Kapitel 4

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 Na toll sie musste mir mal wieder alles ruinieren. „Ich..ehm..ich geh dann mal sonst reisst mich meine Mutter gleich noch aus dem Auto". „Okay wir sehen uns übermorgen". Ich lief an meiner Mutter vorbei ins Wohnzimmer. „Mom wieso warst du gerade da draussen?" „Ich habe sein Auto halten gehört und du kamst nicht, da habe ich mir Sorgen gemacht". „Du hast dir Sorgen gemacht, weil ich 1 Minute länger da draussen war?", „Ja und das zu Recht Haily, er hätte dich bald aufgegessen". War das ihr Ernst, ich war 17 Jahre alt und sie beschreibt mir einen Kuss mit aufgegessen? Genau das war der Grund weshalb man mit ihr nie über so etwas sprechen konnte. Wenn es nach ihr ginge wäre ich mit 40 noch Jungfrau. Sie weiss aber auch nicht, dass ich gar keine mehr bin. Es war letztes Jahr. Ich würde nicht sagen dass es gut überlegt gewesen war, aber es ist einfach so passiert. Ich war gerade mal 1 Woche mit diesem Typen zusammen und danach hat er mich auch gleich schon wieder abserviert. Vielleicht wollte mich meine Mutter aber auch nur davor beschützen, sie wollte vermutlich nicht, dass es bei mir gleich wird wie bei ihr und Dad. Sie haben sich getrennt als ich noch ziemlich klein war und seit dem nur noch über ihre Anwälte gesprochen. Ich würde nicht sagen, dass ich oft Kontakt habe mit meinem Vater aber egal wie lange wir uns nicht sehen, unsere Denkweise ist genau Dieselbe. Deshalb haben wir auch nicht solche Probleme wie ich und Mom. Jedenfalls wurde mir diese Situation gerade zu viel, ich wollte nicht ständig wie ein kleines Kind behandelt werden. „Es reicht mir, Ich bin 17 Jahre alt, es ist normal mit 17 jemanden zu küssen. Aber weist du was das hast du heute super hinbekommen wirklich, ich gratuliere dir dafür". „Haily!". Es war mir so egal was sie mir zu sagen hatte, ich lief an ihr vorbei, die Treppe nach oben und schmiss die Türe hinter mir zu. Ich liess ich mit meinem Rücken dagegen fallen und rutsche langsam auf den Boden. Tränen liefen über meine Wangen und ich fühlte dieses leere Gefühl in mir. Wenn sie mir schon mein altes Leben, mit meinen Freunden wegnehmen musste, konnte sie mir dann nicht wenigstens noch Michael lassen. Ich drehte den Schlüssel im Schloss um, mir war klar, dass ich heute nicht mehr mit meiner Mutter sprechen wollte. Wie immer wenn ich traurig war holte ich meine Kopfhörer und weinte immer wieder zu denselben Liedern. Irgendwann schlief ich zusammengerollt auf meinem Bett ein.


Am nächsten Morgen war ich schon früh auf, aber ich wartete bis meine Mutter das Haus verlassen hatte und zur Arbeit fuhr, bevor ich nach unten ging. Ich holte mir eine Schüssel Cornflakes nach oben und schaltete meinen Laptop an. Draussen prasselte der Regen und reflektierte meine Laune. Für den Rest des Tages würde ich einfach nichts tun, rein gar nichts, ausser filme schauen und essen. In wenigen Tagen würde die Schule beginnen. Daran mochte ich gar nicht denken, wahrscheinlich werden mich sowieso alle nur als „die Neue" abstempeln. Ich konnte nur hoffen, dass ich in dieselbe Klasse kam wie Michael. Dabei fiel mir ein, dass meine Formulare, die ich noch ausfüllen musste, heute eigentlich mit der Posten kommen sollten. Ich schleppte mich mühsam zu unserem Briefkasten und nahm den ganzen Stapel wieder mit nach oben. Die Unterlagen waren wirklich dabei. Ich wurde der Klasse 4b zugeteilt. Daraufhin habe ich Michael eine Nachricht geschickt und ihn gefragt in welcher Klasse er ist. Es schien eine kleine Ewigkeit zu vergehen, bis endlich eine Antwort zurückkam: „4a, wieso in welcher bist du?". Ernsthaft ? Mein Leben hatte es wohl voll auf mich abgesehen. Okay ich musste mich jetzt irgendwie ablenken. Ich zog mich kurz um, bevor ich mir die Schlüssel schnappte und los lief. Ich hatte kein genaues Ziel, ich lief unsere Strasse hinunter und versuchte meine Gedanken zu ordnen.


 Nach einigen Minuten erreichte ich einen Supermarkt und beschloss, mir etwas zu essen zu kaufen. Es dauerte nicht lange, bis ich mich für Schokolade und Popcorn entschied. Ich konnte mich nie zwischen süss oder salzig entscheiden, weswegen ich immer Etwas süsses und Etwas salzigen kaufte, um sicher zu gehen, dass ich meine Wahl danach doch nicht wieder bereuen würde. Der Rückweg war leicht zu finden, da ich nur einer langen Strasse folgen musste. Zuhause angekommen, verkroch ich mich wieder in mein Zimmer.


Am Abend kam meine Mutter nach Hause und kam nach oben. Ehrlich gesagt wusste ich nicht ob ich dieses Gespräch bereit war oder nicht, aber mir blieb wohl keine Wahl. Mom entschuldigte sich für Gestern, doch ich wusste, dass sie es nicht so meinte. Sie fragte mich auch, ob ich noch etwas vorhabe, bevor die Schule wieder losgehen würde. Und da war es schon wieder dieses Thema Schule schien mich überallhin zu verfolgen. Ich sagte ihr, dass ich morgen mit Michael auf den Rummelplatz gehen werde und ihr Gesichtsausdruck nahm wieder diese eigenartige Starre an. „Du bist um 23.Uhr wieder da hast du mich verstanden?". Wenigstens protestierte sie nicht dagegen aber 23.Uhr? Im Ernst ich musste noch nie so früh wieder da sein, zumindest mit meinen alten Freunden. Doch bei Michael schien sie eine Ausnahme zu machen, wie war es auch anders zu erwarten? Dennoch konnte ein Versuch, sie davon zu überzeugen, mich länger gehen zu lassen, nicht schaden. „Mom, kann ich nicht noch länger bleiben? Weisst du ich habe gehört, es soll um Mitternacht ein grosses Feuerwerk geben. Wenn du willst komme ich danach sofort zurück aber bitte, lass mich bleiben". „Nein, du bist um Punkt 23.Uhr wieder da, keine Diskussion". Sie verliess mein Zimmer ruckartig und ich konnte nichts mehr dazu sagen. Ich weiss nicht, seit wann sie sich mir gegenüber so verhält, aber obwohl es sicherlich auch etwas mit Michael zu tun hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass das der einzige Grund ist.

Photograph (Michael Clifford)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt