Lost

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***Aus Sasukes Sicht***

Wir haben einige Stunden die verschiedensten Games gezockt. Irgendwann hatten wir keinen Bock mehr. Dann haben wir einen Film geschaut, ich weiß aber nicht mehr worum es eigentlich ging. Ich hab die ganze Zeit nachgedacht. Die Notiz an meinem Auto wurmt mich jetzt doch. Wer sollte so etwas schreiben? Und was, wenn es stimmt? Ich schüttle den Gedanken ab und sehe neben mich. Naruto schläft und mein Handy gibt auch keinen Ton von sich. Manchmal nervt mich Naruto. Er ist ein Spinner, aber ich schätze ihn dafür, dass er immer da ist und hilft wo er kann. In den letzten Tagen habe ich mich aufgegeben. Nicht zu wissen, was mit Sakura los ist, hat mich fertig gemacht. Sie ist nicht einfach nur ohne Verabschiedung verschwunden. Sie hatte auch offensichtlich ein Problem, von dem sie mir nichts erzählt hat. Sakura und ich erzählen uns alles. Und dass sie mir jetzt etwas verschweigt, bringt mich beinahe um. Ich bin wütend und verletzt und hab keine Ahnung, wo ich mit meinen Gefühlen hin soll. Naruto erdet mich irgendwie. Er passt auf, dass ich nicht komplett durchdrehe.

Ich stehe auf, um auf dem Balkon eine zu rauchen. Ich atme die kalte Abendluft tief ein. Es ist überraschend kalt für einen Sommerabend. Mein Handy vibriert und ich sehe aufs Display. Das hätte ich jetzt nicht erwartet.

Von Hinata:
>>Sasuke, ich hoffe ich störe nicht. Hast du kurz Zeit?<<

Hinata hat mir noch nie eine Nachricht geschrieben. Noch nicht einmal in meinem Leben. Es versteht sich von selbst, dass ich wissen möchte, was sie möchte. Ich lasse meine Finger übers Display wandern.

An Hinata:
>>Hinata. Wie komme ich zu dieser Ehre?<<

Von Hinata:
>>Ich würde gerne mit dir reden. Wo bist du gerade?<<

Wenn sie jetzt sofort reden möchte, muss es dringend sein.

An Hinata:
>>Ich bin zuhause, warum?<<

Von Hinata:
>>Ich könnte in 5 min da sein, wäre das okay?<<

An Hinata:
>>In Ordnung<<

Ich drücke meine Zigarette aus und schmeiße sie in den Aschenbecher. Dann schaue ich nach Naruto, der tief und fest schläft. Ich lege eine Decke über ihn und schleiche aus meinem Zimmer. Ich möchte nicht, dass sie Naruto weckt, wenn sie klingelt. Deshalb gehe ich nach unten und warte vor der Haustür auf sie. Ihr Mercedes fährt vor und sie parkt punktgenau neben meinem eigenen Wagen. Sie steigt aus und schließt ihren Wagen ab. Sie lächelt als sie mich sieht und macht wie es für sie üblich ist, eine höfliche leicht angedeutete Verbeugung vor mir. Und wie es für mich üblich ist, zwinkere ich ihr zu. Ich halte ihr die Tür auf, damit sie herein kommen kann. Ich deute auf die Küche, in die sie vorsichtig hinein geht. Hinata ist immer vorsichtig. Eigentlich ist sie ein sehr angenehmer Mensch, wenn ich so darüber nachdenke. Ich ziehe einen Barhocker hervor, damit sie sich setzen kann. Als sie das tut, setze ich mich ihr gegenüber. Ich möchte sie nicht unnötig einengen. Sie sieht mich schüchtern an. „Gehts dir wieder besser? Du warst gestern ziemlich... betrunken." Ich sehe sie erstaunt an. „Du warst auch da?" Sie lächelt und wird rot dabei. „Ich hab mich raus geschlichen." Ich ziehe ihren Namen in die Länge, bin aber ehrlich beeindruckt. Ich kenne ihre Eltern. Die sind genau solche Geschäftsleute wie meine, nur mehr anwesend. Wären meine Eltern in der Nähe, dürfte ich wahrscheinlich auch fast nichts mehr. „Hinaaaaattttaaaa, du Wilde." Sie sieht auf den Tresen und betrachtet ihre Finger, mit denen sie auch gleich zu spielen beginnt. „Mir fällt es nicht leicht dir das zu sagen, aber so wie du dich gestern abgeschossen hast, halte ich es für notwendig." Ich versuche einen Witz zu machen, damit es ihr leichter fällt. „Klärst du mich jetzt über die Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum auf?" Sie lächelt ein kleines bisschen. „Das könnte ich natürlich auch tun. Aber es geht um Sakura." Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Okay, leg los. Ich bin ganz Ohr." Sie stammelt ein wenig. Ich akzeptiere, dass es ihr nicht leicht fällt. Also bleibe ich geduldig. „Ich will Sakura nicht verpetzen und ich weiß auch eigentlich gar nichts, aber ich hab da so eine Vermutung." Ich nicke um ihr zu zeigen, dass ich sie verstehen kann. „Naruto hat mir von dem Zettel unter deinem Scheibenwischer erzählt." Jetzt bin ich neugierig, habe aber auch Angst, was Hinata mir erzählen könnte. Ich gebe ihr Zeit. „Ich habe Sakura am Sonntag morgen am Krankenhaus abgeholt, es war noch sehr früh am Morgen und sie wollte niemand anderen anrufen. Nicht dich und auch nicht Ino. Ich weiß wirklich nicht, was genau passiert ist. Aber was wäre wenn Sai irgendwas damit zu tun hat?" Ich versuche nachzuvollziehen, was sie mir sagen möchte. Sie weiß, dass mir jemand geschrieben hat, dass Sakura einen anderen geküsst hat. Sie hat sich nicht von Ino oder von mir abholen lassen und sie war bei Sai am Sonntag morgen. Was wenn sie Samstag Abend auch schon bei ihm war? Ich bekomme es noch nicht ganz zusammen. „Was denkst du, Hinata?" Sie sieht mich nachdenklich an. „Okay, noch ein Stück früher. Ihr seid bei Sai im Krankenhaus gewesen und er hat was sehr merkwürdiges zu Sakura gesagt, bevor ihr gegangen seid. Ich weiß nicht genau, was es war, weil Naruto so durch war an dem Tag, dass er an vieles gedacht hat. Aber eben nicht daran. Ging es nicht irgendwie in die Richtung, dass Sakura nicht drauf hören soll, was Sasori eventuell dazu sagt?" Ich nicke und denke nach. Das ist alles sehr verwirrend. „Wir waren auch bei Sasori. Er hat uns sehr glaubhaft erzählt, dass er Sai nicht ernsthaft weh tun wollte. Und ich bin mir sicher, dass er das auch nicht getan hat. Aber worauf willst du hinaus?" Sie seufzt. „Okay, Nenn mich verrückt. Das hier kann auch absoluter Blödsinn sein, aber ich vermute, dass Sai vielleicht auf Sakura steht." Hä? Diesen Zusammenhang hab ich dann wohl komplett verpasst. „Mir platzt gleich mein Kopf. Wie kommst du auf diese Theorie?" Hinata wird ruhig. Ich wollte sie nicht entmutigen. Doch sie fängt sich wieder. „Ich glaube nicht, dass er sich an dem Abend verletzt hat. Zumindest nicht ernsthaft." Ich überlege. „Aber er war doch bewusstlos?" Sie schüttelt den Kopf. „Das glaube ich nicht. Naruto und ich waren dort. Sai war alleine, als er ‚umgekippt' ist. Sasori war viel zu weit entfernt von ihm. Die Auseinandersetzung der beiden hat auch keiner gesehen. Und der nächste Punkt, wieso geht Sasori auf Sai los? Die beiden haben nie was miteinander zu tun gehabt." Sie hat Recht. Welchen Grund hatte Sai an dem Abend, Sasori so zu provozieren? „Also denkst du, er wollte Sasori schlecht darstellen, um Sakura zu beeindrucken?" Sie zuckt die Schultern. „Wäre möglich, finde ich." Ich schüttle ungläubig den Kopf. „Die beiden waren aber schon längst getrennt. Warum Sasori provozieren und nicht mich?" Sie lächelt. „Also erstmal seid ihr beiden schon lange weg gewesen." Ich weiß, wo Sakura und ich waren. Wir hatten das erste Mal miteinander Sex, während das passiert ist. Ich spüre, wie mein Herz schneller klopft bei dem Gedanken an diese Nacht. „Und zweitens, du bist nicht nur Sakuras Freund, sondern auch ihr bester Freund und ein Teil unserer Gruppe. Es wäre schwieriger gewesen, dir einen Floh ins Ohr zu setzen. Du vertraust Sakura blind. Und das schon seit vielen Jahren." Ich reiße meine Augen weit auf und setze die Puzzleteile in meinem Kopf zusammen. „Okay, also Sai hat Sasori provoziert, damit der ausrastet und auf ihn los geht. Dann hat er, als keiner hingesehen hat, seine Bewusstlosigkeit vorgespielt. Sakura konnte er dann erzählen, wie dämlich ihr Ex ist. Ihr tut das dann leid, weil sie sich verantwortlich für Sasori fühlt. Richtig?" Hinata nickt. Ich komme mir blöd vor, weil ich es immer noch nicht ganz zusammen bekomme. „Und dann?" Hinata grübelt. „Ich weiß nicht genau. Ich verstehe nicht ganz, wieso sie vor ihrer Abreise bei Sai war." Ich denke nach. „Vielleicht weil sie am Vorabend schon mal unterwegs war. Sie hat mir nicht gesagt bei wem sie gewesen ist und sie war danach komisch. Sie hat mich auf Abstand gehalten." Ich sehe Hinata dabei zu, wie sie nachdenkt. „Was wenn sie Samstag im Krankenhaus bei Sai war. Er hat sie hin bestellt. Und er wollte nicht, dass du mitkommst. Und sie hat es gemacht, weil sie Schuldgefühle hatte, weil IHR Exfreund Sai verletzt hat. Die beiden haben sich geküsst und danach war sie komisch zu dir. Und am nächsten Tag, wollte sie sich absichern, dass er keinem von dem Kuss erzählt. Ist das zu weit hergeholt?" Ich bin etwas überfordert. Sai ist unser Freund. Könnte er wirklich so manipulierend sein? Es kommt mir abwegig vor, weil Sai so still ist. Aber zur Situation passt es. Hinata schiebt noch einen Gedanken nach. „Und Ino ist für mich in der Geschichte ausschlaggebend. Wieso verabschiedet sich Sakura nicht von Ino? Die beiden sind schon beste Freundinnen seit sie krabbeln konnten. Sie sagt Sai tschüss, aber Ino nicht? Das ist doch verrückt?" Ich muss hier kurz lockern, weil mir der Gedanke so weh tut. „Also meinst du, sie verabschiedet sich eher von Ino als von mir?" Hinata lächelt. „Du weißt, worauf ich hinaus will." Jetzt werden meine Gedanken dunkel. „Dann müsste ich aber mit dem Gedanken leben, dass sie Sai geküsst hat." Sie schüttelt den Kopf. „Was, wenn es andersherum wäre? vielleicht hat Sai sie geküsst." Diese ganze Story ist so absurd, dass es wahr sein könnte. Ich muss mich sammeln. Also stehe ich auf, um mir ein Glas Wasser zu holen. „Möchtest du auch eins?" Hinata nickt. Also mache ich ihr ein Glas und reiche es ihr. Ich beobachte wie sie trinkt und bin absolut erstaunt. In jedem Freundeskreis gibt es eine Person, die absolut jeden beobachtet und daraus Zusammenhänge bilden kann. Bei uns ist das Hinata. Wir sprechen nie darüber, aber im Grunde weiß es jeder. Hinata ist absolut emphatisch und anfällig für menschliche Emotionen. Sie bemerkt Dinge, die andere nicht sehen. Naja, außer es geht um Naruto. Die ganze Sache ist verrückt und verwirrend, aber Hinata hat mich doch überzeugt. „Es tut mir leid, aber vielleicht sollten wir Sai im Auge behalten." Ich nicke zustimmend. „Danke Hinata. Danke, dass du dafür extra hergekommen bist. Ich weiß, dass dich das viel Überwindung gekostet hat." Sie lächelt. „ich hoffe, dass es dir irgendwie hilft. Ich würde es schade finden, wenn ihr euch trennen würdet. Allerdings habe ich Sakura auch gesagt, dass du sauer sein wirst, wenn sie einfach abhaut. Aber ich hab nicht die nötige Kraft, um sie an solchen Fehlern zu hindern. Wäre Ino an meiner Stelle gewesen, wäre Sakura nicht einfach abgehauen." Ich schüttle den Kopf. „Das kannst du nicht wissen. Sakura ist extrem dickköpfig." Hinata nickt. „Ja, das stimmt. Und danke, dass du das sagst. Jetzt fühle ich mich etwas besser."

Als ich Hinata verabschiedet habe -diesmal mit einer Umarmung, weil sie so mutig war und ich heute gelernt habe, sie wirklich zu schätzen - gehe ich in mein Zimmer. Ich bin dabei nicht so leise, wie ich es wollte und Naruto wird wach. Er sieht mich orientierungslos an. „Sasuke? Alles okay?" Ich nicke und lächle ihn an. „Alles in Ordnung. Weißt du was? Dein Geschmack ist doch ganz gut." ich spiele auf Hinata an, was er nicht wissen kann, weil er nicht weiß, dass sie da war. Er runzelt die Stirn. „Eh, ja. Mein Geschmack ist super." Ich lache darüber und dann dreht er sich einfach um und schläft weiter. Ich werde ihm das morgen erklären.

Als ich im Bett liege, denke ich über alles nach, was Hinata gesagt hat. Der Gedanke an Sai und Sakura macht mich verrückt. Ich fühle mich verloren und leer. Aber es ergibt alles Sinn. Zumindest irgendwie. Ich wünschte, ich würde Sakura endlich mal erreichen. Was sie wohl gerade macht?

***Ende Sasukes Sicht***

~ The Same Beat ~Where stories live. Discover now