11. Wut - Ersatzemotion

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»Sollte es nicht meine Entscheidung sein, wen ich heirate?«, fragt Itachi seinen Vater nach Monaten zum ersten Mal.

Die Frage, die seit Tag eins auf seiner Zunge brennt, ihn nachts nicht schlafen lässt, die er sich einfach die ganze Zeit fragt.

Itachi steht vor dem Tisch in dem Büro seines Vaters, jener ihn nur mit seinem harten, sturen Blick anschaut.

Keine Antwort. Kein Wort, das ausgesprochen wird. Dabei liegt doch alles auf der Zunge und müsste bloß gesagt werden.

»Gibt es denn jemanden, den du lieber heiraten würdest, Itachi?«, stellt der Herr die Gegenfrage.

In diesem Moment ist da nichts, außer der Gedanke an Shisui Uchiha. Der Junge, den er schon seit so langer Zeit liebt. Aber er traut sich nicht, es zu sagen, er will es nicht sagen.

Nicht, weil er ihn nicht liebt oder er ihm peinlich ist. Eher, weil die Angst, dass sein Vater seinem besten Freund Schaden zufügen würde, überwiegt.

Absurd, falsch, unsinnig. Alles Wörter, die das treffen. Doch manchmal ist Angst so groß, dass man sich sogar nicht eingesteht, wen man liebt.

»Itachi?« Die Stimme klingt genervt und bebt.

»Ja. Ja, es gibt da jemanden.«

Und da ist er. Der plötzliche Mut, der plötzliche Drang, einfach alles zu erzählen. Der Moment, wo dich dein Glück durchflutet wie eine kühle, klare Dusche. Alles fühlt sich perfekt und richtig an.

Fast wie eine Droge. Dabei weiß jeder, dass Drogen ihre Nebenwirkungen haben. Wenn du dich jetzt durch sie gut fühlst, wirst du dich später wieder abhängig sowie bedürftig fühlen.

„Ach, ja? Wer ist denn die Glückliche?«, will sein Vater wissen.

Itachis Mund wird trocken und auf seinem Herz lasten schwere Tonnen. Kann er es seinem Vater sagen? Sagen, dass er Gefühle für seinen besten Freund, seinen Cousin, hat?

Vor seinen Augen tanzen die möglichen Situationen, die passieren könnten, wenn er es sagen würde.

Überwindung. Das fehlt Itachi gerade ein bisschen.
Mut ist ein Gefühl, mit dem man seine Ängste überwindet und besiegt. Dabei ist der Junge gar nicht feige. Er ist sogar einer der besten Shinobis.

Doch manchmal hat selbst der mutigste Mann der Welt Angst vor seinen Gefühlen.

»Also?« Die Stimme sticht leicht in Itachis Magen. Woher zur Hölle sollte er denn wissen, ob es eine gute Idee wäre?

»Es würde nichts ändern, oder?«, hakt der Junge nach.

»Nicht wirklich.«

Und da gibt Itachi es auf. Er sagt es seinem Vater nicht und es bleibt weiterhin ein schweigsames Geheimnis.

»Okay.«

Der Junge schluckt noch mal alle Gefühle runter, die bei dem Gedanken an seinen Cousin aufblühten.

»Bis später«, winkt der Herr seinen Sohn weg.

Sunset Where stories live. Discover now