Hospital

67 3 181
                                    

***Aus Sakuras Sicht***

„Sakura?"

Ich schlage meine Augen vorsichtig auf. Ich habe absolut keine Ahnung, wo ich bin. Ich möchte meinen rechten Arm bewegen, doch irgendwie geht das nicht so einfach. Ich schaue nach, was mich genau bremst und entdecke eine Kanüle in meiner rechten Armbeuge. Als ich weitersehe, erkenne ich einen Tropf mit einer Infusion. Ich muss also im Krankenhaus sein. „Mach dir darüber keine Sorgen. Das ist nur Kochsalzlösung, um deinen Kreislauf zu stabilisieren." Itachi? Ich schaue neben mich. Er sitzt auf einem Stuhl und lächelt mich beruhigend an. Ich verstehe nicht ganz. Was mache ich hier? Ich lasse meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Die Decke, unter der ich liege ist weiß und steril. Genauso wie die Wände, die Tür zum Badezimmer, die Fensterrahmen, der Tisch der gegenüber des Bettes steht und sämtliche Stühle im Raum. In meiner Brust ist dieses Gefühl von Schwere. Je mehr ich realisiere, wo ich bin, umso mehr zieht sich meine Lunge zusammen. Ich spüre die Panik in mir aufkommen. Itachi sieht auf einen Monitor, der sich auf der linken Seite meines Bettes befindet. Er gibt ein schneller werdendes Piepen von sich. „Saku, es ist alles in Ordnung. Du bist nicht alleine hier. Ich bin da." Erst jetzt realisiere ich ein graues Silikon Teil, dass an meinem rechten Zeigefinger hängt. Es ist mit dem Monitor verbunden. Ich spüre meinen Herzschlag, der doller wird. Itachi steht auf und setzt sich auf den Rand meines Bettes. Er greift nach meiner linken Hand und drückt leicht zu. „Hey, Versuch dich zu entspannen. Ich weiß es ist nicht leicht für dich, hier zu sein. Aber da musst du jetzt leider durch. Du musst dich beruhigen. Atme tief ein und dann langsam wieder aus." Ich folge seinen Anweisungen und hole tief Luft und stoße sie Sekunden später wieder aus. Das Piepen auf dem Monitor wird gleichmäßig und ruhiger.
„Itachi. Was mache ich hier?" Er sieht mich erstaunt an. „Eh, was ist denn das letzte, woran du dich erinnerst?" Ich denke nach, aber mein Kopf fühlt sich leer an. „Ich weiß nicht. Ich habe eine Nachricht bekommen." Ich sehe mich suchend nach meinem Handy um. Itachi folgt meinem Blick. „Suchst du dein Handy?" Ich nicke. Er greift zum Nachttisch, der neben meinem Bett steht und öffnet die Schublade. Er gibt mir einen Gegenstand in die Hand, der aussieht als wäre es mal mein Handy gewesen. Es ist platt und hat überall Risse. Ich tippe darauf, doch es tut sich nichts. Der Bildschirm bleibt schwarz. Itachi nimmt es mir aus der Hand und legt es wieder an seinen Platz zurück. „Ich besorg dir ein neues. Es ist bei deinem Unfall kaputt gegangen." Was denn für ein Unfall? Ich sehe ihn verwirrt an. „Warum bist du eigentlich hier?" Er lächelt. „Naja, offiziell wohnst du bei uns. Deine Mutter ist viel zu weit weg, um einfach mal vorbei zu kommen. Bevor sie gegangen ist, hat sie meinen Namen überall als deinen Notfallkontakt eingetragen. Das Krankenhaus hat mich angerufen und dann hergebeten. Du wurdest von einem Auto angefahren. Kannst du mir erklären, wie das passiert ist? Und warum warst du nicht in der Schule?" Ich verarbeite seine Worte und beginne mich zu erinnern. „Mein Dad wollte mich heute von der Schule abholen. Er hat geschrieben, dass er dringend mit mir sprechen muss. Aber dann hat er einfach abgesagt. Ich glaube, ich hatte eine Panikattacke. Ich habe diesen Druck auf der Brust und so ein komisches leeres Gefühl. Ich war überfordert und bin einfach weggelaufen. Mir ist schwarz vor Augen geworden und dann habe ich nur noch das Quietschen von Reifen gehört. Mehr weiß ich nicht." Itachi nickt und wirkt dabei nachdenklich. „Verstehe. Der Mann, der dich angefahren hat, hat dich auf die Straße laufen sehen und wollte das Lenkrad noch rüber ziehen. Aber er hat dich trotzdem erwischt. Er steht noch unter Schock." Ich sehe an mir herab, aber kann auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches erkennen. „Mir tut nichts weh." Itachi grinst. „.Logisch. Du stehst unter Schmerzmitteln. Du hast Blessuren am Rücken, an den Beinen und an der Hüfte. Aber du hattest ansonsten wohl ziemliches Glück." Jetzt wo er es anspricht, fällt mir auf, dass ich körperlich gar nichts fühle - außer dem Gefühl von tief sitzendem Kummer.

Itachi betrachtet mich. Er wirkt nachdenklich und ein wenig besorgt. „Kann ich irgendwas für dich tun?" Ich sehe mich erneut in diesem, für mich extrem beängstigendem Raum um. „Ich brauche Sasuke." Er lächelt. „Hab ihn schon angerufen. Er ist auf dem Weg." Was für ein Glück! „Danke. Und Itachi?" Er nickt und wartet, dass ich weiter spreche. „Könntest du zu Hinata fahren und mir einige Klamotten besorgen?" Er deutet auf eine schwarze Reisetasche, die mir bis eben noch gar nicht aufgefallen war. „Ich hab dir ein paar Sachen aus unserem Haus geholt. Aber ich kann auch nochmal zu Hinata fahren, wenn du was bestimmtes brauchst." Ich sehe ihn neugierig an. „Was hast du denn mitgebracht?" Er nimmt die Reisetasche und stellt sie auf den Tisch. Zuerst zieht er ein Kopfkissen heraus und reicht es mir. „Das hab ich von Sasukes Bett geklaut." Ich nehme es entgegen und kann mir nicht verkneifen, daran zu riechen. Es riecht nach Sasuke. Ich liebe es! „Itachi! Danke" Er lacht. „Nicht der Rede wert." Dann legt er zwei Bücher auf meinen Nachttisch. Als Nächstes zieht er einen Stapel Kleidung aus der Tasche und legt sie in einen Schrank, der sich im Zimmer befindet. Außerdem hat er ein Handtuch eingepackt, eine Waschtasche mit Zahnbürste und so weiter und er hat eine gelbe Decke dabei, von der ich weiß, dass sie immer im Wohnzimmer der Uchihas liegt. Ich hab schon tausende Male darunter gelegen und bin oft mit ihr eingeschlafen, weil sie wahnsinnig weich und kuschelig ist. Als letztes reicht er mir einen MP3 Player und ein paar Kopfhörer. „Ich kann dir erst morgen ein neues Handy besorgen, aber ich dachte du willst vielleicht ein wenig Musik hören oder so. Also habe ich dir den hier mitgebracht." Ich nehme ihn dankbar entgegen und lächle. Als wir noch jünger waren, hat Itachi diesen MP3 Player bekommen. Ich war wahnsinnig neidisch darauf, aber meine Mutter wollte mir keinen kaufen. Ich hab früher oft mit Itachi im Garten der Uchihas gesessen und gemeinsam mit ihm Musik gehört. Meistens wenn Sasuke beim Training war. Es ist eine schöne Erinnerung. Itachi und ich hatten früher nie besonders viel miteinander zu tun. Aber daran erinnere ich mich genau. „Weißt du eigentlich, dass du wahnsinnig vorausschauend bist?" Er zuckt mit den Schultern. „Kann schon sein. Aber ich denke mal, du wolltest mir gerade nur ein Kompliment machen und sagen, dass ich der Beste bin." Ich lächle. „Bist du!" Er zwinkert mir amüsiert zu. „Sag das meinem kleinen Bruder, wenn er hier ist." Ich boxe leicht gegen seinen Oberarm. „Du magst vielleicht der beste sein, aber Sasuke ist der allerbeste!" Itachi lacht und stellt die nun leere Reisetasche auf den Boden. „Ich weiß, Saku. Ich bin froh, dass ihr euch vertragen habt." Es ist schön, dass er das sagt.

~ The Same Beat ~Where stories live. Discover now