Bis(s) der letzte Hauch von Leben uns verlässt | Abgeschlossen

Kapitel 1

Das ist die Fortsetzung von ,,Bis(s) ich wieder bei dir bin" und ich würde es jedem raten, der dieses Buch liest. Wer das Buch vorher nicht gelesen hat, wird die Handlung nicht gut verstehen.

Kiara p.o.v

Wir saßen in der Schule und rechneten gerade Funktionsgleichungen aus. Maria saß neben mir und schrieb eifrig. Sie war in der Schule echt gut, was man von mir nicht behaupten konnte. Ich konnte schon froh sein, wenn ich überhaupt die Highschool schaffen würde. Ich wurde wie so oft von Marias Federtasche abgelenkt. In dieser waren viele Bilder, von ihren Freundinnen Tanya, Maggie, Tia, Senna und Alice, von ihren beiden noch lebenden Geschwistern Jane und Alec, von ihrer toten Schwester Lia und von ihrem Mann Demetri. Ich kannte niemanden, der in ihrem Alter schon verheiratet war. Als sie es mir erzählt hatte, fand ich es seltsam. Aber jeder, der sie mit ihrem Mann sah, wusste, dass sie sich wirklich liebten. Am Anfang hatten Maria und ich uns schon ganz gut verstanden, obwohl wir beide keine einfachen Charaktere waren. Sie war sehr stur und dominant, nur Jane war noch schlimmer. Das musste in der Familie liegen.

Ein Bild starrte ich jedes Mal an, wenn sie in einem Kurs neben mir saß. Das Bild von Alec, ihrem älteren Bruder. Er sah wunderschön aus, wie ein Filmstar oder ein Model. Er hatte volle, rote Lippen und schwarze Haare, die perfekt zu seiner blassen Haut passten. Außerdem noch braune Augen. Nicht nur ein Mal hatte ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Alec war eine Klasse über mir und Maria. Die meisten Männer in Marias Freundeskreis waren heiß. Ihr Mann war keine Ausnahme. Seltsam war nur, dass beide dieselbe Augenfarbe hatten. So eine Augenfarbe hatte ich überhaupt noch nie gesehen. Ein weicher Goldton. Manchmal holte Demetri sie von der Schule ab. Sie waren ein eingespieltes Team.

Maria tickte mich energisch an und riss mich damit aus meinen Gedanken.
,, Kiara, gleich müssen wir mit der Aufgabe fertig sein und du hast gerade einmal eine Funktionsgleichung gelöst.''
,, Ich mache ja schon weiter'', sagte ich und wandte mich meinem Heft zu, um die letzten Funktionsgleichungen zu berechnen.

In der Pause gingen Maria und ich zusammen zum nächsten Raum. Auf dem Flur liefen wir Jane und Alec über den Weg. Sie erzählte ihm etwas und begrüßte uns schon von Weitem. Er wirkte genervt und angespannt, so wie häufig. Maria lächelte und grüßte zurück. Wenn alle Geschwister zusammen waren, wirkten sie nicht wie von dieser Welt. Sie sahen alle außerirdisch gut aus und den Zwillingen pfiff man immer hinterher. Bei Maria unterließ man das tunlichst. Nach Schulbeginn hatte Tyler aus dem Jahrgang über mir diesen Fehler gemacht. Ich wusste nicht genau, was dort passiert war. Auf jeden Fall behandelten seitdem Maria alle mit Respekt und teilweise auch mit Angst. Ich kam nicht darum herum, zu glauben, dass Demetri davon Wind bekommen hatte. Er konnte auch ziemlich furchterregend sein.

Alec und Jane gingen an uns vorbei.
Meine Wangen wurden heiß und ich sah zu Boden. Innerlich verfluchte ich mich. Ich konnte ihm nicht einmal ins Gesicht sehen.
,, Weißt du was? So geht das nicht mehr weiter. Du musst endlich einmal mit ihm zusammenkommen. Da ich weiß, dass du es eher nicht alleine schaffst, werde ich etwas nachhelfen. Ich organisiere mit meiner Schwester ein Date für dich und Alec. Es ist mir egal, was du sagst.''
Marias Ton war genervt und harsch.
,, Das würdest du tun? Danke'', rief ich und umarmte sie fest.
,, Na klar'', brummte sie und schüttelte sich.
Sie mochte Umarmungen nicht so gerne.
Sie fügte aber hinzu:,, Aber morgen komme ich nicht zur Schule. Das weißt du doch, oder? Ich fahre zu meiner Freundin Tanya nach Denali.''
Das hatte ich schon wieder vergessen. Sie sahen sich tatsächlich recht oft und Maria war volljährig. Sie konnte in der Schule so oft fehlen, wie sie wollte. Alle Lehrer liebten sie und ihre Noten waren auch grandios.
,, Ach, ja. Aber ich werde es überleben'', sagte ich.
Dann klingelte es auch schon zum Pausenende und wir setzten uns auf unsere Plätze. Es war der einzige Tag, an dem wir zwei Kurse hintereinander zusammen hatten.