kurz hilflos fühlte, mich aber versuchte zusammenzureißen. Erinnere dich an die Worte von Cedric! Wie musste ich nochmal zu stechen? Vorsichtig legte ich Cedric auf die Seite. Damit er besser Luft bekam. Tief atmete ich durch und sah den Mann hasserfüllt an. Niemals mehr sollte jemand, der mir wichtig war, verletzt werden, sterben oder verschwinden! Ich wollte nicht mehr das hilflose Mädchen sein, was heulend auf dem Schlachtfeld weinte und völlig erbärmlich dabei aussah. Leg dieses Kind ab. Ersticke es im Keim und bring es in dir um! Nur so kann ich dir Menschen um mich schützen.
»Jetzt lass sie gehen!« Schrie ich ihn an. Ich hatte meinen ganzen Mut zusammengenommen, dass Kind in mir in die hinterste Ecke eingesperrt. Ein Raues lachen hallte durch die Stille, während ein eiskalter Schauer über meinen Rücken zog. Ich schluckte schwer und lief auf ihn zu. Grinsend ließ er Serafine los, weshalb ich sie mit den Augen aufforderte zu Cedric zu gehen, was sie nach kurzem Zögern und einem inneren Kampf in sich zum Glück schlussendlich tat. Meine Augen schauten den Mann im Schatten an. Ich merkte die kleinen Schatten, die sich unter ihm wie ein Stern verteilten, als würden sie auf seinen Befehl warten. Entspann dich. Du bekommst das hin. Mach es wie bei Cedric heute Morgen. Mit langsamen Schritten ging ich weiter auf ihn zu. Er sah mich an. Seine Augen durchbohrten mich. Obwohl er die Kapuze, die er trug, tief in sein Gesicht gezogen hatte.
»Was willst du von uns?«
Fragte ich leise und sah ihn an. Durchbohrte ihn mit meinem Blick. Die Schatten bewegten sich kurz, was mich dazu brachte direkt stehenzubleiben.
»Du siehst sie also« Ich wusste einfach dass er, wie besessen grinste. Das Lachen vergeht dir gleich. Ich wusste nicht, ob es gut war, dass er wusste, dass ich die Schatten sehen konnte. Konnten andere sie nicht sehen, wie sie sich um ihn herum am Boden zusammendrückten, wie ein Stern. Zehn oder doch zwanzig, wie viele Schatten waren es wohl?
»Antworte mir« Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich zu Cedric sah, der hinter uns anfing zu zittern. Was hatte dieser verfluchte Kerl gemacht!
»Die Zeit läuft kleine Fleur. Komm mit mir. Du brauchst diese Menschen nicht. Sie können dir nicht die Macht geben, die du besitzt« Eng verengte ich meine Augen und drückte meine Nägel in meine Handflächen. Fest biss ich mir auf die Lippen. Bis ich den metallischen Geschmack schmecken konnte.
»Das war nicht die Frage!« Wurde ich lauter. Ich wusste das mir die Zeit abläuft. Das Zittern von Cedric, war schrecklich. Meine Wut schnürte sich immer mehr zu, aber auch die innere Panik und Angst, die ich nicht zeigte.
»Du fühlst dich unter Druck gesetzt? Sei nicht traurig. Du wirst genug Menschen bei uns finden. Wir können sie ganz leicht ersetzten. Sei unbesorgt« Das war zu viel! Er redete über einen Menschen leben, als könnte man es so eben ersetzten.
»Du verlogener-! AHH!« Ein Schmerz drang durch meinen Körper, der meine Muskeln und Knochen taub fühlen ließ. Sie bewegten sich nicht. Sie gehorchten mir nicht. Schmerzhaft verzog ich das Gesicht und sackte auf die Knie zusammen. Tränen fühlten meine Augen. Doch ich würde ihm nicht diese Freude daran geben unter diesen Schmerzen zu weinen. Er kam auf mich zu überragte mich, während sein grinsen unmenschlich war. Es zog sich bis hinauf zu seinen Wangen, was mir einen schaurigen Schauer über den Rücken jagte. Das war krank! Seine Schatten schossen von ihm los umzingelten mich. Bis ich Serafine schreien hörte. Nein! Nicht in meiner Abwesenheit! Ich zwang mich dazu aufzustehen, weshalb sie er mich überrascht ansah. Kleine Messer schnellten an mir vorbei und schnitten mir ins Fleisch. Ich kniff meine Augen zu, um die Schatten zu beobachten, wie sie sich bewegten. Analysieren. Analysiere ihre Bewegungen Fleur! Meine Augen verfolgte, die Schatten panisch, weshalb ich gar keine Zeit hatte nach den anderen beiden zu sehen. Die Schatten trieben mich in die Enge. Sie waren zu schnell. Nein. Nichts war zu schnell. Irgendeine Schwachstelle. Ich überlegte fieberhaft. Bis es in meinem Kopf klickte. Licht. Ich sah auf meine Hände und betete dafür, dass es wenigstens dieses Mal klappen würde. Nur dieses eine Mal, um die zwei zu retten.
»Du entkommst mir nicht! Lange hältst du das sowieso nicht aus. Dein Körper wird bald gelähmt sein. Du kannst deinen Freunden nicht helfen. Du konntest es schon bei deiner Familie nicht!« Schrie er mich an. Mir wurde kalt, als das weinende Mädchen die Tür aufriss. Mit bleichem Gesicht konnte ich mich nicht bewegen. Die Bilder schossen mir durch den Kopf, wie ein Parasit nahm er von mir Besitz. Es war, als war ich live wieder dabei. Menschen waren in Einzelteilen auf dem Platz zerstreut, der Geruch von Rauch, Verwesung und das Gefühl von Leid und Verzweiflung keimte in in mir auf.
»Hör nicht auf ihn! Fleur! Du bist eine starke Frau! Du hast dich verändert! Schlag zurück und Zahl es diesem Dreckskerl heim!« Sie schrie mich an, als würde sie mich Ohrfeigen. Mein Blick blieb an ihr hängen. Ihr schönes Gesicht war mit Schrammen, Dreck und Eis bedeckt. Überall klebte neues, halb trockenes oder trockenes Blut an ihrem gesamten Körper. Bei dem Anblick fühlte ich mich schuldig. Ihre Augen flackerten, als würde sie jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Ihr Körper zitterte, während sie die Hand in Cedrics Hemd zerdrückte, der fast so bleich war, wie das Eis unter ihm. Gift. Erschrocken sah ich den Mann wieder an, während die Schatten mich umkreisten. Mich einengten. Verdammte scheiße! Ich schloss meine Augen. Fing das verwirrte und naive Mädchen ein, was ihren Platz zurück in ihrem Raum bekam, um eine neue Tür zu öffnen, die in Flammen stand. Eine Tür, die die Zukunft für mich offenhielt. Ich ging rein öffnete meine Augen und sah die Flamme, die ich versuchte mit meiner Konzentration größer werden zu lassen. Wie ich es gehofft hatte, gingen die Schatten auf Abstand. Sie zogen sich zurück und verstecken sich bei ihrem Herren. Er sah mich breit grinsend an, als er die Flamme sah und wohl mehr wusste als ich selbst.
»Dieser verdammte Phönix steckt wirklich in dir« Fluchte er laut. Wieder und wieder wiederholte sich das Wort in meinen Ohren. Er wusste mehr über meine Gaben. Die Feuerkugel in meinen Händen verlor beinahe den halt in meiner Hand, weshalb ich sie vor ihm einschlagen ließ. Er wich mir aus, während sein Blick sich verfinsterte.
»Das wird dir noch leidtun« Ich hörte nicht auf ihn, als ich auf ihn zu lief. Seinen Zaubern und Schatten auswich, denn jetzt wusste ich, wie sie sich bewegten. Mechanisch, wie kleine Marionetten. Waren sie nun langsamer als ich. Festlegte ich meine Hand um den Griff des Schwertes, der sich direkt in den kleinen Dolch verwandelte, sowie ich es wollte. Ich holte aus, um auf ihn einzustecken. Doch er verschwand und ich stach ins Leere. Das Pulver verteilte sich, was mich aufschreien ließ, als ich nur noch schwarzsah. Mein Dolch glitt mir aus den Händen und fiel klirrend auf den Boden. Fest biss ich mir auf die Lippen, als ich mir die Augen mit meinen Handflächen hielt und mich leicht zusammen kauerte. Zitternd hörte ich, wie sich jemand mir näherte. Fest zog dieser jemand an meinen Haaren und riss ihn in den Nacken. Ein ekelhafter Geruch stieg mir in die Nase. Der Geruch von Rauch und Verwesung. Mir wurde schlecht, während sich die Übelkeit, die Kehle hocharbeitete. Ich hasste diesen Geruch. Zitternd wollte ich mich von ihm losreißen, doch es ging nicht.
