Jeder Tag zählt

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Zunächst mal ein großes Dankeschön an all die Leser. Ihr ermutigt mich trotz Zeitmangel Kapitel zu schreiben, auch wenn es jetzt meist nur noch alle zwei Wochen sind. Eine Person hat mich besonders angespornt. Vor einigen Wochen erhielt ich die Nachricht einer Patienten mit Krebs im Endstadium. Lesen wäre so ziemlich das einzige, was sie noch machen könnte und mein Buch würde ihre Schmerzen vergessen lassen. Da sie für die Kapitel nicht mehr abstimmt, wie sie es früher getan hat, nehme ich, dass sie leider schon verstorben ist, bevor ich dieses Buch zu Ende gebracht habe. Daher widme ich dieses Kapitel ihr. Ruhe in Frieden.
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„Einsatz für RTW drei und NEF. Unklare Bewusstlosigkeit beim Kapitän eines Ausflugsschiffs, es befindet sich unweit dem Rheinauhafen."

„Und wer fährt das Schiff?" Das ist die erste Frage, die Thomas im RTW stellt und die auch mir im Kopf herumschwirrt.

„Wir werden es gleich erfahren", meine ich nur dazu und hoffe, dass ein zweiter Steuermann an Bord ist. „Viel wichtiger ist die Frage: Wie kommen wir auf das Schiff?"

Bevor wir hierzu spekulieren können, meldet sich die Leitstelle mit Instruktionen: „Sie werden mit einem Boot der Wasserschutzpolizei am Hafen abgeholt und auf die Fähre gebracht. Der Patient ist 54 Jahre alt."

„Immer mal was Neues."

Am Hafen angekommen erwarten uns bereits die Polizisten, die uns beim Transport der Geräte auf ihr Boot behilflich sind. Danach geht's sofort mit Vollgas zu dem kleinen Ausflugsschiff. Der Größe nach zu urteilen, glaube ich nicht, dass sich ein zweiter Steuermann an Bord befindet. Trotzdem fährt es uns langsam entgegen. Außerdem befindet sich ein weiterer Kapitän mit uns auf dem Boot. Sachte näher wir uns seitlich dem Schiff, wo offensichtlich ein Fahrgast die Tür geöffnet hat. Er hilft uns aufs Schiff und bringt uns zum Steuerraum. Dort liegt ein Mann in Seitenlage auf dem Boden, eine Frau steht verzweifelt neben ihm, beobachtet aber gleichzeitig den Kurs der Maschine und hält das Ruder fest. 

Sie berichtet uns folgendes: „Ich war bei den Gästen. Plötzlich ist das Boot vom Kurs abgewichen und ich fand ihn hier am Boden liegend."

Es ist für uns zusammen alle sehr eng in dem kleinen Raum, weshalb Thomas und ich die Frau namens Paula Hansen hinausbegleiten, um dem Kapitän und der NEF-Besatzung bestehend aus Birgit Maas und Florian Wehr Platz zu machen. Sie weißt zwar keine klare Anzeichen eines Schocks auf, ist aber sichtlich erschüttert. Dazu passt auch hier leicht tachykarder Puls, weshalb wir die Dame einfach bitten, sich zu setzen.

„Woher können Sie denn so gut steuern?", frage ich nach, da sie scheinbar nur für die Betreuung der Gäste zuständig ist. Bereits der Ersatzkapitän hat sie gelobt, dass das Schiff auf Kurs wäre. Gleichzeitig soll es einfach der Ablenkung dienen.

„Ich habe mich als Schiffsführerin beworben, wurde aber nicht angenommen. Meine Großeltern haben mich bereits oft ans Steuer ihres Bootes gelassen. Es ist mein großer Traum."

„Bei so einer Leistung sollte dort sicherlich etwas zu machen sein. Wären Sie nicht an Bord gewesen..."

„...wären wir gegen die Kaimauer geprallt", ergänzt sie meinen Satz.

„Das wird man Ihnen sicher honorieren"; macht auch Thomas ihr Hoffnung und teilt mir mit: „Puls sinkt."

„Ich schau mal, was unsere Notärztin meint", informiere ich beide und gehe zurück.

Dort berichtet mir Birgit: „Verdacht auf Apoplex. Ich möchte gleich intubieren, wenn wir ihn hier raus haben und Atropin, Hyno und Nork in Bereitschaft."

„Wir machen bei den Passagieren Platz."

Hier befinden sich gemütliche Sitzgruppen, die wir kurzerhand verschieben und so Platz für den Kapitän schaffen. Zusammen tragen wir ihn dorthin, wo wir ihn sofort intubieren.

112 - Das TeamWhere stories live. Discover now