★Kapitel 7★

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Fluer,

Der Geruch von Rauch und Verwesung hang in der Luft. Mit langsamen Schritten und fassungsloser Miene betrachtete ich, denn Markt. Alles um mich herum war verfallen, verwüstet und brannte noch immer lichterloh. Ich konnte nur erahnen, was hier geschehen war. Doch ich wollte es nicht glauben. Ich wollte nicht wahrhaben, dass mein Zuhause völlig den Boden gleich gemacht wurde. Ich hatte keine Zeit mir darüber einen Kopf zu machen, um zu spekulieren. Das Wichtigste war, dass ich meine Eltern und Freunde hier fand. Hoffentlich wohl auf. Unsicher und mit Angst in meinen Adern lief ich auf den Platz. Überall lagen Leichen. Blutverschmiert, zerquetscht unter Trümmern oder nur in Einzelteilen auf dem Markt zerstreut. Mir wurde schlecht bei dem Anblick. Zitternd legte ich meine Hände auf meinen Mund, während meine Sicht schwammig wurde. Ich weinte. Von zurückhalten war hier keine Rede, denn selbst Familien, die ich noch vor einigen Tagen beschenkt hatte, waren hier auf dem Markt zerstreut. Als hätte man ein Massaker auf sie verübt. Doch ich wusste es besser. Es war ein adliger Scheißkerl, der seine Magie nicht unter Kontrolle hatte und tausende von Menschen damit umgebracht hatte. Trauer vermischte sich mit meiner Wut. Zitternd löste ich meine Hände von meinem Mund und ballte sie zu Fäusten. Ich musste sie alle finden. Meine Eltern und meine Freunde. Ich musste sie lebend und heil in meinem Armen halten. Doch mein Gefühl schrie, dass es nicht so sein wird. Ich hatte Angst und gleichzeitig war ich so unfassbar wütend auf mich und diesen Kerl, der dieses Massaker verursacht hatte. Tief atmete ich durch, um mich nicht von dem Hass leiten zu lassen.
»Komm schon« flüstere ich zu mir selbst.
»Du musst stark bleiben« Ich ging auf wackeligen Beinen weiter über den zerstörten Markt. Immer bereit für eine Begegnung mit etwas Unheimlichem oder Gefährlichem. Doch alles, was ich hörte, waren meine eigenen Schritte auf dem zersplittertem Beton. Es war so furchtbar ruhig, dass es mich erneut in Unruhe versetzte. Fest klammerte ich meine Hand um den kleinen Dolch, der mir als einziges geblieben war. Mein Gefühl schrie, dass ich nicht weiter gehen sollte, wenn ich mich vom schlimmsten bewahren wollte. Doch mein Herz schrie nach der Bestätigung. Kopfschmerzen bannten sich an und ich hatte alle Mühe an dem Gefühlschaos in mir nicht zusammen zu brechen oder qualvoll daran zu ersticken. Mir war klar, dass ich hier kein Happy End wünschen konnte zwischen den Leichen und Trümmern. Doch ich wollte stark sein. Mich beweisen, dass ich nicht nur eine Diebin sein konnte, sondern mehr als das. Ich wollte meine Familie Stolz machen. Sie sollten Stolz auf ihr kleines Mädchen sein. Ein Windzug neben mir ließ mich erschauern. Mein Körper blieb abrupt stehen, während meine Augen in die Gasse wanderten. Ängstlich biss ich mir auf die Lippen und rührte mich keinen Zentimeter. Die Angst fraß mich förmlich auf. Meine Hände zitterte, woraus ich schließen konnte, dass es mein Körper ebenfalls tat. Der Geruch von tot und verbranntem Fleisch war so präsent, dass es mich frösteln ließ, während mir die pure Galle hochkam. Zitternd hielt ich mich an einem, der instabilen Gebäude fest und übergab mich. Ein lautes schlurzen verließ meine Lippen, was meine Situation nicht besser machte. Frustriert über meine eigene Schwäche strich ich mir die Tränen weg und sah mich um als ich mir über den Mund wischte. Der ekelhafte Beigeschmack von Magensäure lag bitter auf meiner Zunge. Was fast dazu geführt hätte, dass ich mich erneut übergeben wollte. Ich hob meinen Blick und ließ meine Augen über die Zerstörung schweifen. Ein weiteres hilfloses schlurzen verließ meine Lippen. Als ich mir erneut die Zerstörung ansah. Ich bin schwach. Nicht mal meine Freunde und Familie kann ich finden! Mein Kopf pochte schmerzhaft, während meine Beine drohten unter mir zusammenzubrechen. Ich musste es doch schaffen, wenn ich mich nicht beeilte, starben sie vielleicht wirklich, wenn sie noch nicht tot waren. Mein Herz sehnte sich danach meine Familie in den Arm zu nehmen und wie ein kleines Kind in ihrem Arm zu weinen. Doch umso länger ich verzweifelt suchte. Umso aussichtsloser kam mir diese Situation vor. Schlurzend sackte ich auf dem Boden zusammen. Zwischen zersplittertem Beton, Trümmern, Leichen und Feuer. Unaufhaltsam liefen mir die Tränen über die Wangen. Sie würden nicht versiegeln, bis ich nicht fündig werde. Mein lautes schlurzen hallte durch den Markt. Wo mir keiner antwortete. Sie waren alle tot. Jeder einzelne war tot. Keiner rührte sich. Keiner atmete. Keiner war für mich da. Mein Körper bebte unter dem Schmerz, den ich spürte, der mich von innen heraus zerriss.
