19. Amber

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„Umarmung, Colette! Rosenblätter, jetzt!"

„Was?! Das ist fantastisch, dass ist sensationell, dass ist gigantisch!!! Supermegagigaultra, Spitzenklasse!!! Leute ich dreh durch und den Sound komplett hoch! Mach schon, mach schon, mach schon!!!"

In meiner Jubel-Orde höre ich kaum, wie Colette „Alles klar! Bin dabei!", antwortet, doch das brauche ich auch nicht unbedingt, denn kaum 10 Sekunden später schweben Millionen Rosenblätter von der Decke! Rote, Orange, Weiße, Pinke und Violette! Das ist so schön, so hübsch so bunt so unglaublich atemberaubend cool!

„Wow! Das ist so cool Amber!"

„Und wie es das ist!", antworte ich und wirble meinen Stab durch die Luft. Bibi hat mich zwar vor einer Weile gebeten, die Beleuchtung etwas einzudämmen, aber jetzt brauchen wir einfach Licht! So viel wie möglich, um die Rosenblätter in ihrer vollen, magischen, zauberhaft geilen Pracht zur Schau kommen zu lassen!

Kleine Freudenflammen züngeln aus meinem Stab, während ich alle Lichter bis zum Maximum aufdrehe! Boa ist das hell! Aber ist das wirklich schon alles? Geht da nicht noch mehr?

„Amber?", werde ich von irgendwoher gerufen, doch ich bin gerade so damit vertieft, den Beat so richtig hochzupushen, dass ich es kaum wahrnehme.

Licht! Laser! Sound!

Laser! Sound! Licht!

Sound! Licht! LASER!!!

Tausende kleine Strahlen tanzen durch die Menge und immer noch aktiviere ich mehr und mehr, hole alles aus der Anlage heraus!

Wir haben es geschafft! Unser Plan ist sowas von aufgegangen! Max und Bea sind ein Teil dieser vielen fröhlichen Gesichter! Ein Teil des Weihnachtszaubers! Ein Teil der Menge, für die ich die grandiosesten Shows der Welt vollführe!

Und genau das werde ich auch jetzt tun! Jetzt und dann immer wieder!

Flammen schießen nur so aus meinem Stab, als ich ihn gekonnt um meinen Körper wirble. Ich hab schon immer gerne mit dem Feuer gespielt und mittlerweile spüre ich kaum noch was. Auch dann nicht, wenn mein kompletter Stab lichterloh brennt.

Ich bin eine Fackel! Ich bin eine übermütige, durchgedrehte Freuden-Feuer-Fackel!!! Ein entfesselter Feuerteufel!

Gekonnt schleudere ich meinen Stab hoch in die Luft, programmiere flugs den nächsten Song, dämme das Licht wieder und stelle die Lazar zurück, ehe ich ihn wieder einhändig auffange, mich mehrere Male drehe, zu einem glühenden Kreisel werde, mitten auf dem Mischpult Handstand mache und mich mit einer galaktischen Hip-Hop-Akrobatiknummer wieder auf den Füßen lande.

Genau dasselbe Kunststück habe ich letztes Mittsommernachtsfest und zu Halloween auf je unterschiedlichen Bühnen vollführt und wie auch die letzten paar Male, ernte ich tosenden Applaus.

Bis es plötzlich stärker nach Rauch riecht, als es eigentlich sollte.

Ich schaue nach oben und erstarre, als ich die Flammen sehe.

Verdammt! Meine letzten zwei Bühnen waren zwar von Grund auf unterschiedlich, wie es Mittsommer und Halloween nun mal sind, hatten aber eines gemeinsam: sie waren Freiluftbühnen. Auf ihnen konnte man einen Fackelstab so hoch raufschleudern, wie man wollte, ohne dabei in Gefahr zu verlaufen, die Decke mit ihren Lichterketten und Schneeflockengirlanden aus PAPIER zu versenken!

Das habe ich nämlich soeben getan!!!

Mist! Mist! Mist! Was soll ich jetzt tun?! Ich brauche einen Feuerlöscher! Sofort!

Panisch will ich von der schmalen Tribüne mit dem Pult klettern, da verfängt sich mein Fuß in einem der Kabel!

Ernsthaft jetzt?! Wie kommt es, dass ich Handstand und Hip-Hop tanzen kann und mich dann im normalen Gehen verwickle?!?!

Es kommt, wie es kommen muss: ich kann mich nicht mehr halten, falle nach vorne, die Kabel schlingen sich fester um meinen Knöchel, es blitzt und zischt – dann gehen schlagartig alle Lichter aus!

Stockdunkel ist es nun, doch mir tanzen immer noch Lichtpunkte vor den Augen, als ich hart auf dem Boden des Gift-Shops aufschlage.

Keine zwei Sekunden später fallen die Girlanden von der Decke. Die Flammen breiten sich rasend schnell aus, züngeln meterhoch in die Luft und lecken an allem, was nicht Feuerfest ist.

Ich werde wohl mehr wie nur einen Feuerlöscher brauchen, aber dafür muss ich mich erst mal befreien.

Verbissen rüttle ich an den Kabeln meiner Fußfessel. So bemerke ich zu spät, wie eine der Lautsprecherboxen kippt und in meine Richtung fällt.

„AMBER!!!"

Ich bemerke den großen, schwarzen Schatten erst, als es bereits zu spät ist. Das letzte, was ich sehe, ist eine kleine, schmächtige Gestalt, die auf mich zu rennt. Sie ist aber zu weit weg. Sie wird es unmöglich schaffen.

Offenbar habe ich diesmal wirklich zum letzten Mal mit dem Feuer gespielt!

Ein Schrei. Ein Eiskalter Schauer. Ein gedämpfter Knall.

Und alles um mich herum wird schwarz.


Drei teuflische Engel auf Mission - ein Brawlstars AdventkalenderWhere stories live. Discover now