Kapitel 59

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James wurde langsam zappelig. Sein Telefonat mit Miles war nun ungefähr zwanzig Minuten her und bisher hatte er keinen Anruf aus irgendeinem Krankenhaus erhalten, dass Joy in Sicherheit war. Was auch immer es mit diesem Notruf auf sich hatte, Joy schien nicht gerettet worden zu sein.

James hatte Bryan gebeten, die Sache vorerst für sich zu behalten, bis Miles wieder anrief und sie über die Situation aufklären konnte. Er wollte nicht, dass die ganze Kavallerie bei der Tankstelle auftauchte, bevor er wusste, was dort passiert war. Trotzdem hatte Bryan ein paar Anrufe getätigt und erfahren, dass ein Streifenwagen und ein Krankenwagen zum Einsatzort gefahren waren. Beide hatten sich seither nicht zurückgemeldet und waren nicht erreichbar. Das war beunruhigend. James hatte ein ganz übles Gefühl bei der Sache. Dass die Einsatzkräfte sich nicht mehr meldeten, konnte nur Henrys Werk sein. Hatte er sie getötet? Oder hatten Henry und Nicholas die ganze Tankstelle in eine Geiselnahme verwandelt? Vielleicht konnten die Sanitäter dann wenigstens Joy versorgen.

Verdammt, es machte James verrückt, so ahnungslos zu sein, aber er wollte Miles auch nicht stressen. Sein Freund würde sich melden, sobald er dort angekommen war.

Immer wieder spürte James Bryans Blick von der Seite. Es war nicht leicht gewesen, ihn davon zu überzeugen, Hansson aus der Sache rauszuhalten. Aber der Detective sollte sich voll und ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren, falls Henry, Nicholas und Joy doch hier auftauchen sollten. Er sollte von nichts abgelenkt werden.

Dass Miles sich darum kümmerte, reichte James fürs Erste. Er vertraute ihm zu hundert Prozent. Das hatte er auch Bryan erklärt, der sehr interessiert daran gewesen war, in diesem Zusammenhang mehr über Miles und ihre Beziehung zueinander zu erfahren. Aber James gab nichts über seinen Freund Preis. Also hatte Bryan stattdessen die Zeit genutzt, ihn erneut dazu zu drängen, seine Finger behandeln zu lassen. Die Sanitäter, die Hansson geholt hatte, hatte James wieder weggeschickt. Er wollte keine verbundenen Hände und geschienten Finger. Falls er sich doch in diesem Haus wiederfinden und Henry gegenüberstehen sollte, um sich mit ihm in einem Duell zu messen, brauchte er seine Finger. Verbände und Schienen würden seine Beweglichkeit einschränken und das konnte ihm das Leben kosten. Nein, James würde sich verarzten lassen, sobald das alles vorbei und Joy in Sicherheit war. Solange ertrug er die Schmerzen und ließ seine Finger so, wie sie waren.

Bryan war nicht glücklich darüber gewesen, aber niemand konnte James dazu zwingen, sich verarzten zu lassen. Seine wahren Gründe hatte er Bryan selbstverständlich verschwiegen. Ebenso wie Hansson. Vielleicht vermuteten sie es, aber James hatte eher das Gefühl, dass sie glaubten, er versuche sich damit irgendwie für das zu bestrafen, was er getan hatte. Er ließ sie in dem Glauben.

Da vibrierte endlich sein Handy. James verlor keine Sekunde und nahm ab. Bryan sah wie vom Blitz getroffen auf. Neugierig starrte er ihn an.

„Miles?", fragte James sofort. „Wie sieht's aus? Ist Joy dort?"

„Ich bin jetzt da, James. Ich sehe einen Polizeiwagen und einen Krankenwagen. Sie stehen vor dem Gebäude. Aber es ist alles dunkel und verlassen. Ich gehe mal näher ran."

James' Herz raste. Es randalierte in seiner Brust. Was war dort los?

„An der Tür hängt ein Geschlossen-Schild. Sie ist abgeschlossen", erklärte Miles kurz darauf.

„Verdammt, Miles, sei vorsichtig."

„Das bin ich immer, James. Ich geh mal um das Gebäude herum."

James hielt die Sekunden kaum aus.

„Was ist los?", fragte Bryan und James nahm sein Handy vom Ohr, um den Lautsprecher anzuschalten.

„Miles, du bist auf Lautsprecher. Bryan Mills hört zu. Nur, dass du Bescheid weißt."

„Alles klar. Hallo Cop. Na, hast du dich gut erholt?"

Im Strudel der Zeit - Auf Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt