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„Hallo Harry." lächelte Mama als sie mich am Donnerstag von der Schule abholte. „Hi Mama." begrüßte ich sie leise.
Ich schnallte mich an & schnaufte durch. Die letzten Tage habe ich mich immer mehr & besser mit den Jungs angefreundet. Sie waren wirklich tolle Menschen. Sie behandelten mich so, als wäre ich schon immer ein Teil ihrer Gruppe gewesen. Ich fand heraus, dass Liam Zayn & Louis sich schon seit dem Kindergarten kennen. Sie haben Niall dann in der Grundschule kennengelernt. Liam hatte mir erzählt, dass sie Niall nur kennengelernt haben weil er vor ihnen vom Klettergerüst in der Pause gefallen ist. Zayn hat gesagt, dass Niall deswegen so ist wie er ist.

Trotzdem geht es mir nicht gut. Ich bin froh über meine neuen Freunde. Aber von einem Zustand den man wirklich als glücklich bezeichnen kann, bin ich weit entfernt.

„Müde?" fragte Mama sanft. Meine Augen schlossen sich wie von selbst „Ja..." Ich will schlafen.
„Ein bisschen musst du noch wach bleiben Schatz." sagte sie „Du hast Therapie."
Innerlich stöhnte ich auf. Ich hab ganz darauf vergessen. & ehrlicherweise hatte ich gar keine Lust darauf. Ich weiß, dass es mir auch nicht helfen würde jetzt nicht zur Therapie zu gehen. Aber trotzdem würde ich jetzt lieber schlafen.
„Ich will nicht Mama." seufzte ich. „Haz!" Mums Stimme war etwas strenger aber trotzdem noch sanft. „Du bist nicht in der Berfassung deine Therapie zu schwänzen!"
Erneut seufzte ich. Das weiß ich.
„Rede bitte über deine Hände ja? Es bringt nichts es zu verstecken." sagte Mama. Das weiß ich auch. Ich schämte mich aber, nach eigentlich einer Verbesserung wieder so einen großen Rückfall zu haben.

Die restliche Fahrt zur Praxis war es still zwischen uns. Das war auch besser so, da ich so noch etwas dösen konnte. Mum gab mir am Parkplatz noch einen Kuss & ließ mich dann aussteigen.

Schlurfend ging ich in die Praxis. Die Frau an dem Empfang lächelte mich herzlich an „Schön dich zu sehen Harry." lächelte sie. Ich brachte mich zu einem lächeln. „Hi Ellen...wie geht es Mark?" fragte ich. Ihr Mann - Mark - arbeitete ebenfalls hier. Meistens jedoch nie wenn ich auch hier bin. „Ach bestens danke! Setz dich schon mal...dürfte nicht mehr lange dauern."

Ich lächelte leicht & setzte mich in den Wartebrereich. Müde blinzelte ich. Es war eine herausforderung jetzt nicht einzuschlafen. Auch die entspannende Musik die leise spielte machte es nicht besser.
Ich war über die etwa 10 Minuten die ich wartete un einem wach-schlaf-zustand. Wach war ich nicht, schlafen tat ich aber auch nicht. Es war komisch, kam aber schon öfter vor.

„Harry?" holte mich Ellen aus diesem komischen zustand. Ich zuckte leicht zusammen & sah sie müde an „Du kannst."

Ich nickte & schlurfte den Flur entlang zum Behandlungsraum 3. Leise klopfte ich bevor ich eintrat. Doctor Alex saß schon auf ihrem Stuhl. Sie lächelte warm. Ich schloss die Tür hinter mir & setzte mich auf die Couch gegen über von ihr.
„Hallo Harry." begrüßte sie mich sanft. Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen „Hallo." meine Stimme war dünn.

„Du siehst müde aus." stellte Doc. Alex bedauernd fest. Ich nickte „Bin ich auch..." nuschelte ich.
Sanft lächelte sie. „Es freut mich dich zu sehen Harry. & ich finde es toll, dass du hier bist trotz deiner Müdigkeit." Doctor Alex sagte mir sowas oft. & ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass es mich nicht wenigstens ein bisschen aufheiterte.

„Wie geht es dir?" fragte sie dann. Ich seufzte.
In der Therapie hab ich gelernt dass ich mir mit meinen Antworten Zeit lassen konnte. Ich musste nicht das erst beste sagen. Ich soll mir Gedanken machen & ehrlich sein.
Mein Blick fiel aus dem Fenster.
Ich weiß nicht ob ich ihr wirklich von meinem Rückfall erzählen sollte. Sie würde dann auch wissen dass ich sie die letzten paar Male angelogen habe.