»Wir spielen ein anderes Mal weiter kleiner Phönix. Für uns bist du noch lange keine Bedrohung. Also genieße dein jämmerliches Leben noch eine Weile. Bis wir dich holen und missbrauchen« Wie aus Reflex griff ich nach dem Dolch, denn ich eigentlich nicht sehen konnte und stach in seine Schulter. Das vermutete ich zumindest, denn er schrie auf. Es war kein Trugbild, sondern er selbst.
»Du kleine Hure!« Schrie er mich an. Zog den Dolch aus seiner Schulter. In der ich den Dolch vermutete und ließ ihn mit Wucht auf den Boden fallen, die mich zusammenzucken ließ. Er riss an meinen Haaren und legte seine Hand um meinen Hals. Röchelnd schnappte ich nach Luft und versuchte mich panisch aus seinem Griff zu befreien, die sich immer fester um meinen Hals drückten. Dieser Dreckskerl!
»H-Hör a-auf« Flehte ich heißer, dass es fast zu überhören war. Schluchzend liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich spürte seine Wut, spürte den Hass, denn er gegenüber mir empfand. Es machte mir Angst. Er ließ meinen Hals los stieß mich zu Boden und schlug auf mich ein. Schützend legte ich meine Arme über meinen Kopf, um wenigstens diesen zu beschützen. Schmerzerfüllt schrie ich bei jeden Schlag und jedem Tritt auf. Es tat so weh. Mama. Papa. Ich habe Angst. Meine Sicht klärte sich, der Blick verschwamm von meinen eigenen Tränen, als würde der Zauber nachlassen. Genau diese Chance ergriff ich. Riss an seinem Bein. Brachte ihn erst zum Taumeln und riss ihn mit seinem zweiten Bein zu Boden. Ein lauter Knall ertönte und der Kopf von ihm knallte aufs Eis. Knochen knackten, während eiskalte Schauer über meinen Körper zogen. Ich holte aus und brach ihm mit Gewalt beide Beine. Seine schmerzerfüllten schreie gurgelten, als würde er was im Mund haben, weshalb mir schlecht wurde. Es konnte nur sein eigenes Blut sein. Zitternd löste ich mich von ihm und sah zu den beiden, die schwer atmend auf dem Boden zusammengebrochen waren.
»Serafine!« Panisch rannte ich zu ihr. Sie hatte halb die Augen geöffnet und grinste mich schief an.
»Du warst echt tapfer« Sie tätschelte schwach meinen Kopf.
»Hör auf mit dem Blödsinn. Sag mir wie ich euch helfen kann!« Schlurzte ich und sah sie verzweifelt an.
»Gegenmittel in meiner Tasche« Röchelte sie und hustete Blut aus.
»Beeil dich« Verzweifelt nickte ich. Stand auf und sah zu dem Mann, der eben noch dort lag. Er war weit und breit nicht zu sehen.
»Er ist weg!« Erschrocken sah ich mich um. Doch als ich die Blutlache sah, wurde mir flau im Magen.

Ich rannte ins Haus, um die Gegenmittel zu holen und kramte in allen möglichen Schränken, um diesen bescheuerten Rucksack zu finden. Wieso waren Sachen immer so schwer zu finden, wenn man sie brauchte!
»Verflucht!« Schrie ich aufgelöst und riss, die Sachen nur noch so aus dem Schränken. Als ich die Tasche endlich fand und somit auch das Gegenmittel, rannte ich zurück zu den beiden. Auf Serafines Anweisung hin versuchte ich den beiden die Mittel zu geben. Doch nach einigen Minuten hatte sich der Zustand nur ein wenig verbessert.
»Scheiße« Verzweifelt zog ich an meinem Haar und sah die beiden an. Cedric war kein einziges Mal wach geworden, während Serafine mich auch nur mit Mühe ansah. Hilflos sah ich zu den beiden.
»Ich muss euch doch auch anders helfen können«
»Dafür bist du noch nicht bereit. Entweder wir schaffen es so, oder wir sterben« Meinte sie so trocken, dass ich den Tränen erneut nah war.
»Was soll der scheiß Serafine! Hör auf sowas zu sagen!« Ich war verzweifelt und verdammt ich wollte die BEIDEN nicht verlieren. Sie lachte rau über meine Worte.
»Neben ihm will ich, sowieso nicht sterben.«

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2382 Wörter

Set Fire to the Air {Book One}Место, где живут истории. Откройте их для себя