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Amanda Moretti

Ich fühle mich leer.

Ich fühle nichts.

Meine Augen sind immer noch geschlossen. Es fühlt sich gut an.

Ich höre alles. Aber ich kann nichts sagen. Ich kann nicht reden.

Mein Körper ist im Ruhestand. Es will nichts mehr tun. Einfach nur rumliegen.

Sich beruhigen.

Ich habe Alejandro verloren. Ich habe den Mann verloren, der meinen Vater umbringen wollte.

Das ist doch eigentlich etwas Gutes oder?

Sollte es nicht.

Alejandro war für mich seit Tag eins da. Er hat mich beschützt und trainiert.

Wir sind gute Freunde geworden.

Mit 16 waren wir beste Freunde.

Mit 17 hat er seinen Vater verloren.

Mit 19 hat er mich verloren.

Wir sind gleich alt. Beide 23.

Vielleicht haben wir uns deshalb gut verstanden.

Ich habe den Mann verloren mit dem ich aufgewachsen bin.

Ich habe Alejandro verloren.

Ich kann ihn nie wieder anschauen. Ich hätte nicht mal den Mut dazu.

"Wie geht es ihr?" Höre ich Nico, den Raum betreten.

Mir geht es gut- Nein, nein tut es nicht.

"Ich weiß es nicht." Mateo seufzt. "Sie ist im gleichem Zustand."

"Augustus ist verhandelt. Ihm geht es gut."

Ihm geht es gut. Meinem Vater geht es gut.

Gott sei dank.

"Ich hole dir was zum trinken." Nico geht wieder raus. Mateo nimmt meine Hand in seine und umfasst sie.

"Amanda." Er küsst meine Hand. "Ich weiß, das du mich hörst. Hör mir bitte zu."

Ich höre dich. Du hast Recht.

"Ich wollte dir was erzählen, aber habe nie den richtigen Zeitpunkt gefunden." Er küsst wieder meine Hand. "An dem Tag, wo Augustus meine Angestellten an sich gerissen hat, hat er mir was über dich erzählt."

Erzähl es mir Mateo. Will ich sagen. Aber mein Mund bewegt sich nicht. Meine Zunge weigert sich. Genau wie meine anderen Körperteile.

Aber er redet weiter ohne das ich was sagen muss.

"Er hat mir was über deine Kindheit erzählt. Erstmal dachte ich mir warum? Warum erzählst du mir sowas, wenn du gerade dabei bist mich zu bedrohen und zu bestehlen. Aber nachdem er fertig war hat alles einen Sinn gemacht. Mein Leben, einfach alles." Er legt seine eine Hand auf meine Haare und streichelt sie. "Du warst ein junges Mädchen. 8 Jahre. Du hast deine Eltern vom ganzen Herzen geliebt. Ihr wart wie jeden Samstag auf einem Picknick im Park. Deine Mutter hat geschlafen, weil sie erschöpft von der Behandlung war. Du hast deinen Kopf auf deinen Vaters Schoss gelegt. Und geredet."

𝒹𝒶𝓃ℊℯ𝓇ℴ𝓊𝓈𝓁𝓎 𝒾𝓃 𝓁ℴ𝓋ℯWhere stories live. Discover now