13. Kapitel ~Zwischenfälle~ ✔

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,,Geht doch", presse ich hervor und recke das Kinn. Derweil drückt mir eine starke Windböe in den Rücken und lässt mich automatisch einen Schritt weiter nach vorne machen, um mich an Tim festzuhalten. Meine Haare wehen mir in alle Himmelsrichtungen, was nicht gerade praktisch ist, wenn die Orientierung durch den Alkohol sowieso geschwächt ist. ,,Vorsicht", höre ich ihn schmunzeln und spüre, wie er mich am Oberarm packt, damit ich nicht erneut das Gleichgewicht verlieren kann. Mit meiner rechten Hand halte ich mir so gut es geht die Haare aus dem Gesicht und sehe ihn leicht beschämt an.

,,Wir wollen doch nicht, dass du tatsächlich noch nass wirst." Ich verenge meine Augen zu Schlitzen und presse die Lippen aufeinander. Bevor ich mir einen guten Spruch zum kontern überlegen kann, hallt abwertendes Gelächter durch die Nacht. Und dieses Gelächter, gehört gewiss nicht zu unserer Gruppe. Tims' Kopf schnellt sofort in die Richtung, aus der das Geräusch kommt. Sein Griff um meinen Arm verkrampft sich kurzzeitig. Mir ergeht es da ähnlich.

Keine dreißig Meter von uns entfernt, stolziert ein breit lächelnder Jack auf uns zu, gefolgt von drei weiteren Typen. ,,Nein..", hauche ich und schnappe nach Luft. Zunächst beachten sie uns nicht, tuen es vermutlich mit Absicht, bis Jacks' Augen geradewegs an mir vorbei zu Tim huschen. Zwar erhellt einzig und allein das Mondlicht die Gegend und trotzdem zeichnet sich in seinen Gesichtszügen mehr als deutlich eine unfassbar große Wut ab. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem gesamten Körper.

Tim neben mir versteift seine Muskeln, dreht sich von mir weg und schiebt mich ein klein wenig hinter sich. Perplex lasse ich zu, dass er nach meinem Handgelenk greift. Mir kommt es beinahe so vor, als bräuchte nun er den Halt und nicht mehr ich. Am liebsten würde ich so schnell es geht von hier verschwinden. In nicht einmal wenigen Sekunden könnte meine gesamte Vergangenheit mich einholen. Mehr oder minder erfolgreich verdrängte Erinnerungen wieder aufkochen.

Ich schließe meine Augen und verstecke mich so gut es geht hinter Tim in der Hoffnung, Jack würde meine Anwesenheit nicht bemerken. ,,Na wie finde ich denn das", stellt Besagter vor uns fest. ,,Du hast mich ja gar nicht zu deiner kleinen Party eingeladen Ash, das macht mich echt sehr traurig", meint er sarkastisch, was mich dazu veranlasst wieder meine Augen zu öffnen. Ashley kommt links von uns auf ihn zu gestapft und bleibt neben Tim stehen.

,,Jack, du-".

,,Solltest gehen, wollte sie dir damit sagen", beendet Tim ihren Satz und ballt seine Hand zu einer Faust, was ich heimlich beobachte. Er und Jack sind also keine Freunde? ,,Du hast mir gar nichts zu sagen!", zischt er und macht noch einen Schritt auf ihn zu, sodass sie unmittelbar voreinander stehen. Ashley will dazwischen gehen, als sich Lucas zu Wort meldet: ,,Hey, Leute ihr wollt doch hier keinen Stress machen. Das ist eine Party, lasst uns das für heute einfach vergessen, ok?". Er packt Tim an der Schulter und zieht ihn ein Stück zurück.

,,Komm, er ist es nicht wert", höre ich ihn flüstern. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Wie auf Kommando stoßen nun auch Mason und Dana dazu. Der leicht verschmierte Lippenstift auf Danas' Lippen lässt nur all zu gut Rückschlüsse darauf schließen, was die beiden so lange getrieben haben, doch das ist im Moment Nebensache. Jack zieht einmal tief an seiner Zigarette und bläst den Rauch mitten in Tims Gesicht, ehe er sie mit einem Finger schnipsen ins Meer befördert.

,,Das ist Umweltverschmutzung", murmelt Lucas und handelt sich prompt einen bösen Blick von ihm ein, bevor seine dunklen Augen zu mir huschen. Ich halte den Atem an. Jetzt wird alles rauskommen. Vermutlich hat er sogar die Zeitungsartikel vom 14.Oktober 2016 dabei. Dem schwärzesten Tag in meinem Leben.

,,Und wer ist dieses reizende Mädchen?", fragt er provokativ. Mir klappt fast die Kinnlade herunter. ,,Halt sie daraus!", entgegnet Tim rasend vor Wut und entreißt sich Lucas, der kurz angebunden zurückweicht. Aus Reflex greife ich nach Tims' Hand, noch viel zu überrascht über das gespielte Unwissen über meine Person seitens diesem Jack. Was ist das für ein Spiel von ihm?

,,Ach, muss dich jetzt schon deine kleine Freundin zurückhalten? Aber vielleicht ist das auch besser so, wir wollen schließlich nicht, dass du noch jemanden umbringst, nicht wahr?".

,,Was?", hauche ich schockiert und blicke ihn fassungslos an. Für eine Weile ist es Still. Jeder der hier Anwesenden scheint genauso überrascht wie ich, auch wenn ich mir ziemlich sicher darüber bin, dass sie bestens Bescheid wissen. ,,Du weißt ganz genau, dass ich nichts mehr hätte für sie tun können", antwortet Tim ihm zögerlich und lässt seine Schultern hängen. Er kann unmöglich ein Mörder sein. Das glaube ich nicht. ,,DU HÄTTEST SIE RETTEN KÖNNEN!!", brüllt Jack mit einem mal so laut, dass ich vor Schreck beinahe hinten rüber gekippt wäre. Seine Freunde halten ihn an den Armen zurück und verhindern so Gott sei Dank Schlimmeres. ,,Beruhig dich! Wir sollten besser gehen", sagt einer von ihnen und zerrt ihn zur Seite.

,,Eines Tages Tim Hughes- Eines Tages wirst du das alles zurück bekommen, darauf kannst du dich verlassen!", droht er ihm und entreißt sich dem Griff seiner Freunde, die sofort zurückweichen. Jack ist nur all zu gut anzusehen, dass er Tim am liebsten eine reingehauen hätte, doch damit wäre niemandem geholfen. In dieser Hinsicht scheint sein gesunder Menschenverstand noch ausgereicht zu haben.

Bis unsere kleine Gruppe wieder alleine am Strand ist, sagt niemand auch nur ein Wort. Jeder verharrt auf der Stelle und hängt seinen eigenen Gedanken hinterher. Derweil bemerke ich gar nicht, dass ich immer noch Tims' Hand halte, die schlaff neben seinem Körper runter baumelt. So hatte ich mir den Abend ganz bestimmt nicht vorgestellt. Wer hat das schon?

,,Es ist spät geworden. Ich bringe dich nach Hause", durchschneidet seine Stimme die kühle Nachtluft. Der Alkoholrausch in dem ich mich zuvor befunden habe, ist wie weggeblasen. Völlig geistesabwesend spüre ich, wie Tim meine Hand lost lässt und sehe dabei zu, wie er Richtung der Autos verschwindet. Kommentarlos folge ich ihm. Auf dem Weg halte ich jedoch noch einmal bei Ashley an, deren Augen mit Tränen gefüllt sind. Sie zieht mich in eine feste Umarmung und streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.

Ich erwidere es mit einem schwachen Lächeln und winke den anderen kurz zu, um mich zu dem Truck zu begeben. Der Motor läuft bereits, als ich dort an gelange. Aufgeregt setze ich mich auf den Beifahrersitz und schnalle mich an. Die Atmosphäre ist angespannt und am liebsten würde ich nur zu gerne wissen, worum es da vorhin ging, doch ich lasse es. Ebensowenig wie ihn meine Vergangenheit etwas angeht, geht mich auch seine nichts an.

Nach circa einer halben Stunde Fahrt halten wir auf dem kleinen Hof vor meinem neuen Zuhause. Tim schaltet die Lichter vom Auto aus und stößt etwas Luft durch seine vollen Lippen. Die ganze Fahrt über haben wir beide uns angeschwiegen. ,,Also dann", meine Stimme ist kaum mehr, als ein Flüstern. Ich will gerade den Hebel betätigen um die Tür zu öffnen, als er mich noch einmal davon abhält: ,,Es tut mir leid. Das eben sollte wirklich niemand mit anhören. Du musst wissen, Jack war damals -".

,,Du brauchst mir nichts zu erklären", unterbreche ich ihn und hebe meine Mundwinkel zaghaft an. Gerade ich weiß, wie ungern man über bestimmte Abschnitte in seinem Leben sprechen möchte. Das sollte ich demnach auch nicht von anderen verlangen.
,,Ich möchte es aber", entgegnet er bedrückt und sieht mir tief in die Augen. ,,Du sollst die ganze Geschichte kennen."

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Ein neues Kapitel ist da! Ich hoffe es hat euch gefallen:) lasst mir doch gerne ein paar Gedanken oder Eindrücke da, die ihr beim lesen hattet. Habt ihr vielleicht schon Vermutung darüber, was Tim wohl getan haben könnte? Ich bin gespannt 🙈

Jacky

Soulpath - forever yours [LAUFEND]Where stories live. Discover now