★Kapitel 16★

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Fluer,

In den frühen Morgenstunden spürte ich die Anspannung, die Serafine umgab. Jedes Mal, wenn ich sie danach fragte, schwieg sie. Also begann ich alleine in der Küche zu frühstücken, während aus ihrem Zimmer lautes Fluchen drang. Irgendetwas musste heute Nacht geschehen sein, sonst wäre sie nicht so aufgebracht. Meine Gedanken kreisten dabei durchgehend, während ich mir alle möglichen Szenarios ausmalte, die gestern Nacht vielleicht geschehen waren. Von einem Einbrecher bis hin zu einer Affäre. Vielleicht hatten die beiden sich auch gestritten, aber da ich nichts der gleichen wahrgenommen hatte gestern Nacht konnte es sich nicht so abgespielt haben, oder mein fester Schlaf war dafür verantwortlich. Wer wusste das schon. Seufzend schob ich die Schüssel von mir weg und sah in den Flur.
»Serafine! Mein Lehrer kommt gleich« Rief ich sie leicht genervt, denn diese Geheimnisse tuerei hasste ich. Entweder sie redete, oder mein Geduldsfaden riss. Ich stand auf spülte die Schüssel aus und legte sie umgedreht auf die Ablage neben der Spüle. Genervt verdrehte ich die Augen, als ich sie endlich hörte, wie sie die Küche betrat.
»Endlich!« Ihre Miene war noch immer genauso angespannt wie vor ein paar Minuten, was mich, um ehrlich zu sein langsam sauer machte.
»Red jetzt endlich mit mir, wenn nicht, hör auf mir deine schlechte Laune zu zeigen!« Meine Schritte führten mich zu ihr wo ich sie mit ernster Miene anstarrte.
»A-«
»Wehe du suchst jetzt eine Ausrede!« Meine Laune war am Tiefpunkt, weil sie nicht mit mir redete. Es kotzte mich an, dass ihre Probleme mich beeinflussten. Sie schwieg, wie zu erwarten. Am Vorbeigehen rempelte ich sie mit Absicht leicht an. Meine Füße trugen mich zu meinem Zimmer, wo ich mich fertig machte und die Hütte dann verließ. Schweigend lief sie mir hinterher. Ein Glück wusste ich wo der Treffpunkt war. Sonst hätte ich sie das auch noch fragen müssen. Tief atmete ich durch, um ein wenig runterzukommen und bindetete mir beim Gehen einen Pferdeschwanz. Neugierig sah ich mich um. Selbst hier war jedes Haus mit einem anderem Charme geschmückt. Das Eis glitzerte auch heute, diesmal produzierte es aber die Sonne, was mich kurz lächeln ließ. Sanft wehte der Wind, denn ich mit vollen Zügen genoss. Er strich durch mein Haar und durchwühlte es ohne Rücksicht auf Verluste. Heute hatte ich das erste Mal nicht das Gefühl verfolgt zu werden. Was grundlegend gut war, aber ob die Person wirklich weg war, wusste ich nicht. Sanft lächelte ich als ich mich hinhockte und durch den Schnee strich. Ich malte kleine Bilder mit meinem Finger und versank dabei völlig in meinen Gedanken. Lächelnd richtete ich meinen Blick in den Himmel und beobachtete, denn klaren blauen Himmel.
»In solchen Momenten merkt man, dass du noch ein Kind bist Fluer« Ich konnte es nicht richtig zuordnen, ob es neckend gemeint war oder nicht, weshalb ich zu ihr aufsah und die Stirn runzelte.
»Das meinte ich nicht böse« Lächelte sie sanft. Doch es störte mich das sie ihre Sorgen noch immer in sich hineinfraß. Ich wollte die Stimmung nicht zerstören, weshalb ich nichts sagte.
»Hmm« Langsam richtete ich mich wieder auf und macht mich mit Serafine im Schlepptau wieder auf den Weg. Der Schnee knirschte beruhigend angenehm unter meinen Füßen. Ein kräftiger Windstoß ließ mich taumel. Bis lauter Lärm mich zusammenzucken ließ. Ziegel knackten ohrenbetäubend in meinen Ohren, während das offensichtliche Gewicht auf den Ziegel für den Lärm sorgte. Meine Beine blieben wie angewurzelt stehen, als ich zur Quelle des lärmes sah. Blaue Schuppen schimmerten in der Sonne, wie tausend Saphire. Völlig fasziniert davon betrachtete ich das Geschöpf. Jetzt ist mir auch bewusst geworden, warum die Häuser mit Eis bedeckt waren. Damit sie keinen Schaden nahmen, wenn so ein gewaltiges Tier darauf saß. Meine Augen sahen wie von selbst in die des Tieres, während seine Augen mich an das Meer  erinnerten. Diese Augen schienen nicht von dieser Welt zu kommen, aber ich konnte mich nicht von seinem Blick lösen. Ich atmete tief durch und schluckte die Anspannung, die ich verspürte runter, dass ich vor diesem prächtigen Tier so angespannt war, verstand ich nicht so wirklich. Neugierig betrachtete ich das Tier. Krallen an den Hinterläufen und Vorderläufen, die mich ohne zu zögern in Stücke reißen konnten. Die Schuppen, die sich über seinen ganzen Körper zierten, sahen in meinen Augen steinhart aus. So hart das kein Schwert der Welt hindurchkommen würde. An seinen Bauch und Hals wurden die Schuppen heller, als könnte man dieses Geschöpf dort verletzten.
Die Spannweite seiner Flügel war bemerkenswert. So viel größer als das Tier selbst. Sie waren so prachtvoll und majestätisch, dass ich nach Luft schnappen musste. Ich spannte meine Schultern an und lächelte. Wieso ich genau jetzt lächelte, wusste ich nicht wirklich, aber es fühlte sich einfach richtig an in diesem Moment. Vorsichtig kam ich dem Wesen näher, während es mich im Blick hielt. Hinter mir hörte ich, wie Serafine nach ihrem Schwert griff und es aus ihrer Scheide zog. Eine schnelle Handbewegung von mir zeigte ihr an, dass sie das lassen sollte. Ein Grummeln zog meine Aufmerksamkeit wieder auf das Tier, weshalb ich meinen Kopf leicht schief legte und das Wesen betrachtete. Dieses Wesen kam mir irgendwie bekannt vor, doch was war es denn nochmal. Mir fehlte das Wort dazu.
»Fluer« Serafine schien nicht begeistert zu sein über meine Entscheidung, dass ich dem Geschöpf näher kommen wollte. Doch es war mir eigentlich recht egal was sie davon dachte. Ich wollte zu diesem Wesen. Egal wie gefährlich das sein konnte. Es war einfach der Wahnsinn, wie dieses Wesen mir die Luft zum Atmen nahm. Ich wusste, das dass was ich hier tat eine dumme Idee war, aber ich war mir so sicher das dieses Tier mir nichts tun würde. Das das lebensmüde war so leichtsinnig zu sein wusste ich, aber in mir breitete sich mehr neugier aus anstatt Angst.
Du bist echt ein komischer Mensch. Eine weibliche Stimme hallte durch meinen Kopf, während ich das Tier überrascht ansah. Fragend sah mich das offensichtliche Weibchen an, während eine beklemmende Stille ausbrach, die mich nervös machte. Entweder ich hatte mir die Stimme wegen zu wenig Schlaf eingebildet, oder ich wurde verrückt ohne richtigen Menschen Kontakt.

Set Fire to the Air {Book One}Where stories live. Discover now