„Ähm...nicht- nicht gut." antwortete ich dann leise.
„Oh. Letzte Woche meintest du doch noch dass es dir langsam besser geht." sagte sie überrascht. Beschämt sah ich auf meine Finger.
Die letzten Male hatte ich gelogen. Aber was soll ich denn tun wenn ich nicht bereit bin. Ich muss selbst ja erstmal damit klar kommen, dass ich - schon wieder - einen Rückfall hatte.

„Das...das war gelogen..." gab ich nun beschämt zu. Doctor Alex sah mich durch ihre Brille hindurch bedauernd an. „Du weißt, dass es nichts bringt deine Gefühle in dich hineinzufressen. Darüber zu reden ist am wichtigsten. Deswegen machen wir das hier ja auch." erklärte sie sanft.
Ich nickte. Das weiß ich ja.
„Ja...aber...ich war noch nicht bereit darüber zu reden." murmelte ich. „Ich...ich wollte es erstmal mit mir selbst ausmachen..." nuschelte ich weiter.
Doc. Alex seufzte leise „Du brauchst nichts mit dir selbst ausmachen Harry. Dazu kommst du ja zu mir. Damit du nicht alles allein machen musst."
Ich sah auf meine Finger „Ich...ich war noch nicht bereit." wiederholte ich leise.

Im Augenwinkel sah ich wie sie nickte. „Bist du denn schon bereit um darüber zu reden?" fragte sie nach dem sie einen Schluck von ihrem Tee nahm.

ich zögerte nickte dann aber.

„I-ich weiß nicht aber...es...fängt wieder an wie letztes Jahr." begann ich leise. Meine Stimme war leicht zittrig. „Es...ich kann garnichts mehr machen außer zur Schule zu gehen &...sogar dass wird mir wieder zu viel. Auch reden mit Mama & Gemma ist schwer." ich schluckte.

„Wieso? Warum fällt es dir schwer?" fragte sie & begann etwas in ihrem Block zu notieren.
„Ich...ich" ich schluckte schwer. „Ich glaube weil...weil ich sie nicht belasten will. Ich will nicht, dass sie sich wieder so starke Sorgen machen müssen." erklärte ich. Sie nickte „Harry du musst aufhören dir Sorgen um andere zu machen." sagte sie. „Du bist jetzt wichtig! Du musst auf dich schauen. & wenn es dir hilft mit Gemma zu reden, dann mach das. Wir wollen, dass es dir besser geht - deine Mama & Gemma packen das."
Ich nickte leicht. Das ist einfacher gesagt als getan.

Doctor Alex sah mich leicht traurig an. Sie kannte mich mittlerweile schon sehr gut & ich sah ihr an dass sie mit mir fühlte. Ich bin immerhin schon seit fünf Jahren bei ihr in Therapie.
„Was machst du wenn es dir so schlecht geht?" fragte sie - obwohl sie die Antwort ja eigentlich schon kannte. „Musik hören." erklärte ich. Sie lächelte leicht. „Aber es ist als wäre das mittlerweile auch nicht mehr genug."
Doctor Alex seufzte.
„Was ist mit den Jungs die du letzte Woche getroffen hast? Habt ihr noch Kontakt?"

Ich nickte. „Ja sie...sie sind wirklich toll & nett zu mir."
Doc. Alex lächelte mich fröhlich an „Das ist doch schön!" sagte sie. Ich nickte „Ich sitze jetzt immer mit ihnen in der Pause & sie haben mich am Wochenende eingeladen." murmelte ich.
„Das freut mich wirklich sehr! Dankst du du kannst dich vielleicht einem von ihnen anvertrauen? Vielleicht hilft dir das..."
Ich brummte & zuckte mit den Schultern. „Ich kenne sie ja noch nicht so lange...also mal sehen. Ich weiß nicht ob sie es verstehen würden." murmelte ich. Doctor Alex lächelte sanft „Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass sie es verstehen würden. Positiv denken Harry."

Ich ließ es mir nicht anmerken aber innerlich verdrehte ich die Augen. Positiv denken. Das ist nicht so einfach mit Depressionen. Ich weiß, dass es mir vielleicht sogar etwas helfen würde. Aber ich kann meine Gedanken nicht abstellen. & meine Gedanken sind nichts als negativ.

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Happy Christmas! <3

give me some morphine - LSWhere stories live. Discover now