Kapitel 2

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„Haily! Wach auf" Ich hörte die Stimme meiner Mutter und schlug die Augen ruckartig auf, nachdem mir einfiel, dass ich gestern mit Michael eingeschlafen war. Komischer Weise lag ich nun ganz alleine in meinem Bett, nur die 2 Pizzakartons auf dem Boden erinnerten noch an die letzte Nacht. Verwirrt schaute ich meine Mutter an. „Was ist denn los?" „Ich wollte dir nur sagen dass die Möbel in einer Stunde ankommen und du auspacken helfen musst". „Ja in Ordnung" murmelte ich. „Gut aber wehe du schläfst wieder ein" warnte sie mich auf dem Weg zur Tür. Mit dem klinken der Tür setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Noch im selben Moment hörte ich wie jemand unter meinem Bett ausatmete und sich langsam in Bewegung setzte. Ich beugte mich über die Bettkante um besser nach unten sehen zu können. Als Michaels rote Haare zum Vorschein kamen musste ich anfangen zu lachen. Er kroch ganz unter dem Bett hervor und setzte sich neben mich aufs Bett. „Das war ganz schön knapp weisst  du das?" fragte er mich, mit noch immer angestrengter Stimme. „Wieso warst du überhaupt unter dem Bett?" „wäre es dir lieber gewesen deine Mutter hätte mich in deinem Bett erwischt?" Wo er Recht hat, hat er Recht. „Nein natürlich nicht, aber woher wusstest du, dass sie kommt?" „Na ja, also das war so: Ich bin vor ungefähr 5 Minuten wach geworden und habe Geräusche unten in der Wohnung gehört. Du hast mir ja gestern selbst gesagt deine Mutter würde Morgen wieder kommen, deshalb musste ich mir etwas überlegen. Doch dafür war es schon zu spät als ich Schritte auf der Treppe hörte, deswegen bin ich unter dein Bett, ansonsten ist ja hier nichts wo sie mich nicht finden würde". Ich musste mir mein Lachen verkneifen, damit meine Mutter nichts mitbekam. „Ich würde sagen das du ein Meister des Versteckens bist und mein Retter obendrein. Meine Mutter hätte mich umgebracht hätte sie uns so gefunden". „Also wenn ich dich schon gerettet habe, habe ich auch eine Belohnung verdient oder?" flüsterte er mir mit einem verschmitzten Grinsen zu. „Dir ist bewusst, dass du ohne mich auf der Strasse hättest warten müssen bis deine Eltern gekommen wären, aber auf was willst du hinaus?" gab ich fordernd zurück. „Abendessen heute um 7, keine Wiederworte" sagte er. „Okay, aber nur wenn du vorher vorbeikommst und mir mit den Möbeln hilfst". „Klar, aber wie genau soll ich hier eigentlich raus kommen?" „Ach du Scheisse daran hab ich noch gar nicht gedacht. Aber du könntest von meinem Balkon springen, ich glaube es ist nicht sehr hoch. Weil auf normalem Weg kannst du nicht gehen, du würdest meiner Mutter direkt in die Arme laufen".  Seufzend stand er auf und öffnete das grosse Fenster zu dem Balkon. Ich folgte ihm nach draussen, die ersten Sonnenstrahlen hatten die Luft schon aufgewärmt und ein leichter Wind zog umher. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich mit diesem warmen, süssen Lächeln an. „Danke für... ehmm... das Ganze hier" sagte er, während er immer noch den passenden Ausdruck für unsere Situation suchte. „Immer wieder gern" sagte ich mit einem spitzen Lächeln auf den Lippen. Er kletterte über das Geländer und blickte mit einem unsicheren Gesichtsausdruck nach unten. Er atmete tief ein und sprang runter. Unten angekommen ging er so schnell wie möglich zurück in sein Haus. Ich musste anfangen zu grinsen als ich darüber nach dachte, was in den letzten paar Stunden passiert ist. Aber eins war klar meiner Mutter musste ich eine andere Geschichte erzählen, wieso er mir mit den Möbeln helfen würde. 


Nachdem ich mich umgezogen, und meine Haare zu einem hohen Zopf hochgebunden hatte, ging ich nach unten um zu Frühstücken. In der Küche begegnete ich meiner Mutter, welche schon mal unsere Gläser in die Schränke einräumte. „Mom, ist es in Ordnung, wenn Michael mir nachher mit den Möbeln hilft?" „Wer ist Michael?". Ich hatte ganz vergessen, dass sie noch gar nichts von ihm wusste. Seinen Namen zu sagen war für mich irgendwie schon normal geworden, auch wenn ich ihn erst gestern das erste Mal getroffen habe. „ Der Nachbar, ich habe ihn gestern getroffen als du schon weg warst und er hat angeboten mir zu helfen". „Wie alt ist denn der Nachbar, dass du ihn dir helfen lässt?" „1 Jahr älter als ich, also mach dir keine Sorgen". „Ich mach mir keine Sorgen Haily, ich hab nur gefragt, aber ja es ist in Ordnung". „Gut, danke".


Eine halbe Stunde später war auch schon der Lastwagen mit unseren Möbeln da. Ich lief rüber zu Michaels Haus, um ihn zu holen aber er kam mir anscheinend zuvor, denn er war bereits auf dem Weg. Wir liefen zusammen zu meinem Haus, wo meine Mutter damit beschäftigt war die Möbel zu sortieren. „Mom, Michael ist da", sie drehte sich zu uns um und musterte Michael kritisch. Ich mochte seine roten Haare, sein to the moon Tattoo und seine engen, schwarzen Hosen. Doch ob das meiner Mutter auch so ging? Ich denke die Antwort darauf ist nein. Eigentlich war mir das von Anfang an klar, aber es störte mich nicht. Um ehrlich zu sein fand ich es einfach nur noch lustig. „Hi ich bin Michael, freut mich sie kennen zu lernen" „H..Hi ich bin Lauren, Hailys Mutter aber das weisst du anscheinend schon". Ihre verwirrte Stimme zeigte mir eindeutig, wie sehr sie überrascht von Michael war. Vermutlich war ihr der Kontrast von seinem Aussehen und seiner Höflichkeit zu gross um ihn zu glauben. „Ich denke wir bringen erstmal meine Möbel in mein Zimmer", Meine Mutter nickte mir nur zu und wendete sich dann  schnell wieder an ihre Tätigkeit. Ich gab Michael ein Zeichen mit dem Kopf, mir zu folgen.

Photograph (Michael Clifford)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt