Ein Traum - Kapitel 58

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Wir sind am Stadion angekommen und gehen rein. Mein Herz klopft immer stärker gegen meine Rippen und ich muss oft tief durchatmen. Obi drückt meine Hand fest und legt dann den Arm um mich. Ich bekomme einen Kuss auf den Kopf und dann gehen wir in die Kabine. Martina sagt uns ein paar Worte und fügt noch hinzu, dass sie stolz auf uns alle ist und wir es schaffen werden. Wir klatschen, wärmen uns auf, und dann stehen wir auch schon im Tunnel. Wir laufen nach draußen und die Atmosphäre ist wunderbar. Die Fans sind voll dabei und feuern uns aber auch die Matildas an. Nach den Nationalhymnen klatschen wir ab, machen das Teamfoto und stellen uns auf. Obi und ich spielen wieder Doppel 6. Wir geben ein gutes Spiel ab, bis  Feli eine prima Flanke nach vorne bringt und Poppi den Ball eben auf Poppi-Art einköpft. Das Stadion bebt und wir jubeln. Ich muss etwas schlucken als ich Poppis Torjubel sehe, ich weiß schließlich was dahinter steckt. Aber ich verdränge den Gedanken schnell wieder. Bis zur Halbzeitpause bleibt es beim 1:0 für uns. Die Matildas sehen etwas enttäuscht aus, deshalb gehe ich zu manchen hin und klopfe ihnen auf den Rücken.

***

Das Spiel geht weiter. Wir führen noch eine längere Zeit, aber dann macht sich Sam Kerr bemerkbar. Sie hat schon ein paar Chancen gehabt, aber konnte nicht so wirklich gefährlich werden. Kathy und Feli haben zentral hinten echt stark abgesichert. Aber in der zweiten Halbzeit kann alles ganz anders aussehen. Sam Kerr kommt durch, schießt den Ball haargenau über Merle und ins Tor. Das Stadion bebt jetzt schon viel mehr als bei unserem Tor, aber das ist verständlich, ist ja auch eine Heim-WM. Trotzdem liegen wir nicht hinten, und das ist eine Sache die uns motiviert. Die 87. Minute läuft. Gleich gibt es die Nachspielzeit. Jetzt muss ein Tor her. Poppi ist raus, das hört sich erst mal schlecht an, aber Lea ist jetzt da. Obi ist auch nicht mehr da, heißt es liegt jetzt in meiner Hand die Leute umzufegen. Sara Däbritz kann das zwar auch ganz gut, aber ihre Aufgabe ist es eher Akzente nach vorne zu setzen. Der Ball ist bei mir und ich spiele eine Steckpass zu Jule. Sie flankt mit links zu Lea, die auf einmal sogar höher springt als Poppi vorhin. Und der Ball landet wirklich im Netz. Es sah erst aus als würde er drüber gehen, aber das tut er nicht! Wir rennen alle zu Lea. Sogar ein Teil der Bank springt auf. Lea strahlt vom einen Ohr zum anderen und zeigt ein Herz in die Kamera.

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Abpfiff!! Wir sind im Halbfinale! Wir rennen alle wieder auf einen Haufen und jubeln und schreien. Wir haben Australien ernsthaft aus der WM bei ihnen selbst zuhause geschmissen! Ist das zu glauben?? Australien, die mit Sam Kerr, Caitlin Foord, Mackenzie Arnold und so weiter gespielt haben!!! Ich kann es einfach nicht fassen. Obi kommt zu mir uns strahlt mich an. "Was hab ich dir gesagt Bärchen??", sagt sie und umarmt mich ganz fest. Ich bin immernoch total von der Rolle. Ich schaue mich ein wenig um. Und merke dabei, dass es immer auch schlechte Seiten gibt. Klar, bei einem Sieg, und vor allem bei so einem Sieg, sollte man sich freuen, aber mir ist es schon immr schwer gefallen Menschen leiden zu sehen. Vorallem wenn ich und andere Menschen dabei glücklich sind. Sam sitzt auf dem Boden und hat ihr Gesicht in den Händen vergraben. (Stellt euch die Unterhaltung wieder auf Englisch vor) "Hey  bitte wein nicht. Du hast so gut gespielt. Du hast so lange ausgehalten. Australien ist so stolz auf dich!", sage ich und hocke mich neben sie, meine Hand auf ihrer Schulter. "Aber warum kann ich nicht... naja.. es einfach mal schaffen weiter zu kommen?? Warum immer diese verkackte K.O.-Phase?", sagt sie und wischt sich kurz über das Gesicht. Ich biete ihr an ihr hochzuhelfen und sie lässt sich hoch helfen. Ich klopfe auf ihren Rücken. "Hey, das wird schon. Ich bin mir sicher, du wirst es noch schaffen", sage ich. "Naja ich werde wohl nir noch eine Chance haben. Bei der nächsten WM bin ich 34 und bei der nächsten 38..", antwortet sie. "Aber hey du solltest das hier genießen. Du bist im Halbfinale. Der Abend gehört euch also msch dir jetzt keine Sorgen um mich. Herzlichen Glückwunsch", sagt sie und klopft mir auf die Schulter. "Danke das ist soo nett wirklich. Und lass dich nicht unterkriegen okay?", sage ich noch. Sie lächelt und nickt. Dann gehen wir beide unserer Wege.

***

Ich renne los als ich Obi sehe. Sie dreht sich um, sieht mich, öffnet die Arme und ich springe hinein. Sie küsst mich kurz und zieht mich dann in eine feste Umarmung. "Wir haben es geschafft Süße! Wir haben es wirklich geschafft. Wer hätte das gedacht?", sagt sie und lächelt mich überglücklich an.

Obi & y/nWhere stories live. Discover now