Kapitel 15

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Es war Samstagmorgen. Die letzten Schultage verliefen ruhig, sogar Tessa, die blonde, hat nicht mehr mit mir gesprochen. Ich zog mir eine Jeansshorts, ein Shirt und ein rot-schwarzes Hemd an. Meine Haare liess ich offen und ich trug auch kein Make-up auf. Nachdem ich mir eine Schüssel Cornflakes geholt habe, setzte ich mich draussen auf die Terrasse. Es war schon 11Uhr, ein leichter Wind wehte, trotz des strahlend blauen Himmels. Zum ersten Mal sah ich in der Ferne einige Surfer. Ich wollte schon immer surfen gehen, aber es kam nie dazu. Vielleicht gab es hier in der Nähe eine Surfschule, die ich besuchen könnte. Das Telefon riss mich aus meinen Gedanken und ich sprintete zurück ins Wohnzimmer. „Hallo?"

„Haily, ich bins Mom, ich wollte dir nur sagen, dass ich heute den ganzen Tag arbeiten muss und erst spät wieder komme".

„Ja klar, kein Problem". Einen ganzen Tag nur für mich, das würde mir gut tun. Ich ging wieder raus auf die Terrasse, doch diesmal war ich nicht alleine. Michael war nebenan, auf seiner Terrasse. Vielleicht also doch kein einsamer Tag nur für mich. Sein Blick wanderte langsam den ganzen Strand entlang, bis er ihn schliesslich davon abwand und zu meinem Haus starrte. Er blickte hinauf zu meinem Zimmer und schien mich nicht zu bemerken. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen, als er plötzlich die Augen aufriss und mich ansah. Er stand auf und lief zu mir herüber. „Ich hab dich nicht gesehen du hast mich total erschreckt". „Wie kann ich dich erschrecken, wenn ich einfach nur hier stehe?". Und wir mussten beide anfangen zu lachen. Das passierte irgendwie immer bei uns beiden, noch nie habe ich mit jemandem so viel gelacht, wie mit Michael. Wir sassen nun beide auf der Terrasse und sahen den brechenden, rauschenden Wellen zu. Da kamen die Surfer zurück in meine Gedanken. „Gibt es hier eine Surfschule oder sowas?".

„Du willst surfen?".

„Na ja ich weiss nicht, vielleicht, es war nur mal so eine Idee".

„Wenn du willst, kann ich es dir beibringen?".

Nein, das konnte nicht sein. Michael Gordon Clifford konnte surfen? Er sah überhaupt nicht danach aus, aber wer weiss, was er noch alles konnte, von dem ich keine Ahnung hatte.

„Du kannst surfen, jetzt so richtig?".

„Ich weiss ich sehe nicht aus, wie ein typischer Surfer, und um ehrlich zu sein war ich auch schon lange nicht mehr da draussen, aber ich war ziemlich gut".

„Okay, also können wir irgendwann zusammen surfen gehen?".

„Ja, das werden wir".

Unser Gespräch ging noch länger weiter, bis eine blonde Frau, auf seiner Terrasse erschien. Es war womöglich seine Mutter, obwohl er ihr nicht sehr ähnlich sah, im Gegensatz zu seinem Vater. Es dauerte eine Weile, bis sie Michael entdeckte und ihm zuwinkte. „Das ist meine Mom, kommst du mit?". „Wohin?". Diese Frage war überflüssig, denn es war eindeutig, dass er mich mit ihr bekannt machen wollte. Und ehe ich mich versah, waren wir bei ihm drüben. Seine Mutter war nett, aber ich habe auch kaum ein Wort mit ihr gesprochen, um sie beurteilen zu können. Ich denke sowieso, dass die meisten Menschen völlig anders sind, als sie auf den ersten Eindruck wirken. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die sind dann doch eher selten.

Michael sagte mir, er müsste noch etwas erledigen, fragte mich aber, ob ich morgen etwas Zeit hätte. Dann würde ich ihn also erst morgen wieder sehen und konnte den restlichen Tag alleine verbringen. Oder ich könnte Rosie fragen, ob sie schon etwas vor hat für heute.

Wir verabredeten uns in einem kleinen Café, nicht weit von der Schule entfernt, sodass ich es auch finden würde. Da gab es nur ein Problem, ich hatte kein eigenes Auto und Mom war auf der Arbeit. Wohl oder übel war ich gezwungen den Bus zu nehmen. Es ist nicht so, dass ich es hasse mit dem Bus zu fahren, aber ernsthaft, wer ist schon gerne alleine in einem Bus voller Leute. Die nächste Bushaltestelle war ca. 2 Minuten zu Fuss entfernt. Jedenfalls laut dem Internet. Gerade als die Haltestelle in Sichtweite war, hupte ein Auto hinter mir und ich schreckte hoch, wie eine gejagte Gazelle. Als ich mich umdrehte, fuhr ein schwarzes Auto neben mich und hielt an, es war Michaels Auto. Das Fenster öffnete sich und Michaels Kopf streckte sich hindurch. „Willst du wirklich den Bus nehmen?"

„Mir bleibt nichts anderes übrig, ohne Auto".

„Wie du siehst, besitze ich ein Auto, und ich kann es sogar fahren, also los steig ein." Ich folgte seiner Anweisung.

„Michael wolltest du nicht selbst wohin?"

„Ja das tue ich auch, aber wohin musst du?"

„Ich habe mich mit Rosie in irgendeinem Café verabredet, wäre nett wenn du mich da absetzten könntest?, ich glaube es heisst Barry's oder sowas". Er startete den Motor wieder und fuhr die Strasse runter.

„So da wären wir"

„Danke" sagte ich und gab ihm zur Belohnung einen Kuss.

Photograph (Michael Clifford)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt