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Der Van hielt vor dem großen Tor und augenblicklich stieg Scott aus. Er stellte sich in die mittlere Sicht der Kamera und fing an sie anzuschreien. 

"Hey!", rief er und ich lehnte mich auf meinem Sitz leicht nach vorn, um mir das Spektakel mit anzusehen. Natürlich könnte ich dieses Tor ganz einfach mit dem Schlüssel öffnen, welchen mir Natasha gegeben hatte, aber irgendwo amüsierte mich diese Ansicht doch mehr als sie sollte. 

Grinsend betrachtete ich den braunhaarigen Mann, welcher wild mit seinen Armen hin und her wedelte. 

"Hey! Wir haben uns vor ein paar Jahren getroffen! In Leipzig? Ich bin derjenige, der so groß geworden ist! Erinnert ihr euch! Ich bin Scott!", rief er immer und immer wieder und amüsiert lachte ich kurz auf, woraufhin er seinen Kopf zu mir drehte. 

"Oh, ernsthaft? Findest du das jetzt so lustig? Was wenn sie mich nicht mehr erkennen? Was sollen wir denn dann machen?", fragte er mit einer Mischung aus den Emotionen Wut und Verwirrtheit.

"Glaub mir, sie werden dich erkennen. Dein Auftritt war ein einschneidendes Ereignis für alle von uns. Ich glaube, dass niemand das je vergessen wird.", sagte ich und musste bei den Erinnerungen an seine riesige Gestalt unwillkürlich etwas mehr grinsen. 

"Was meinst du denn damit?", fragte er, doch bevor ich antworten konnte setzte sich das Tor in Bewegung und gewährte und Einlass. 

"Jetzt komm. Sie sind bestimmt sehr interessiert daran, warum du 20 Uhr Abends plötzlich wie ein Verrückter vor ihrer Tür stehst.", sagte ich und bedeutete ihm wieder einzusteigen. Woher die plötzliche positive Energie und Motivation kam konnte ich mir nur durch einen Grund logisch erklären und dieser ließ mich automatisch noch besser fühlen. 

Die Möglichkeit, Bucky wiederzusehen, war einfach zu gut. 

Scott fuhr so schnell er konnte die wenigen hundert Meter, welche uns noch von dem Eingangstor trennten. Die wenigen Laternen beleuchteten die Straßen nur spärlich und ich hoffte bei jeder Kurve, dass ich diese Fahrt überleben würde. 

Als ich dann endlich meine Füße auf den sicheren Boden setzen konnte, war ich mehr als nur erleichtert. Schnell umrundete ich den braunen Van und zog Scott an seiner Jacke mit mir, welcher wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend herum stand. 

"Wenn du nochmal so fährst, dann zerre ich dich von dem Lenkrad und fahre selbst.", warnte ich ihn beim gehen und schnell nickte er. Kurz darauf liefen wir durch die großen Türen und standen in einem großen, gemütlich eingerichteten Eingangsbereich. 

Im Prinzip war er unnötig und niemand hatte hier in den letzten Jahren auch nur mehr als eine Stunde verbracht. Der Wohnbereich befand sich eine Treppe und zwei Gänge weiter rechts von hier, wohin ich Scott auch sofort mit zerrte. 

Wie ein verlorener Hundewelpe in einer riesigen Stadt stolperte er mir hinterher und sah sich dabei mit großen Augen und weit geöffnetem Mund auf. 

"Mund zu.", murmelte ich nur, woraufhin er ihn schnell wieder schloss. Mit großen Schritten zerrte ich ihn mit mir durch den langen Gang und betrat das Wohnzimmer, in welchem sich Natasha immer während dieser Zeit aufhielt. 

Wir betraten den Raum mit den großen Fenstern zum Innengarten und sofort viel mein Blick auf Steve und Natasha, welche nebeneinander standen und uns verwirrt musterten. Ich blieb einen Meter vor ihnen stehen und Scott, welcher sich bis jetzt noch in dem Raum umgesehen hatte, prallte gegen mich. 

Schnell stellte er sich wieder richtig hin, murmelte kurz eine Entschuldigung und erblickte dann Steve. Einige, seltsame Sekunden der Stille entstanden, bevor er auf Steve zuging und ihm die Hand schüttelte. 

Es war wie damals in Leipzig, nur dass er sich dieses Mal selbst unterbrach. Vermutlich konnte er die neue Hoffnung ebenso schlecht für sich behalten wie ich, denn alles in mir sehnte sich danach Steve und Nat davon zu erzählen. 

"Steve. Wir müssen euch etwas erzählen.", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, während Scott leise vor sich hin murmelnd durch den Raum lief. Wenige Sekunden sahen wir uns das Ganze still an, bevor Steve ihn wieder zurück in die Realität verfrachtete. 

"Scott? Alles okay?", fragte er und Scott fuhr sich einmal mit der Hand über das Gesicht. Man sah ihm an, dass er gerade an seiner gesamten Theorie zweifelte. 

"Ja... Hat irgendjemand von euch Quantenmechanik studiert?", fragte er und Steve und ich schüttelten synchron den Kopf.

"Nur um mitreden zu können."

Einen Moment starrten wir Nat an, bevor Scott weiter sprach. Sichtlich erleichtert, dass ihn hier irgendjemand verstehen würde. 

"Okay. Vor 5 Jahren... Noch vor... Thanos. Da war ich an einem Ort, den man Quantenebene nennt. Die Quantenebene ist wie ein einzelnes, mikroskopisches Universum. Um dort hinzukommen muss man extrem winzig sein. Hope. Sie ist meine... Sie war meine... Sie sollte mich dort wieder raus holen. Und dann geschah das mit Thanos und... ich war darin gefangen.", erklärte er schnell und Steve und ich hatten Mühe ihm zu folgen, während Nat nur nickte. 

"Tut mir Leid. Das waren sicher lange 5 Jahre.", sagte sie mitfühlend, doch Scott hob nur eine Hand. 

"Genau das ist es ja. So lange war es nicht. Für mich waren es 5 Stunden. In der Quantenebene gelten andere Regeln als hier. Alles ist unvorhersehbar.", sagte er und ließ somit die Bombe platzen. 

"Is that anybody's sandwich? I'm starving.", sagte er und lief auf ein Erdnussbuttersandwich zu, welches auf dem Bürotisch von Nat lag. Schweigend sahen wir dabei zu und obwohl ich seine Theorie schon kannte versetzten mich diese Informationen erneut in Aufregung. 

Schnell griff der Braunhaarige nach dem Sandwich und biss davon ab, während wir geduldig warteten. Genaugenommen war Natasha die Einzige die etwas geduldig aussah. 

"Scott. Wovon genau sprichst du?", fragte Steve und der Angesprochene kaute schnell das Essen in seinem Mund herunter. 

"Also... Was ich sagen will ist... Die Zeit funktioniert anders in der Quantenebene. Das einzige Problem ist nur... wir können darin nicht navigieren! Aber was wenn doch? Das lässt mich nicht los! Was wenn wir irgendwie Kontrolle hätten, über das Chaos. Was, wenn wir darin navigieren könnten?! Was wäre, wenn wir in die Quantenebene eintauchen würden, zu einem bestimmten Zeitpunkt, aber verlassen würden wir die Quantenebene zu einem anderen Zeitpunkt. Also... Also noch vor Thanos."

"Warte. Redest du von einer Zeit Maschine?", fragte Steve ungläubig und ich nickte.

"Nein... Natürlich nicht. Es ist keine Zeit Maschine. Es ist mehr so eine Art...", begann er und überlegte einige Sekunden, bevor er seufzend den Kopf schüttelte. 

"Es ist 'ne Zeit Maschine. Ist verrückt. Ich weiß, es ist verrückt! Aber ich denke ständig darüber nach! Es muss doch einen... Ich...", versuchte er sich zu rechtfertigen.

"Ja. Es ist verrückt.", murmelte er dann und ließ den Kopf sinken. 

"Scott. Ich kriege Mails von einem Waschbären. Also so verrückt ist das gar nicht.", sagte Natasha ruhig und sofort sahen wir alle zu ihr hinüber. 

"Also. Wem erzählen wir jetzt davon?", fragte er und Steve, Natasha und ich wechselten einen schnellen Blick. Wir wussten genau, wen wir dafür brauchten. 


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Egal wie oft ich mir diese Szene ansehe, sie wird mich immer verwirren. 


Und Happy Birthday to Bucky!   

The Story of Winter III / Bucky FFKde žijí příběhy. Začni objevovat