»Mama!!! Papa!!!« Schrie ich aus vollem Halse so laut, dass es durch den ganzen zertrümmerten Ort hallte. Ich hatte das Gefühl. Ich würde meine Seele herausschreien. Doch selbst das brachte nichts. Es gab keine Antwort. Ich fühlte mich hilflos und allein gelassen.
»Ihr könnt mich doch nicht allein lassen« Krätzte meine Stimme leise. Ich sprach zu mir. Doch selbst ich konnte mir auf meine Worte keine Antwort geben. Verzweifelt schlurzte ich.
»Lasst mich nicht allein!« Wisperte ich leise. Da ich einfach keine Kraft hatte, laut zu reden. Ich sah benommen neben mich und erstarrte. Da lag sie. Eingeklemmt in den Trümmern eines Hauses. Zitternd lief ich zu ihr, Währenddessen fing es an zu regnen. Laut zischte das Feuer im Hintergrund, als die Flammen sich löschten. Färbte sich die Welt, in der ich stand, völlig schwarz. Rauch schwebte in der Luft, während der Boden rutschig und nass durch den Regen wurde. Meine Sicht verschwamm. Neben ihr ließ ich mich sinken und strich durch das Haar meiner Mutter. Ihre wunderschönen Klamotten waren zerrissen und völlig mit Wasser und Blut getränkt. Wunden, die ihr wunderschönes Gesicht verschandelten. Ich nahm ihre Hand und drückte sie gegen meine Stirn. »Es tut mir so leid« Laut schlurzte ich und ließ meine Tränen mit dem Regen vermischen. Nass klebte meine Kleidung an mir. Während mein Haar das Volumen verlor und nur noch nass und schlaff auf meinen Schultern lag.
»Ich konnte dich nicht beschützen.. Es tut mir so leid.. Mama..« Laut schrie ich, die Verzweiflung und den Kummer raus, den ich verspürte. Nur das Zittern meines ganzen Körpers spürte ich, als ich ihre Hand auf meinen Kopf legte. Ich versuchte in diesem Moment mir Trost zu spenden. Doch es zerriss mir nur mehr das Herz. Ihre kalte Hand auf meinem Kopf zu spüren, die sie so oft in meinem Leben betätschelt und geküsst hatte.
»Du kannst mich nicht verlassen.. Ihr dürft mich nicht alleine lassen..« Ich schüttelte den Kopf. Zog ihre Hand von meinem Kopf und sah hoch zum schwarzen Himmel, die Regentropfen regneten auf mein Gesicht nieder und versperrten mir die Sicht.
»Warum!! Womit habe ich das verdient!« Sauer sah ich den Himmel an, der nur noch mehr an fing zu weinen.
»Ich habe immer getan, was du von mir verlangt hast!« Ich hatte das Gefühl, als wollte man mich mit diesem Schmerz umbringen. Mit zitternden Körper stand ich auf und sah mich um.
»Wo bist du nur?« Schrie ich verzweifelt in die stille Stadt. Doch der Regen verschlang fast völlig meine Schreie. Niemand konnte mir antworten. Schweren Herzens musste ich meine Mutter liegen lassen. Schlurzend zwang ich mich durch die anderen Bezirke zu laufen. In der Hoffnung, meinen Vater lebend zu finden. Doch ich verlor mit jedem Schritt die Hoffnung daran. Mein Kopf schrie, dass es aussichtslos war, während mein Herz schrie nach den Menschen, die ich liebte. In der Ferne sah ich die Felder und haufenweise Menschen, die auf dem Acker verteilt waren. Mein Atem stockte. Als ich in der Ferne bekannte Augen hervorstechen sah. Schnell rannte ich zu ihm und sackte neben ihm zusammen. Sein Körper wurde aufgespießt von Baumwurzeln, während seine Augen offen waren wie bei einem schlechten Traum. Doch diesmal wird er nie wieder aufwachen können. Ich schrie, hielt mir, die Ohren zu und zitterte. Ich konnte nicht begreifen, dass ich meine Eltern verloren hatte. Laut wimmerte ich. Doch der Regen verschluckte alle meine Laute. Er verschlang mich vollkommen.
»Was soll aus mir werden!« Es war nur ein hilfloses Flüstern zu hören. Selbst ich konnte meine Worte kaum hören. Meine Sicht verschwamm mit einem schwindeligen Gefühl, was ich nicht loswurde. Nur einige Sekunden danach verlor ich das Bewusstsein und brach auf den nassen Boden zusammen.

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1373 Wörter

Set Fire to the Air {Book One}Where stories live. Discover now