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Thomas Sicht:

„Wo ist Eli?" Diese Frage stelle ich mir auch, als Florian allein den Gemeinschaftsraum betritt.

„Entführt", antwortet der Gefragte, nachdem er tief durchgeatmet hat.

Marion schimpft noch, dass dies nicht witzig sei, aber ich erkenne an seiner Körpersprache, dass er auch keinen Witz gemacht hat. Eli wurde wirklich entführt. Es schockt mich genauso wie jeden hier im Raum, nur mit dem Unterschied, dass wir eine Beziehung haben.

Immer mehr Menschen drängen in den Aufenthaltsraum, als sie von Elis Entführung erfahren. Philipp sitzt neben mir und versucht mir derweil einzureden, dass es auch harmlose Szenarien gebe, ich solle nicht mit dem Schlimmsten rechnen. Aber wie soll das gehen? Wenn wir zu einem Einsatz gerufen werden, rechnen wir für die betreffende Meldung mit dem Schlimmsten. Es ist immer besser, darauf vorbereitet zu sein, als überrascht zu werden. Wie also soll ich jetzt von der harmlosesten Variante ausgehen?

„Gibt es einen Verdacht?", frage ich plötzlich.

Florian berichtet daraufhin, dass ihm nur der Gerichtsprozess mit Herrn Wilhelmi eingefallen sei und die Polizei ihm einen Besuch abstatten wird. Sollte dieser erfolglos sein, werden sie Elis engere Freunde und mich befragen. Daher hoffe ich inständig, dass keine Polizisten die Wache betreten und wenn dann nur mit Eli gemeinsam.


Meine Gebete werden leider nicht erhört. Etwa eine Stunde später stehen Stephan Sindera und Paul Richter im Aufenthaltsraum. Sie haben Herrn Wilhelmi nicht angetroffen, werden aber weiter nach ihm suchen. Sein Haus werde beobachtet. Wie durch ein Wunder hat es keinen Alarm gegeben, sodass noch immer alle anwesend sind. Franco, Olli, Marion, Yannik, Philipp und ich werden einzeln befragt, wobei ich mit Stephan den Anfang mache.

„Florian sagte, ihre Eltern wären tot. Weißt du darüber etwas Näheres?", fragt er mich zunächst, nachdem er mir versichert, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um Eli zu finden.

„Ich wie nur, dass sie beim Skifahren abseits der Piste von einer Lawine erfasst und toto geborgen wurden. Ob Olli noch mehr weiß, er hat es nämlich als Erster erfahren, kann ich dir nicht sagen."

„Waren ihre Eltern vermögend bzw. ist Eli es jetzt?"

Überfordert überlege ich, muss aber dann gestehen: „Ich weiß es nicht. Sie wohnt in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung unweit von hier. Sie hat es sich schön eingerichtet, aber ich glaube nicht, dass dort Designerstücke stehen. Ehrlich gesagt, habe ich nie darauf geachtet. Über Geld haben wir noch nie gesprochen. Wir wissen beide nur, was der jeweils andere verdient."

„Es ist noch nicht lange her, dass sie nach Köln gezogen ist. Weißt du warum?"

„Nein, dieses Thema hat sie immer abgeblockt. Ich bezweifele auch, dass sie Olli etwas erzählt hat. Sie betonte immer, dass sie neu anfangen und die Vergangenheit hinter sich lassen wolle."

„Hat Sie irgendwelche Feinde?"

„In München – keine Ahnung. Hier in Köln fällt mir nur Herrn Wilhelmi ein. Ansonsten ist sie bei allen beliebt. Da sie wenig aus geht, hat sie auch keine weiteren sozialen Kontakte als uns, mal abgesehen vom Klinikpersonal bei der Patientenübergabe. Privat trifft sie sich aber nur mit uns."

„Gab es auf der Arbeit weitere Konflikte außer mit Herrn Wilhelmi?"

Ich überlege kurz, da fällt mir etwas ein, auch wenn ich bezweifele, dass es wichtig ist: „Es gab mal einen Einsatz bei einer Dame, die sich in den Finger schnitt. Benjamin war glaub ich ebenfalls dabei. Als sie eintrafen, war die Blutung bereits gestoppt und der Schnitt nur oberflächlich. Sie war erbost, dass sie sie nicht mit ins Krankenhaus nehmen. Ich bezweifele aber, dass das eine Entführungsgrund sein könnte. Ansonsten weiß ich nichts."

112 - Das TeamWhere stories live. Discover now